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Macabros 088: Die flüsternden Pyramiden

Macabros 088: Die flüsternden Pyramiden

Titel: Macabros 088: Die flüsternden Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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gesprochen.
    Trotz der Dunkelheit konnte Millan erstaunlich viel sehen.
    Die Wände zu beiden Seiten waren nicht glatt.
    Große, schwarze Vögel bewegten sich mit mächtigen,
lautlosen Flügelschlägen über eine phantastische,
unwirkliche Landschaft, die in ein rötliches Glühen
getaucht war.
    Aus einer steinigen Ebene wuchsen ungleichmäßige
Pyramiden empor, die bis zum Horizont reichten.
    Millan hatte das Gefühl, mitten durch diese Landschaft zu
gehen, aus der ebenfalls das unwirkliche Wispern kam.
    Dann fiel ihm etwas auf…
    Die schwarzen Vögel bewegten zwar die Flügel – aber
sie veränderten nicht ihre Flugrichtung und die Stelle, an der
sie sich befanden.
    Sie kamen um keinen Millimeter voran!
    Unwillkürlich wurde Philip Millan an Alpträume erinnert,
in denen er vor einer grauenhaften Gefahr flüchtete und rannte
– und doch auf der Stelle trat…
    Brenda Millan führte ihren Mann tief in die Landschaft
hinein.
    »In dieser Pyramide, Philip, kannst du jene sprechen, die du
schon immer wiedersehen wolltest…«
    »John… Ellen…«, er sprach von seinem Freund,
von seiner Schwester, die vor fünf Jahren bei einem
Verkehrsunfall ums Leben kam. Dieses Erlebnis war mit ausschlaggebend
dafür gewesen, daß Philip Millan den Anschluß an
okkulte Zirkel, spiritistische Kreise und magische Vereinigungen noch
intensiver suchte, um die Mauer des Schweigens zwischen der
diesseitigen und der jenseitigen Welt zu erbrechen.
    »Sie werden da sein, wenn du sie rufst. Aber vergiß das
Opfer nicht, Philip…«
    »Welches Opfer, Brenda? Ich wurde schon mehrfach darauf
aufmerksam gemacht…«
    Sie lächelte rätselhaft. »Einer muß es
bringen, entweder du oder ich…, denn nur einer kann das
Vermächtnis übernehmen und der erste sein…«
    Einen Moment wurde er mißtrauisch. Er verstand diese Worte
nicht, aber er war von den Ereignissen der letzten Stunden derart
verwirrt und voll damit beschäftigt, daß er dieses
Nichtverstehen auf seine Unfähigkeit zur momentanen
Konzentration zurückführte.
    Dann merkte er nicht mal, daß seine Frau sich
zurückzog.
    Aus der schummrigen Welt kam ihm jemand entgegen, an den er
besonders intensiv gedacht hatte.
    »Ellen…«
    Und da war noch jemand anders. Hinter seiner Schwester tauchte
eine Gestalt auf, die offensichtlich die Absicht hatte, ihm ebenfalls
entgegenzukommen, dann aber langsamer wurde.
    Die fahl schimmernde Person, die im Hintergrund blieb, war ein
Mann.
    »John?« flüsterte Philip Millan, aber sein
Hauptinteresse galt nach wie vor seiner tödlich
verunglückten Schwester, die ihm auf Reichweite
nähergekommen war.
    Philip Millan schloß drei Sekunden die Augen.
    Das Ganze kam ihm vor wie ein Traum. Nur im Traum wurden solche
Vorstellungen »Wirklichkeit«…
    Als er die Augen wieder öffnete, war die Erscheinung noch
immer da.
    »Wieso, Ellen…«, fragte er kaum hörbar,
»kann ich dich sehen?«
    »Weil du mich gerufen hast, Phil…«
    Ja, das war ihre Stimme!
    Er stand da und starrte die junge, blühend aussehende Frau
an, deren langes, blondes Haar wie flüssiges Gold auf den
schmalen Schultern lag.
    »Bin ich wirklich in dem Reich, in das du eingegangen bist
oder ist dies alles nur eine Halluzination?«
    »Ich bin zu dir gekommen, du nicht zu mir, Phil, das ist ein
Unterschied. Dies ist ein Ort, an dem es zur Begegnung mit den Toten
kommen kann, wenn einer es will. Stunden oder auch nur Minuten kann
dieses Gespräch dauern…«
    Sie sah schön aus, als sie das sagte. Das typische stille
Lächeln um ihre Lippen machte sie so anziehend.
    Ellen Milan war eine fahle Lichterscheinung, nicht wirklich
körperlich. Philip Millan merkte es, als er die Hand nach ihr
ausstreckte und seine Finger keinen Widerstand spürten.
    Dann begann er zu fragen über ihr neues Dasein. Er wollte
wissen, wie sie dachte und empfand. Alles um ihn herum verschwamm, er
hatte nur noch Augen für seine Schwester und für seinen
Freund John, der plötzlich näher kam, weil er es so
wollte.
    John war nach einer langen, qualvollen Krankheit gestorben. Aber
nun stand er wieder kräftig und blühend vor ihm.
    Das Wiedersehen mit den Toten versetzte ihn in eine geradezu
verklärte Stimmung: Wie gut es gewesen war, sich mit den
Mächten einzulassen, die Rha-Ta-N’my als Göttin
anerkannten und verehrten!
    »Das Opfer, Philip – nur einer kann es bringen. In
diesem Fall werde ich es sein…« Wie aus weiter Ferne
vernahm Philip Millan plötzlich wieder die Stimme seiner
Frau.
    Wie aus dem Boden

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