Macabros 094: Todesruf der schwarzen Hexe
anderen, in der
Hölle… dahin ist auch der Fremde
verschwunden…«
Auch danach fragte man ihn, und da er genau die Straße und
die Stelle beschrieb, wo er dem Seemann begegnet war, sahen die mit
dem Fall betrauten Kriminalbeamten sie sich an.
Es gab keinerlei Spuren, bis auf ein paar aufgeweichte Reste einer
Tageszeitung mit heutigem Datum. Es war eine Zeitung aus dem Bestand
Sumos…
Das Mysterium blieb bestehen.
»Etwas muß doch dran sein an der ganze
Geschichte«, meinte Kommissar Stuckert von der Hamburger Kripo.
»Die Leiche kann sich nicht in Luft aufgelöst
haben…«
Es gab bei der ganzen Sache auch einen Widerspruch in sich.
Wenn es dem Pakistani – vorausgesetzt, er war der Mörder
– gelungen war, die Leiche verschwinden zu lassen, warum dann
nicht den verräterischen Blutfleck?
Da stank doch etwas zum Himmel…
Trotz dieser komischen Situation kam Stuckert nicht umhin, Sumo
unter dem Verdacht des Mordes einzusperren.
»Ich habe das Gefühl, an dem Fall beißen wir uns
die Zähne aus«, sagte Stuckert eine Stunde nach dem Eingang
der Mordmeldung. »Die ganze Geschichte paßt hinten und
vorn nicht. Und wenn ihr mich für verrückt haltet,
Jungens…« sagte er zu seinen Assistenten, die er
telefonisch benachrichtigt hatte, »dann sollten wir vielleicht
doch mal gründlich die Augen aufhalten, ob so eine komische
Statue, wie von dem Pakistani beschrieben, nicht noch mal irgendwo
auftaucht…«
*
Sie erhielten ein Doppelzimmer in der zweiten Etage.
Als Björn die Schlüssel entgegennahm, fragte er den
Concierge scherzhaft, ob er vielleicht zufällig den Raum neben
dem nun leeren Zimmer erhalten hätte, in dem Bill Redgrave
einquartiert gewesen war. »Für den Fall, daß er doch
wieder zurückkommt, hat das den Vorteil, daß ich gleich
mit ihm in Verbindung treten kann…«
Der Hotelangestellte reagierte genau, wie Hellmark es erhofft
hatte.
Er lächelte maliziös. »Das wird mit Bestimmtheit
nicht eintreten, Sir. Mister Redgrave wohnte eine Etage höher,
und zwar im letzten Zimmer des äußersten Ganges. Das liegt
genau entgegengesetzt zu Ihrem Zimmer…«
Als sie allein im Raum waren, zog Carminia den schweren Pelzmantel
aus.
Darunter trug sie das leichte Kostüm, mit dem sie von Marlos
aus ›gestartet‹ war.
Im Zimmer war es angenehm warm.
Hellmark stand am Fenster. Davor tanzten im auffrischenden Wind
Schneeflocken durch die Luft. Der Himmel war grau und sah ganz danach
aus, als ob in der Nacht noch viel Schnee fallen würde.
»Urlaub in Alaska, Schoko«, strahlte er, »Schnee
und Kälte… genieß es, solange wir hier sind! Marlos
verwöhnt dich nicht mit solch außergewöhnlichen
Naturereignissen.«
Sie wollte eine scherzhafte Bemerkung dazu machen, kam aber nicht
dazu, weil in diesem Augenblick an die Tür geklopft wurde.
»Na also«, sagte Hellmark fröhlich, während er
mit drei raschen Schritten den Raum durchmaß, »kaum
angekommen – und schon kriegen wir Besuch. Unsere Ankunft
scheint sich herumgesprochen zu haben…«
Er öffnete die Tür.
»Ja, bitte?« fragte er verwundert, als er den Besucher
erkannte. Den Mann hatte er vorhin gesehen, als er die kleine
Empfangshalle des ›Dawson-City-Hotels‹ betrat. Er saß
neben dem Kamin und hatte dort gedöst, ohne auf das zu achten,
was um ihn herum vorging.
»Mein Name ist Ronald Jefferson«, stellte sich der
Bärtige vor. Sein Alter war schlecht zu schätzen. Durch den
schwarzen Vollbart, der sein Gesicht rahmte, konnte er ebenso gut
Mitte zwanzig wie Mitte vierzig sein. Der Mann war kräftig. Der
Geruch von Schweiß und Leder ging von ihm aus. »Ich habe
vorhin zufällig gehört, was Sie mit dem Concierge
gesprochen haben, Sir… Ich glaube, ich kann Ihnen helfen. Ich
weiß, wo der Mann ist, den Sie suchen…«
Hellmark ließ Jefferson hereinkommen und drückte die
Tür hinter ihm ins Schloß.
»Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie es mir sagen
könnten«, sagte der Herr von Marlos.
Der Bärtige druckste herum. »Die Sache hat – einen
kleinen Haken, Mister…« Er atmete tief durch. Man merkte
ihm an, daß es ihm unangenehm war, die Sprache darauf zu
bringen, was er seiner eigentlichen Mitteilung vorausschicken
mußte. »Sehen Sie mich an«, sagte er dann frei von
der Leber weg. »Ich seh’ ziemlich ’runtergekommen aus,
nicht wahr? Die Kleidung ist schlecht, ich habe seit Tagen keinen
Bissen zu mir genommen. Ich bin völlig abgebrannt. Ich kann mich
nicht länger in der Stadt aufhalten, ohne einen
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