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Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige

Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige

Titel: Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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habe – ich trage überhaupt keine
Brieftasche mit mir herum.«
    »Oh, das macht nichts«, warf Rani ein. »Eine
Kreditkarte tut es auch.«
    »Dummerweise steckt auch die in der besagten Brieftasche, und
die wiederum befindet sich in meinem Jackett, das ich abgelegt habe,
bevor wir uns auf den Weg machten, das ist wirklich sehr
bedauerlich.«
    »Keineswegs, Rich«, schaltete sich Hellmark wieder ein.
»Das gemeinsame Abendessen lassen wir uns nicht entgehen. Hier
in Andalusien gibt es außerdem einen ganz vorzüglichen
Rotwein. Wenn wir auf ihn verzichteten, wäre das dumm, du
brauchst dir keine grauen Haare wachsen zu lassen – Brieftasche
mit Bargeld und Kreditkarte wird beschafft. Nach getaner Arbeit. Es
bleibt beim Treffpunkt ›Alhambra‹. Sagen wir in zwei
Stunden, einverstanden?«
    »Einverstanden«, antworteten beide wie aus einem
Mund.
    »Okay. Vielleicht müßt ihr zwei oder drei Minuten
auf mich warten – aber das macht ja nichts. Ich muß noch
mal schnell nach New York zurück, um aus Richs Büro besagte
Brieftasche zu holen. Aber diese kleine Verzögerung fällt
ja wohl kaum mehr ins Gewicht, nicht wahr?«
     
    *
     
    Der blonde Mann schlenderte durch die enge Gasse in Richtung des
schmutziggrauen Gebäudes, das etwas von der Straße
zurückstand.
    Das Revier der Guardia civil. Vor dem Eingang brannte eine nackte
Birne, obwohl das Tageslicht noch nicht völlig geschwunden war.
Auf einem Platz neben dem Gebäude standen drei Polizeiautos.
Sechs ausgetretene Sandsteinstufen führten in das Haus.
    Björn Hellmark nahm immer zwei Treppen auf einmal und
stieß dann die dick mit dunkelgrüner Ölfarbe
gestrichene Tür auf.
    Vor ihm lag ein düsterer, handtuchschmaler Korridor, in dem
eine klobige Sitzbank stand, die soviel Platz wegnahm, daß eine
Person sich zwischen Bank und Wand durchzwängen mußte, um
zu den Amtszimmern zu gelangen.
    An den schmutzigen Wänden zu beiden Seiten des Korridors
hingen bunte Plakate und Anschläge, Steckbriefe, die schlechte
Fotografien zeigten.
    Im Revier war es bemerkenswert still. Das fiel Björn sofort
auf.
    Keine Stimme, kein Schreibmaschinengeklapper, überhaupt kein
Geräusch.
    Unwillkürlich entstand zwischen Hellmarks Augen eine steile
Falte.
    Er schob sich an der Bank vorbei, hin zur ersten Tür und
klopfte.
    Niemand rührte sich.
    Er drückte die Klinke herab, nachdem er ein zweites Mal
geklopft hatte. Die Tür ließ sich nicht öffnen. Es
befand sich demnach also niemand im Raum.
    Ohne Zögern wiederholte Hellmark die Szene an der Tür
nebenan. Insgesamt gab es in diesem Korridor vier Türen.
    Wieder rührte sich niemand. Aber die Tür war wenigstens
nicht abgeschlossen.
    Björn Hellmark trat ein.
    Hinter einem alten, einfachen Schreibtisch saß ein Beamter.
Das Fenster hinter ihm stand halb offen, frische Luft durchwehte den
Raum. Auf der Tischplatte lagen mehrere Aktenstöße. Vor
dem Spanier war eine Akte aufgeschlagen.
    »Buenos dias, Senor«, sagte Björn beim
Eintreten.
    Der hinter dem Schreibtisch saß, sah ihn nur aus
großen Augen an – und rührte sich nicht. Er war stumm
wie ein Fisch und – reglos, als wäre er zu Stein
erstarrt!
    Schnell durchquerte der Besucher den Raum.
    »Senor?!« Hellmark erreichte den Schreibtisch. Der Mann
dahinter rührte sich noch immer nicht. Sein Gesicht war seltsam
blaß, völlig blutleer, seine Augen matt und glanzlos.
    Hellmark ging um den Tisch herum und faßte den Mann bei der
Schulter.
    Die geringe Erschütterung brachte den Stein ins Rollen.
    Der Beamte kippte langsam nach vorn – sein Kopf löste
sich und fiel dumpf auf den Schreibtisch.
     
    *
     
    Der Wind, der vom Meer her wehte, war kühl.
    Auch Mahay fröstelte. Es wäre für ihn eine
Kleinigkeit gewesen, sich nach Marlos zurückzuversetzen, um
wärmere Kleidung überzuziehen.
    Der sympathische Inder lief am Strand entlang und erreichte den
steinigen, schwer zu gehenden Pfad, den ein Hafenarbeiter ihm gezeigt
hatte. Der Spanier kannte die unzugängliche Bucht, in der durch
Zufall die Reste des fraglichen Bootes gefunden worden waren.
    Schäumend sprangen die Wellen die zerklüfteten Felsen an
und liefen dann gebrochen auf dem steinigen Strand aus.
    Mahay sah schon von weitem zwei Menschen, die gleich ihm einen
Spaziergang hierher unternommen hatten.
    Es handelte sich um einen Mann und eine Frau, beide noch sehr
jung. Der Inder schätzte sie auf Anfang zwanzig.
    Sie hatten lange Stöcke dabei und stocherten zwischen den
Felsen und Steinen.
    Grinsend kam

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