Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 097: Das Grab in Lemuria

Macabros 097: Das Grab in Lemuria

Titel: Macabros 097: Das Grab in Lemuria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
gestellt, aber Shoam konnte sie beim besten
Willen nicht alle beantworten.
    Die geladenen Gäste, die nach und nach die Apartmentwohnung
des Sektenführers verließen, gewannen den Eindruck,
daß Shoam sie aufrütteln und mit seiner Vorführung
provozieren wollte.
    Als Patrick ging, warf er noch einen letzten Blick in Sarashs
Schlafzimmer. Der Junge schlief tief und fest, auf seinem
unschuldigen Gesicht lag ein friedlicher Ausdruck.
    Richard Patrick schüttelte den Kopf. »Ich kann mir beim
besten Willen nicht vorstellen, daß Sie ihn wirklich töten
wollten, Shoam…«, flüsterte er.
    »Das Messer liegt in meinem Kleiderschrank, versteckt unter
der Wäsche«, antwortete der Inder tonlos. »Es ist ein
besonders großes Messer, um ganz sicher zu
gehen…«
    Patrick lief ein Schauer bei diesen Worten über den
Rücken.
    Der Verleger der ›Amazing Tales‹ war der letzte, der die
Wohnung verließ. Shoam, der Guru, stand hinter dem Fenster der
inzwischen dunklen Wohnung und blickte auf die feucht schimmernde
Straße hinunter.
    Shoam ging wenige Minuten später ins Bett.
    Nur kurze Zeit danach kündeten tiefe Atemzüge davon,
daß er eingeschlafen war.
    Wie lange er geschlafen hatte, als er plötzlich scheinbar
ohne ersichtlichen Grund aufwachte, wußte er nicht.
    Er war von einer Sekunde zur anderen schlagartig hellwach.
    Und er fühlte – tödliche Gefahr!
    Eine Gestalt stand neben seinem Bett.
    »Sarash?« murmelte er.
    Der Junge trug ein helles Hemd, das über der Brust
aufgeknöpft war.
    Auf der Brust aber leuchtete groß und auffallend ein
Zeichen.
    Der Panzer der Schildkröte!
    Die geheimnisvollen Zeichen, die die einzelnen Schattierungen
bildeten, glühten in gespenstischem Feuer, als würde Sarash
von innen heraus verbrennen oder wäre er einer tödlichen
Strahlung ausgesetzt, die etwas sichtbar machte, was nicht auf,
sondern in seinem Körper lag.
    »Du bist ein großer Mann, aber zu klein für mich.
Ich habe deinem Treiben lange zugesehen. Nicht du hast mich, sondern
ich habe dich überlistet. Du hast mir geglaubt, als ich dir das
›Glückszeichen‹ übermittelte? Das war nur einer
deiner Fehler. Das Zeichen schafft mir Sklaven und bringt ihnen den
Tod. Sie haben ihre Seele an mich verkauft. Die Besten der Besten,
von dir auserwählt, werden mir gehören. Ich hätte es
nicht besser machen können…« Ein leises Lachen folgte
den Worten.
    Was für eine Stille! Was für ein Lachen!
    Shoams Kehle entrann ein Stöhnen.
    Das war nicht mehr Sarashs Stimme, dessen er sich angenommen
hatte, dem er Vater und Mutter hatte ersetzen wollen.
    Das war eine grauenvolle, höhnisch klingende Stimme, die ihm
eisige Schauer über den Körper jagte!
    Das war Vontox’ Stimme, des Mächtigen, Unheimlichen,
Unbekannten aus Lemuria!
    Shoam kam nicht mehr dazu, alles zu begreifen oder sich
aufzurichten.
    In dem wie versteinerten Gesicht des Jungen regte sich kein
Muskel, als er handelte.
    Das große Messer in seiner Hand war breit und
rasiermesserscharf.
    Er schlug nur einmal zu. Die Klinge traf in ihrer vollen Breite
Shoams Hals und drang tief ein.
    Der Körper des Inders streckte sich, und ein Blutschwall
ergoß sich über das Kopfkissen.
    Dann versank die Welt rings um ihn in tiefste Finsternis, in der
auch das glühende, leuchtende Symbol des Unheils auf Sarashs
Brust erlosch…
     
    *
     
    Er wandte sich ab, ohne dem Sterbenden noch einen Blick zu
gönnen.
    Achtlos schob er das blutverschmierte Mordinstrument unter sein
weitfallendes Hemd.
    Um die Lippen des Knaben lag ein grausamer, unmenschlicher
Zug.
    Sarash hatte gehandelt. Der Körper eines
Zwölfjährigen war sein Versteck, seine Tarnung. Niemand
traute ihm etwas Böses zu. Doch er war das Böse in Person,
in Lemuria gereift und gewachsen, vollgefüllt mit Wissen um die
ersten und letzten Dinge. In einem Reich, das keinem
Normalsterblichen zugänglich, hatte sein Geist nach dem
Untergang des Urkontinents ausgeharrt, ehe er einen neuen Körper
fand. Traumhafte Visionen schlummerten in diesem Geist. Es war wie
damals, am Anfang, als er noch keinen Körper hatte und sich in
Leidenschaft danach sehnte.
    Diesen Körper hatte er nicht selbst aufbauen und formen
müssen. Er war ihm geschenkt worden.
    Das Schicksal hatte vorgesehen, daß der Säugling tot
zur Welt kommen sollte.
    Vontox’ auf der Lauer liegender und suchender Geist drehte
den Spieß um. Der Geist schlüpfte in den Körper,
gerade als der Geist des wahren Sarash die sterbliche Hülle
verlassen hatte. Der

Weitere Kostenlose Bücher