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Macabros 088: Die flüsternden Pyramiden

Macabros 088: Die flüsternden Pyramiden

Titel: Macabros 088: Die flüsternden Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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gewachsen stand sie neben ihm.
    Sie hielt etwas in der Hand, das er zu spät erkannte.
    Und als er es erkannte, war es bereits zur Reaktion zu
spät.
    Brenda Millan ließ das schwere Richtschwert, das sie mit
beiden Händen umfaßt hielt, durch die Luft sausen.
    Philip Millan, ›bereit‹, dem Bösen zu dienen, sich
ganz für Rha-Ta-N’mys und ihrer Verbündeten Belange
einzusetzen, verstand die Welt nicht mehr.
    Oder war es gerade der Widersinn, der das Zusammenleben mit den
Mächten des Bösen verständlich machte?
    Er kam nicht mehr dazu, in diesem Leben die Frage für sich zu
beantworten.
    Das Richtschwert trennte mit einem einzigen scharfen Hieb den Kopf
von seinen Schultern.
     
    *
     
    Brenda Millans Gesicht glühte.
    Sie starrte auf den Enthaupteten, auf den sie – wie ein
Jäger beim erlegten Wild – den rechten Fuß gestellt
hatte.
    »Du warst zu schwach, Philip Millan, du hast es nie
begriffen, auch wenn du es selbst immer gewollt hast«, murmelte
sie abwesend, während sie wie unter dem Singsang leiser Stimmen
den Kopf rhythmisch hin und her wiegte. »Nur einer konnte das
Opfer bringen. Das war ich. Denn ich wußte vor dir von der
wahren Bestimmung der ›flüsternden Pyramiden‹. Sie
sind Richtstätten und Erfüllungsgehilfen für Schwarze
Priester. Nur einer konnte die Herrschaft über die neue
Generation der Schwarzen Priester antreten: ich, Philip Millan, deine
Frau Brenda…«
    Sie lachte erst leise, dann immer lauter, riß mit einer
erstaunlichen Leichtigkeit das schwere Schwert empor und schwang es
über ihrem Kopf, daß die Luft zischend zusammenschlug.
    Die beiden Toten, denen Philip Millan begegnet war, waren
verschwunden.
    Im Innern der gespenstischen Pyramide gab es nur noch Brenda
Millan und die Silhouetten der flügelbewegenden Vögel. Sie
symbolisierten das Leben, einen der möglichen Körper
Rha-Ta-N’mys und ihren Geist.
    »Hätte ich dich nicht hingerichtet, Philip Millan,
wärst du derjenige gewesen, der mir den Kopf abgeschlagen
hätte! Schließlich warst doch auch du zu einem
›Opfer‹ bereit, das die Stimmen dir empfohlen hatten, nicht
wahr? In einer ›flüsternden Pyramide‹ kann so viel
geschehen… du hast es nur zu spät erkannt. Das war dein
Fehler, Philip… du warst schon immer sehr langsam in gewissen
Dingen, du hast immer erst nach mir deine Entscheidungen getroffen.
Diesmal aber war es zu spät… Nicht du wirst der Führer
der neuen Generation sein, sondern ich bin die Herrin, die erste
Schwarze Priesterin unter den Fittichen der mächtigen
Rha-Ta-N’my.«
    Sie lachte schallend, daß es schaurig durch die zwielichtige
Atmosphäre hallte.
    Die Besessene, dem Irrsinn verfallene Brenda Millan, tanzte durch
die weite Halle, die das Aussehen einer Landschaft hatte.
    Die Frau verschwand lachend durchs Maul der Maske nach
draußen und kam in der Welt an, in die sie gehörte.
    Der Regen war heftiger geworden. Wolkenbruchartig strömte er
vom Himmel. Brenda Millan war im Nu bis auf die Haut
durchnäßt.
    Sie merkte es gar nicht…
    Lachend kletterte sie die Stufen nach unten. Das Richtschwert
benützte sie gelegentlich wie einen Stock zum
Abstützen…
    Hinter der Garage befand sich ein Gerätehaus, dessen Tür
nicht verschlossen war. Dort stellte sie das Schwert zwischen
allerlei Gartengerät und nahm dann einen Spaten zur Hand. Damit
grub sie in der Nische zwischen Geräteschuppen und Hauswand ein
großes Loch. Sie hob die Grube etwa einen Meter tief aus.
    Als sie etwa so groß war, daß ein ausgewachsener
Mensch darin liegen konnte, hörte sie mit dem Graben auf.
    Sie rieb sich die Hände und machte einen zufriedenen
Eindruck.
    Sie lief zur Stella auf dem Rasen zurück, wo die
»flüsternde Pyramide« noch immer stand, aber langsam
anfing, sich aufzulösen.
    Ihre Konturen wurden unscharf, die dämonischen Gestalten mit
den Skelettarmen und den dicken Bäuchen schienen ihr
höhnend entgegenzulachen, schlenkerten die lange Arme wie
Perpendikel hin und her, und einige Sekunden gewann Brenda Millan in
der trüben, regnerischen Atmosphäre den Eindruck, als
wäre der dreieckige, totenblasse Kopf von einer Flut dunkler,
dichter Haare umgeben, aus denen die Dämonen und Geister einer
anderen Welt wuchsen. Wie die Schlangen aus dem Haupt der
Medusa…
    Die Pyramide verging, das rätselhafte, lockende Wispern in
der Luft verebbte. Der Platz auf dem großen Rasen war wieder
leer – bis auf die dunkle Gestalt ohne Kopf. Der lag etwa einen
halben Meter weiter links.
    Ohne

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