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Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige

Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige

Titel: Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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daran war er
gewöhnt. Manchmal verirrte sich sogar ein Skorpion oder gar eine
Schlange unter oder auch mal in sein Bett. Das gehörte zum
Alltag in einer Stadt wie Tanger.
    Es störte ihn noch, daß ein Käfer sich an seinen
Fußknöchel setzte und dort sitzen blieb, bis er wieder auf
die Straße lief.
    Hassan kehrte zu seinem Wagen zurück, um die Fische auf
schnellstem Weg zu dem Händler zu bringen, der sie erwartete und
vor allem auch noch verkaufen wollte, ehe fette Schmeißfliegen
sie auffraßen.
    Der Käfer ließ sich einfach los, kullerte über den
Fuß des Jungen, lief dann schnell am äußersten Rand
eines Hauses entlang und benutzte geschickt Kerben und Spalten in der
Mauer, um weiter in die Stadt zu gelangen.
    Hassan nahm die Lenkstange seines Karrens wieder auf und bahnte
sich einen Weg durch das Menschengewimmel.
    Die meisten Passanten, Einwohner und Touristen, hatten den Vorfall
mit Fisch und Mädchen gar nicht mitbekommen. Die ihn beobachtet
hatten, machten sich keine großen Gedanken mehr darüber
– außer vielleicht Peter Legrell, der an einer Hausecke
stand und mit eigenen Augen gesehen hatte, daß die junge
Unbekannte verschwunden war, als sei sie Luft.
    Die Reaktion des Marokkaners Ahmid Hassuk gefiel ihm nicht. Er
hatte die ganze Angelegenheit einfach hingenommen. Es wäre seine
verdammte Pflicht und Schuldigkeit gewesen, die Polizei zu
benachrichtigen. Aber er hatte dafür keine Veranlassung
gesehen.
    Legrell zündete sich nachdenklich eine Zigarette an und
beobachtete eine Weile das Treiben vor dem Hafen und in den
Gassen.
    Er sah dem Jungen nach und nahm sich vor, bei Einbruch der
Dunkelheit noch mal einen Blick in Hassuks Haus zu werfen. Das
Verhalten des Mannes gefiel ihm nicht.
    Legrell hielt sich seit drei Tagen in Tanger auf. Es war nicht
seine erste Reise nach Nordafrika, und er wußte sehr wohl um
die Gefahren für einen Europäer, der auf eigene Faust etwas
unternahm.
    Legrell wurde das Gefühl nicht los, daß er durch Zufall
Zeuge eines Geheimnisses geworden war, das er unbedingt näher
ergründen mußte.
    Er dachte an Mädchenhandel.
    Es wäre schließlich nicht das erste Mal, daß
alleinreisende junge Mädchen in Afrika verschwanden. Er
mußte auf der Hut sein, wenn er hier auf eigene Faust
Nachforschungen betrieb. Mit solchen Dingen war nicht zu
spaßen, sie konnten ihn das Leben kosten.
    Noch einige andere merkwürdige Gedanken gingen ihm durch den
Kopf, aber auch sie waren von der Wirklichkeit so weit entfernt, wie
Legrell sich das nicht vorstellen konnte.
    Er hätte schon über eine besonders blühende
Phantasie und einen Röntgenblick á la Superman
verfügen müssen, um das, was er durch Zufall eine
Viertelstunde später sah, in Verbindung mit dem zuvor
Geschehenen zu bringen.
    Ein LKW mittlerer Größe verließ ein Lagerhaus.
Das klapprige, dunkelblaue Auto war beladen bis an die
äußerste Grenze seiner Belastbarkeit. Zwei staubbedeckte
Männer hockten auf den Kisten und Packen, die mit Seilen
festgezurrt waren.
    Der Wagen rollte über die holprige Straße in Richtung
Fes davon.
    Auf den Kisten und Metallfässern, die zu einem Verkäufer
in die Hauptstadt gebracht wurden, krochen Fliegen und anderes
Ungeziefer herum.
    Ein schwarzer Käfer krabbelte über einen Sack mit
Weizenmehl.
    Der Chitinpanzer glänzte unter dem Licht der Sonne, die
schräg am Himmel stand, aber fast immer unerträglich in
diesen Breiten brannte.
    Dieser Käfer, der mysteriöse Fisch aus dem Karren
Hassans und die junge deutsche Touristin standen in engem
Zusammenhang.
    Wenn man genau hinsah, konnte man den stumpfen Punkt, der aussah
wie ein dickes Staubkorn, auf dem prallen, schillernden Chitinpanzer
wahrnehmen.
    Das Seltsame daran war, daß der Käfer, der wenig
später in eine schattige Spalte zwischen den Säcken kroch,
seine Form veränderte.
    Er wurde eiförmig, die dicken Flügel verschmolzen mit
dem Körper, und an ihrer Stelle zeigten sich dicht nebeneinander
liegende dünne Fäden, die den Leib völlig zu
umgürten schienen bis auf den dottergelb schimmernden Spalt, der
wie ein Tor in eine fremde, winzige Welt wirkte.
    Das eiförmige Etwas mit dem verdörrten
»Staubkorn« an seiner Oberfläche, in der Legrell und
auch keiner der Männer auf dem Wagen jemals wieder die junge
deutsche Touristin erkannt hätte, war ›Skrophuus‹, die
Zelle von Myriadus, dem Tausendfältigen.
     
    *
     
    Jim, der Guuf, handelte mechanisch.
    »Aaiiieee!« brüllte er mit voller Lautstärke
und brach

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