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Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige

Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige

Titel: Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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gleichzeitig aus dem Gebüsch.
    Sein Auftauchen hatte eine im wahrsten Sinn des Wortes verheerende
Wirkung.
    Die zehn Tänzer standen wie vom Donner gerührt. Zwei,
drei Sekunden wirkten sie wie versteinert.
    Dann warfen sie die Arme in die Höhe, schrien auf und rannten
wie von Furien gehetzt davon. Einige Eingeborene schleuderten voller
Entsetzen ihre Speere in den Boden oder ließen sich einfach
fallen.
    Die Schwarzen verschwanden in den Büschen. Keiner suchte die
umstehenden Hütten auf.
    Außer dem prasselnden Feuer mitten auf dem Tanzplatz
herrschte eine geradezu unheimliche Ruhe.
    Jim nutzte das Überraschungsmoment aus.
    Er wandte sich den beiden Gefangenen an den Totempfählen zu.
Der Mann starrte ihm aus einer Mischung unverhohlener Neugier,
Verwirrung und Angst entgegen.
    Jim vermied es, den Blick auf die Totempfähle zu richten.
Aber ganz vermeiden konnte er es nicht, während er einen Speer
packte und mit der scharfen Spitze die Fesseln aufstemmte.
    Der Mann taumelte nach vorn. »Danke«, murmelte er auf
englisch.
    Jim befreite auch die Frau. Die Ohnmächtige fiel ihm in die
Arme. Er reichte sie kurzerhand an den Engländer weiter.
    »Hier, Sir… kümmern Sie sich um die Frau und
nützen Sie die Zeit, die uns zur Verfügung steht, im Moment
ist alles durcheinander, daß Sie fliehen können. Wo
befindet sich Ihr Lager?«
    »Etwa zwanzig Meilen weiter westlich, wer sind Sie? Warum
tragen Sie eine solche Maske, können Sie sie
nicht…«
    »Abnehmen?« Jim erriet, was der andere sagen wollte.
»Nein! Ausgeschlossen, der Stamm fürchtet diese
Maske.«
    »Mein Name ist Fred Mason. Ich komme aus dem Dorf Dobala.
Dort ist unsere Expedition aufgebrochen. Wir hatten einen Hinweis
erhalten, daß in dieser Gegend ein Stamm sein soll, der eine
eigenartige Gottheit verehrt. Meine Frau und ich sind diesen bisher
unbestätigten Gerüchten nachgegangen.« Er blickte auf
die Totempfähle, die die Gestalt zweier Kugelkopfmenschen
aufwiesen. Die Gestalten waren lebensgroß aus dem harten Holz
herausgemeißelt. Die Figuren überragten Jim um
Haupteslänge. »Eine gute Idee«, murmelte er
plötzlich, während sein Blick zu Jim wanderte und ihn mit
dem Aussehen der Götzen-Totems verglich. »Sie müssen
glauben, daß ihr unheimlicher Gott zum Leben erwacht ist und
nicht mit ihrem Handeln einverstanden war. Unser letztes Lager, in
dem wir uns aufhielten, bevor wir überfallen wurden, ist schnell
zu erreichen. Dort haben wir auch Waffen. Wir können uns in
Sicherheit bringen und dann noch mal versuchen, einen Vorstoß
zu diesem Stamm zu unternehmen…«
    »Darüber läßt sich später sicher mehr
sagen«, fiel Jim dem Mann ins Wort »Bringen Sie sich in
Sicherheit! Ich komme nach. Ich habe hier noch etwas zu erledigen,
das keinen Aufschub duldet.«
    Er verstand es vortrefflich, seine wahren Gefühle unter
Kontrolle zu halten.
    Mason verschwand mit seiner Frau in der Wildnis.
    Der Platz zwischen den strohgedeckten Hütten und den Totems
war bis auf den Guuf wieder menschenleer.
    Jim wußte nur zu gut, daß er seinen unerwarteten
Erfolg weniger seinem schrillen Schrei als seiner Erscheinung zu
verdanken hatte. Er hatte einkalkuliert, daß sein Aussehen eine
überraschende Wirkung haben würde, aber daß er
für die Eingeborenen dieses rätselhaften Stammes
gewissermaßen etwas › Bekanntes ‹ darstellte, daran
hätte er im Traum nicht gedacht.
    Die Eingeborenen kannten die Rasse der Guuf und verehrten sie als
Götter! Daran gab es keinen Zweifel. Aber wie war diese
Verehrung zustande gekommen? Auf welche Weise hatte sich der erste
Kontakt abgespielt, welche Rolle spielten die Kugelköpfe in der
Religion der Eingeborenen?
    Jim blickte angespannt in die Runde, hielt noch immer eine Lanze
in der Hand und näherte sich der mittleren, ein wenig nach vorn
stehenden Hütte.
    Es wäre nur logisch, wenn außer den männlichen
Angehörigen des Stammes auch noch Frauen und Kinder da waren.
Von ihnen hatte er bisher nichts bemerkt.
    Sie konnten nur in den Hütten sein.
    Vorsichtig näherte Jim sich dem Eingang. Ein
buntgefärbter Vorhang verschloß ihn. Er schob ihn zur
Seite.
    Jim blieb absichtlich seitlich stehen, um von einem eventuellen
Angriff auf ihn nicht überrascht zu werden.
    Doch nichts geschah, alles blieb still.
    Konnte es sein, daß sein Auftauchen das Leben im Urwalddorf
derart gelähmt hatte, daß die Eingeborenen vor Angst
schlotternd in ihren Hütten hockten und nicht wagten, dem zum
Leben erwachten Abbild ihres Götzen

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