Macabros 092: Mandragoras Zaubergärten
los.
Macabros konnte nicht verhindern, daß die Brasilianerin
seinen Händen entrissen wurde.
Carminia schwebte wie an einem Seil über ihm und war jetzt
Opfer des Schmetterlings, der mit weitausholenden
Flügelschlägen davonflog.
Carminia lag wie eine leblose Puppe unter dem riesigen Leib.
Macabros versetzte sich in ihre Nähe und unternahm einen
weiteren Rettungsversuch.
Er mißlang, wie alle zuvor.
Immer wenn er nach Carminia greifen wollte, war die Stelle leer.
Der Schmetterling trug sie davon.
Macabros unternahm mehrere Sprünge. Jedesmal wenn er dort
ankam, wo Carminia und der sie davontragende Riesenschmetterling sich
befanden, kam er zu spät. Und selbst, wenn es ihm gelang, sie zu
berühren, um dann gemeinsam mit ihr an einen anderen Ort sich zu
versetzen, blieb er an der Stelle kleben.
Er machte mit seinem Zweitkörper in Mandragoras
Zaubergärten völlig neue Erfahrungen.
Was geschah mit Carminia? Wie eigentlich kam sie in der Kürze
der Zeit hierher in diese Alptraumlandschaft? Ein Mensch mit normalen
Fähigkeiten konnte diese gewaltigen Entfernungen unmöglich
in der Zeit zurücklegen, die Carminia zur Verfügung
stand.
Gab es einen anderen Zugang, den auch Orkon nicht kannte, so
daß er nicht darüber gesprochen hatte?
In ungeheuer schnellem Flug eilte der Riesenschmetterling
über die blühende, paradiesisch aussehende Landschaft
hinweg.
Der große Garten Mandragoras lag unter ihm wie ein
farbenprächtiger Teppich.
Macabros glitt immer tiefer in die unüberschaubare Ferne,
ohne das geringste für Carminia Brado tun zu können. Es
blieb ihm nichts anders übrig, als den Dingen ihren Lauf zu
lassen, so sehr ihn dies schmerzte.
Selbst mit dem Schwert des Toten Gottes konnte er dem
Schmetterling nicht zu Leibe rücken. Die Klinge fuhr durch die
regenbogenfarben schillernden Flügel, traf den wie Hartgummi
wirkenden dunklen Raupenleib und die langgestreckten Fühler.
Alles war umsonst.
Das unheimliche Tier wurde weder verletzt noch in seiner
Bewegungsfreiheit eingeengt.
Der Schmetterling ging tiefer. Er glitt gespenstisch schnell und
lautlos über die Spitzen der Büsche und blühenden
Sträucher hinweg. Nicht weit von ihm entfernt schaukelten andere
Exemplare seiner Gattung. Alles wies darauf hin, daß der
Schmetterling mit Carminia Brado sich der Gesellschaft
anschließen wollte.
Feine Tropfen schwebten durch die Luft und wurden von einem nahen
See, an dem sich die Tiere versammelt hatten, emporgeschleudert, als
handele es sich um eine Springbrunnen, der aus Myriaden winziger,
hauchdünner Fontänen bestand.
Macabros gewann wieder festen Boden unter den Füßen,
als der Schmetterling nur einen Meter über der Oberfläche
dahinglitt, so daß er und Carminia fast in dem dünnen
Wasserschleier verschwand wie in einer Wolke.
Die schulterhoch stehenden Büsche im Vorfeld des Sees
bildeten einen richtigen undurchdringlichen Dschungel. Dort war es
düster. In den Büschen gab es unzählige
Versteckmöglichkeiten.
»Björn… Psst!« vernahm Macabros da die Stimme.
Sie war direkt hinter ihm. Eine Hand tippte gegen seine Schulter.
Blitzschnell wandte Macabros den Kopf.
Diese Stimme!
Da sah er auch schon den Sprecher, verborgen halb im Dunkel der
dichtstehenden Büsche.
Rani Mahay!
Er hatte ihn mit Björn angeredet, obwohl er wissen
mußte, daß sein Freund Hellmark noch in der magischen
Eisluft festgehalten wurde und zurückgeblieben war.
Macabros machte einen raschen Schritt seitwärts.
»Rani?! Wie kommst du hier her? Was ist passiert? Wieso bin
ich…«
Mahay schüttelt den Kopf, legte den Zeigefinger an die Lippen
und hieß ihn mit dieser Geste schweigen.
»Ich hab’ etwas herausgefunden«, wisperte der
bronzefarbene Mann mit der prächtigen Glatze. »Das wird
dich auch interessieren. Ich bin ihr entkommen – Mandragora
läßt mich suchen. Im Augenblick an einer Stelle, wo ich
nicht sein kann. Sie triumphiert, weil auch Danielle ihr in die
Hände gefallen ist. Das läßt sie blind werden
für die Freiheit, über die wir noch verfügen. Im
Augenblick hat sie sich vollends auf die Vernichtung Carminias und
Danielles konzentriert. Sie will uns vor Augen führen, wie
mächtig sie hier ist. Hier ist sie Alleinherrscherin, hier
verbringt sie jene Zeit, die sie nicht auf ihrer Welt sein muß.
Sie liebt den Palast, in dem der ’Kristall der bösen
Träume’ ihr die Möglichkeit gibt, teilweise
Rha-Ta-N’mys unvorstellbare Macht mitauszukosten.«
»Aber – woher…«
Rani ließ
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