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Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige

Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige

Titel: Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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eine
Frau.
    Sie war ohnmächtig, der Mann zerrte verzweifelt an seinen
Fesseln. Die beiden Gefesselten waren, ihrer Kleidung nach zu
urteilen, Forscher und durch irgendwelche unbekannten Gründe in
die Hände dieses kriegerischen Stammes gefallen.
    Die Tänzer sahen furchterregend aus.
    Ihre Gesichter waren grell bemalt, und ihre Körper hatten sie
mit einem übelriechenden Öl eingerieben. Die Haut
glänzte, und der Geruch stieg Jim in die Nase, der noch gut
fünfzehn Schritte vom Tanzplatz entfernt stand.
    Die Tänzer waren mit langen Speeren bewaffnet. Die Griffe
zierten rote und grüne Bänder und eine Art Fetisch.
    Jim kam das Geschehen vor wie die unwirkliche Szene in einem
spannenden Abenteuerfilm.
    Zwei an Totempfähle gebundene Weiße wurden von
bewaffneten Eingeborenen bedroht. Feuer brannte mitten auf dem Platz,
und die ganze Atmosphäre hatte so etwas Unwirkliches, Bizarres
an sich, daß man sie gar nicht ernst nehmen wollte.
    Jim kniff sich in den Arm und spürte den Schmerz. Nein, er
war hellwach – dies war kein Traum.
    Und es war auch kein Traum, daß genau in diesem Moment zwei
Eingeborene mit angewinkelten Speeren auf die beiden Opfer zuliefen,
um sie zu durchbohren, und daß die Totempfähle, die Jim
erst jetzt genauer anschaute, genauso aussahen wie er, der
Kugelkopf!
     
    *
     
    Genau zu dieser Zeit geschah einige hundert Meilen weiter
nordwestlich etwas derart Absonderliches, daß man es einen Tag
später in allen Zeitungen las.
    Buntes Treiben in Tanger.
    Touristen bevölkerten die Hafenregion, neue Schiffe trafen
ein und brachten Ausflügler aus Algeciras und Gibraltar.
    In den engen, schattigen Gassen, wo Händler ihre farbenfrohen
Stände aufgeschlagen hatten, wurden die Waren angepriesen, wurde
gefeilscht und verkauft.
    Vom Hafen näherte sich ein holpriger Handkarren, den ein
Junge zog. Der Wagen war randvoll mit frischen Fischen, die zum Bazar
gebracht werden sollten.
    Da geschah das Unheimliche!
    Die Plastikhaut, mit der die Ladung abgedeckt war, flog
plötzlich zur Seite. Ein großer Fisch rutschte über
den Rand und klatschte auf die Straße, einem jungen
Mädchen, das überqueren wollte, genau vor die
Füße.
    Die Fremde, dunkelhaarig, grazil, bekleidet mit einem getupften,
weit ausgeschnittenen Sommerkleid, gab vor Schreck einen Schrei von
sich.
    Auch dem Jungen, der den Karren zog, war trotz des allgemeinen
Lärms der Vorfall nicht entgangen.
    Er blieb stehen und lief zurück, um den großen Fisch
aufzuheben und mitzunehmen.
    In dem allgemeinen Menschengewimmel, wo jeder mit sich selbst
beschäftigt war, wurde das Ereingis nur von wenigen Menschen
beobachtet.
    Aber wer Zeuge wurde, den packte das kalte Grausen.
    Die junge, dunkelhaarige Touristin sah noch, daß der
halbwüchsige Marokkaner sich bückte und nach dem Fisch
griff.
    »Nix Angst haben… Frau…«, sagte der Knabe in
gebrochenem Deutsch. Mit Kennerblick registrierte er, woher die
Touristin stammte. Er grinste von einem Ohr zum anderen. »Fisch
tot, er nix kann beißen, wenn gebraten, schmecken ganz
wunderbar.«
    Er sollte unrecht behalten.
    Der Fisch war plötzlich von gespenstischem Leben
erfüllt. Als der Junge zupacken wollte, sprang das glitschige
Tier an seiner Hand vorbei, stieg blitzschnell in die Höhe und
der schlanken Unbekannten direkt an den Hals.
    Im nächsten Moment biß sich der Fisch an ihrer Kehle
fest.
     
    *
     
    Einige Umstehende erstarrten, andere brachen in Lachen aus, weil
sie der Meinung waren, dem Jungen wäre der kalte, glitschige
Fischleib aus den Fingern geglitten. Sie bekamen nicht mit, wie die
Dinge sich wirklich abspielten.
    Die Frau schrie gellend auf. Ruckartig schossen ihre Hände
nach vorn und versuchten den kräftigen Fisch vom Hals zu
lösen.
    Der hatte aber seine Zähne tief in ihr Fleisch geschlagen und
schlug wie ein Pendel vor ihrer Brust hin und her.
    Das Mädchen geriet in Panik, rannte los, schrie um Hilfe und
lief in eine der düsteren, engen Gassen.
    Sie war wie von Sinnen, als verfolgten sie Furien.
    Niemand hielt sie auf. Ehe die meisten begriffen, was eigentlich
los war, stürzte die Touristin durch einen niedrigen
Durchlaß und fiel in einen dunklen Hof. Die Tür zu dem
weißen, schmalbrüstigen Haus, das sich an die anderen
schmiegte, stand offen.
    Ein Ehepaar saß in dem kleinen Wohnraum.
    Der Mann blätterte in einer Zeitung, die Frau war mit
Handarbeit beschäftigt.
    Die Fremde stand plötzlich vor ihnen, totenbleich im Gesicht,
die Augen vor Entsetzen weit

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