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Macabros 095: Verschollen in Dwylup

Macabros 095: Verschollen in Dwylup

Titel: Macabros 095: Verschollen in Dwylup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Backsteinhaus zurück.
    Nach einer ersten Inspektion des Spiegels der Kiuna Macgullyghosh,
der tatsächlich dort stand, wie Myrex angekündigt hatte,
lief Faraux zu seinem Wagen zurück, fuhr ihn seitwärts in
die Büsche, schaltete die Scheinwerfer aus und den Motor ab und
eilte dann wieder in die Poststation.
    Wie auf ein stilles Kommando hin nahmen sie beide ihre wahre
Gestalt an.
    Die furchteinflößenden Dwylup-Monster, deren
Erscheinung allein die Atmosphäre mit eisigem Grauen
durchsetzte, tauchten ein in die Spiegelfläche und verschwanden
aus dieser Welt…
     
    *
     
    Es war wieder totenstill in dem kleinen, alten Backsteinhaus.
    Arson lag gefesselt und geknebelt in einer Ecke des hintersten
Raumes.
    In der Dunkelheit bewegte sich etwas.
    Es löste sich aus dem Gebälk. Ein kleiner Körper,
der wie ein Vogel seine Flügel benutzte.
    Aber was waren das für Flügel!
    Selbst in der Dunkelheit schimmerten sie in allen
Regenbogenfarben, und sie waren zart und zerbrechlich wie die
Flügel eines Schmetterlings.
    Das vogelartige Wesen hatte etwa die Größe eines Raben
und schwebte geschickt zu dem Gefesselten herab.
    Das Geschöpf hatte Arme und Beine wie ein Miniaturmensch.
Sein Kopf war ein Mittelding zwischen dem eines Vogels und einer
Schildkröte. Die kleinen, wimpernlosen Augen quollen
basedowartig hervor, und auf dem kahlen Kopf waren elf dicke Noppen
zu sehen, die teleskopartig ausfahrbar waren.
    »Manchmal«, murmelte der Kleine mit der Stimme Rani
Mahays, so daß man meinte, der Inder würde sprechen,
»ist es doch gut, wenn auch die Wächter bewacht werden.
Hallo, Arson… aufwachen…«
    Er stand auf der Schulter des Mannes mit der Silberhaut und
tätschelte ihm die linke Wange.
    Whiss konnte in der Dunkelheit sehen wie eine Katze.
    Auch Whiss war ein Marlos-Bewohner, sogar ein ganz besonderer.
    Seine Heimat war der Mikrokosmos. Dorthin war unter anderem auch
mal der Koloß von Bhutan, Rani Mahay, verschlagen worden. Er
rettete Whiss das Leben, und der kleine Kerl schloß sich ihm
an, folgte ihm in die Welt der dritten Dimension und gelangte auf
diese Weise nach Marlos. Dort brütete er kürzlich ein Ei
aus, so daß es ein zweites Geschöpf seiner Gattung dort
gab. Dieses, noch jung und unerfahren, streifte derzeit voller
Abenteurerlust durch die Inselwelt, um sie kennenzulernen.
    Arson kam nicht sofort zu sich. Als Whiss jedoch merkte, daß
Anzeichen dafür bestanden, atmete er erleichtert auf.
    »Na also«, diesmal redete er mit der Stimme Carminia
Brados. »Ich hab’s ja gewußt, daß es wieder
werden würde…« Außer den verschiedenen
parapsychologischen Aktivitäten durch die er mit seinen elf
ausfahrbaren ›Fühlern‹ fähig war, verfügte
über die Gabe, jedes Geräusch und jede Stimme perfekt
imitieren zu können. »Gut, daß ich mal nach dem
Rechten sah. Man soll die Kleinen nie
unterschätzen…«
    Er warf noch mal einen aufmerksamen Blick auf den Mann mit der
Silberhaut und die Fesseln, die man ihm angelegt hatte. Dann schwang
sich Whiss in die Luft und fuhr einen seiner elf Fühler aus.
    Mehrere Male gab es ein Geräusch, das sich anhörte, als
würde jemand in der Dunkelheit mit einer Peitsche knallen.
    Die Fesseln Arsons zerrissen. Die Knoten sprangen auf, als
würden kleine Sprengsätze in ihnen gezündet.
    Wie selbständige Lebewesen kringelten sich die Schnüre
von seinem Körper, ohne daß jemand Hand anlegte.
Whiss’ parapsychische ›Spielereien‹ wirkten sich auf
die tote Materie aus.
    Dann fuhr Whiss diesen Fühler ein und ließ einen
anderen emporgleiten.
    Es war der, mit dem er imstande war, Materie umzuwandeln.
    Er konzentrierte sich auf das zusammengeknüllte Tuch in
Arsons Mund.
    Dann zerging es. Es wurde zu frischem, kühlem Wasser, das vom
Mund in den Schlund lief. Arson schluckte mechanisch. Alles bekam er
nicht intus. Etwas von der Flüssigkeit lief als schmales Rinnsal
an den Mundwinkeln herab.
    »Na, tut das nicht gut? Wenn’s noch mal vorkommen
sollte, laß’ ich mir etwas anderes einfallen, Arson…
vielleicht wird’s dann Whisky oder Wodka…«
    Er hatte die Kopfwunde inspiziert. Die Verletzung war zum
Glück weniger stark als auf den ersten Blick.
    Whiss glaubte, Arson mit gutem Gewissen sich selbst
überlassen zu können.
    Die beiden Monster, die durch den Spiegel gegangen waren,
mußte er verfolgen. Er mußte wissen, was sie im Schild
führten.
    Er flog in den Spiegel hinein…
     
    *
     
    Die Hitze, die ihm entgegenschlug, raubte ihm den Atem.
    Björn

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