Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige
vor:
»Merkwürdige Vorkommnisse werden aus der Umgebung von
Algeciras und Gibraltar gemeldet. Die Polizeistation V in Algeciras
sucht seit der vorletzten Nacht nach zwei französischen
Touristen, die im Hotel ›Alhambra‹ als Gäste
weilten…
Einer der beiden Männer, die miteinander befreundet waren,
verließ gegen 21 Uhr das Hotel. Der andere wurde nach diesem
Zeitpunkt noch gesehen. Er soll eine Stunde später das
›Alhambra‹ verlassen haben. Ein Rendezvous mit einer jungen
Hotelangestellten wurde auf den nächsten Tag verschoben. Am
darauffolgenden Morgen fanden Spaziergänger in einer
unzugänglichen, steinigen Bucht Reste eines Ruderbootes.
Inzwischen konnte rekonstruiert werden, daß dieses Ruderboot
aus dem Ort stammt und bei einem Bootsverleiher von einem der beiden
Franzosen schon eine Woche vorher gemietet worden war.
Der Schluß liegt nahe, daß die beiden Männer aus
bisher noch ungeklärten Gründen bei dem Versuch,
hinauszurudern, ums Leben kamen. Was das Boot so zerstört haben
könnte, ist jedoch nach wie vor rätselhaft.
In der Nacht herrschte kein Sturm…
Von einem Suchtrupp der Polizeistation V wurde aber noch mehr
sichergestellt als die Bootstrümmer. Es geht das Gerücht
um, daß man ein Teil des Bootes fand und in ihm soll ein
kostbares Schwert gelegen haben, von dem kein Mensch weiß, wie
es dorthin kommt…«
*
Wäre eine Bombe in Hellmarks unmittelbarer Nähe
explodiert – sie hätte keine größere Wirkung
haben können.
Da war die Rede von einem Schwert, das unter mysteriösen
Umständen in einem Fall auftauchte, der Aufsehen erregt
hatte.
Handelte es sich um sein ›Schwert des Toten Gottes‹?
Wenn ja, wie kam es dann ausgerechnet nach Algeciras, nach Spanien
– und welche Verbindung gab es zu den beiden verschollenen
Männern?
Der Nachrichtendienst Richard Patricks funktionierte gut.
»Was hast du jetzt vor?« fragte Björn, als der
Verleger das Telex sinken ließ.
»Sofort einen meiner Männer losschicken, damit er mehr
in Erfahrung bringt. Ich brauche ein Interview mit einem der
Spaziergänger, mit dem Mädchen aus dem Hotel Alhambra und
vor allem noch mit einem Polizeibeamten des Reviers Nummer fünf.
Bilder von den Beteiligten und vom Schwert…«
Björn nickte. »Und wo hält sich dein Mitarbeiter
auf? Ist er schon in Algeciras?«
»Schön war’s. So weit sind wir leider noch nicht,
daß wir immer gerade da unsere Leute sitzen haben, wo etwas
passiert, der am schnellsten da sein könnte, ist der Mann, der
das Telex geschickt hat. Juan Balmod. Und der sitzt in
Malaga…«
»Wegzeit eine gute Stunde«, murmelte Björn.
»Ich mache dir einen anderen Vorschlag. Du pfeifst Balmod
zurück. Interviews mit dem Spaziergänger, dem
Zimmermädchen und dem Polizisten nehmen Rani und ich vor,
außerdem sehen wir uns den Tatort genauer an, und wenn du
willst, schießen wir dort auch ein paar Fotos.«
Richard Patricks Miene hellte sich auf. »Genau genommen
brauchte man drei Leute, um die Interviews durchzuführen, nicht
wahr? Da ihr über eine so famose Art des Reisens verfügt,
würde ich sagen, ich hänge mich an, einverstanden? Wenn
wirklich etwas Außergewöhnliches dahintersteckt, werden
wir es so am ehesten erfahren.«
Björn hob die Augenbrauen und sah seinen Freund Rani mit
verschmitztem Lächeln an. »Merkst du, woher der Wind weht,
Rani?«
»Mhm… da will jemand seine Reisekasse schonen«,
grinste der Inder und fuhr sich mit der flachen Hand über seine
prächtige Vollglatze.
»Genau«, schwenkte Patrick auf die Flachserei ein,
»wo zwei schon reisen, kommt es auf den dritten auch nicht mehr
an.« Er setzte sich über die Tischsprechanlage mit seiner
Sekretärin in Verbindung. »Bitte sagen Sie alle Termine
für die nächsten zwei bis drei Stunden ab, ich bin für
niemand zu sprechen.«
Er ließ die Taste los, legte sein Jackett und sein Hemd ab
und öffnete die Tür des Wandschrankes. »Ich
denke«, sagte er, den beiden Freunden den Rücken zugewandt,
»daß um diese Jahreszeit in Spanien das herrlichste Wetter
herrscht. Da ist man im Anzug völlig fehl am Platz, das sieht
doch so viel besser aus, nicht wahr?«
Mit diesen Worten stülpte er ein Buschhemd über. Die
Farben waren grell. Südseeromantik, ein kleiner Mann im gelben
Hemd, roter Hose und Schirmmütze rannte mit einem Köcher in
der Hand einem knallbunten Schmetterling nach.
»Du wirst es nicht glauben, Rich«, sagte Björn
Hellmark, »aber du siehst aus wie ein
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