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Macabros 092: Mandragoras Zaubergärten

Macabros 092: Mandragoras Zaubergärten

Titel: Macabros 092: Mandragoras Zaubergärten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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durch und schloß einen Moment die Augen. Dann
betrachtete er das Gebilde, gegen das er mit dem Nacken
gestoßen war, aus allernächster Nähe.
    Das war kein Fels!
    Er konnte es drehen und wenden, wie er wollte – das war eine
Menschenhand.
    Deutlich zu erkennen die fünf Finger, die leicht
gekrümmt waren. Die Hand wirkte so lebensecht, daß er
unwillkürlich auf den Gedanken kam, sie müsse sich jeden
Augenblick vollends öffnen oder schließen.
    Die Hand im Felsgestein wies in eine Richtung und schien etwas
zeigen zu wollen.
    Leitner schluckte.
    Er war ein Mensch, der mit beiden Beinen auf dem Boden der
Wirklichkeit stand. Er konnte sieb nicht daran erinnern, jemals eine
so beklemmende, beinahe unerträgliche Angst gehabt zu haben wie
in dieser Minute.
    Wie kam die Hand in das Gestein?
    War hier ein Verbrechen geschehen?
    Dann lag es noch nicht allzulange zurück. Die Hand war weder
verdorrt noch verwest. Sie zeigte überhaupt keine Spuren von
Vergänglichkeit.
    Er handelte wie in Trance, streckte seine Rechte danach aus und
wollte die fremde Hand fühlen. Sie war hart und kalt wie
Stein.
    Leitners Blicke suchten die Umgebung rings um die Hand ab. Steckte
noch mehr im Felsgestein?
    Er begann darauf zu klopfen.
    »Peter?« rief die ferne, leise Stimme des Freundes
jenseits des Riesentopfes.
    Leitner war so in Gedanken, daß er es nicht hörte.
    Das Gestein war massiv. Es war ein geradezu idiotischer Gedanke zu
glauben, daß vor kurzer Zeit jemand in dieser Berghöhle
gewesen war, um eine Leiche ins Felsgestein einzumauern. Daß
ihm gerade die Hand des Opfers dabei herausgerutscht sein sollte.
    Leitner schalt sich im stillen einen Narren. Komische Gedanken
gingen ihm durch den Kopf.
    Hier war etwas ganz anderes geschehen. Nur was – das konnte
er nicht fassen.
    Die Hand in der Wand sah aus wie aufgesetzt. Das Handgelenk klebte
auf der glatten, kahlen Fläche.
    Leitner gab sich einen Ruck, umfaßte die starre Hand und
versuchte sie von der Wand zu lösen. Aber sie schien mit dem
Gestein verwachsen.
    »Peter! Hey? Was ist denn los? Warum gibst du keine
Antwort?« Wieder die Stimme Gerds.
    Leitner folgte der Hand mit dem Blick der Augen. Die Finger
schienen genau auf das massige, runde Gebilde in der Finsternis zu
zeigen.
    »Peter? Hast du vorhin nicht gerufen?«
    Leitner konnte jedes einzelne Wort verstehen.
    »Ich komm’ ’runter, verdammt nochmal! Gib doch
Antwort! Was ist denn?«
    »Bleib! Ich komme gleich…«
    Er wandte kurz den Kopf und rief die Worte nach hinten, Richtung
Schacht. Hohl verebbten sie.
    Leitner löste sich von der Felswand mit der Hand.
    Er näherte sich dem dunklen Gebilde. Vorsichtig setzte er
einen Fuß vor den anderen, da er nicht wußte, ob in der
Dunkelheit der Boden vor ihm nicht plötzlich steil abfiel, ob er
vielleicht nicht jäh endete.
    Was er tat, war purer Leichtsinn. Er wußte es. Doch er fand
nicht die Kraft, sich jetzt umzudrehen, aus dem Gepäck, das sie
bei sich hatten, eine Lampe zu holen. Er hatte sich für den
Abstieg so rasch entschlossen, daß er nicht mal auf den
Gedanken gekommen war, die Taschenlampe mitzunehmen. Er hatte keine
Notwendigkeit dafür gesehen. Er hielt den Schacht für nicht
so tief und weitläufig.
    Die harten Absätze Leitners knallten auf dem feuchten
Felsboden. Hohl und unheimlich hallten die Geräusche durch die
zyklopenhafte Höhle.
    Wie hypnotisiert näherte sich der Mann dem riesenhaften,
düsteren Gebilde.
    Leitner schätzte seine Höhe auf mindestens fünfzig
Meter, den Umfang auf etwa zwanzig…
    Die Düsternis verstärkte sich.
    Der einsame Wanderer hatte das Gefühl, durch eine Nebelbank
zu gehen.
    Vor ihm türmte sich der riesige Felsblock empor.
    Trotz der schlechten Sichtverhältnisse kriegte Leitner einen
ersten Eindruck.
    Der Felsblock hatte die Form eines Menschenkopfes. Er schien aus
der massiven Felswand dahinter herausgemeißelt zu sein.
    Beeindruckt und verwirrt stand er davor, starrte in die Höhe
und konnte die Dinge nur mehr ahnen, denn wahrnehmen.
    Tief eingemeißelt waren die Gesichtszüge. Er konnte in
der Dunkelheit die scharfen, tief ausgegrabenen Linien erkennen.
    Die Höhle barg ein großes Geheimnis.
    Er kannte die ganze Literatur über die Viamala. Von einer
solchen Kaverne war nirgends und niemals die Rede gewesen.
    Aber es wäre vermessen von ihm, jetzt zu versuchen, auf
eigene Faust unter diesen Umständen etwas zu erforschen.
    Da mußte er besser ausgerüstet nochmal her.
    Er mußte Gerd einweihen und versuchen,

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