Macabros 098: Dämonenkrieg
setzte alles auf eine Karte.
»Wenn Machtvergrößerung, dann nur zu unserem
Nutzen«, bekräftigte er, und er sagte es so, als hätte
er das Recht, über die Familie der Elementar-Geister zu
bestimmen. »Wenn einer zu mächtig ist, wird er den anderen
unterdrücken. Für Rha-Ta-N’my – aber nicht
für jene, die sein wollen wie sie…«
Durch die Reihen derer, die ihn umstanden, ging eine Bewegung, als
würde ein sanfter Windhauch ein Ährenfeld streifen.
»Er ist ein Guuf«, murmelte einer. »Er hat
recht… wir sollten auf der Hut sein…«
Die Schattenreflexe auf dem Nebelgesicht des einen wurden
intensiver. Die dunklen Stellen in dem verblaßten Schatten
sahen aus wie Mund und Augen. »Wir sind Geister der Elemente
– wir sind stark. In der Gemeinschaft mit den anderen sind wir
noch stärker. Aber wir verlieren gleichzeitig einen Teil unserer
eigenen Macht…«
»Vielleicht ist es gut, daß der Guuf gerade zu diesem
Zeitpunkt hierher kommt«, meinte ein Dritter. »Wir gewinnen
Zeit – durch ihn.«
»Ganz bestimmt«, bestätigte Jim. »Ich bin
deshalb gekommen, um euch zu warnen. Ich habe von ihrer wahren
Absicht erfahren… Sie strebt nach der absoluten Herrschaft. Nach
dem Versagen Molochos’, des Dämonenfürsten, den
Rha-Ta-N’my mit besonderen Vollmachten für die Welt der
Menschen ausgestattet hatte, will Apokalypta diese Stellung erringen.
Sie ist auf dem besten Weg dazu, sich eurer Macht zu bedienen. Aber
im Endeffekt geht ihr leer aus. Euer Reich – wird sie nicht
vergrößern. Sie wird jenen, die dem Dämonendasein
entsprechen und die nicht im Reich der Geister zu Hause sind, den
Vorrang einräumen. Seht euch um und ihr entdeckt diejenigen, die
eure Macht untergraben werden… Die Dämonen sind bereits
hier!«
»Sie bereiten den ersten Vorstoß vor«, erfuhr
er.
»Was für einen Vorstoß?«
»Er betriff den Todfeind Apokalyptas.«
Der Nebel-Schatten sprach von Björn Hellmark.
»Ihr Todfeind braucht nicht der unsrige zu sein«, warf
Jim vorsichtig ein.
»Er ist es aber. Er hat der Welt der Geister und der
Finsternis den Tod geschworen. Wir zählen dazu – wir
müssen ihm entgegentreten«, ließ sich ein
Elementar-Geist vernehmen.
Jim bestätigte dies. »Aber in unserem Sinn. Wenn ihr die
Herren eurer Welt bleiben und nicht den Launen der niedrigen
Dämonen unterworfen sein wollt, dann geht nicht auf den Plan
ein. Ohne euch – kann Apokalypta das, was sie im Schild
führt, nicht durchsetzen. Darin liegt eure Stärke. Bedenkt
es, und ich werde euch helfen, sie zu bewahren. Wir bestimmen den
Ablauf – nicht die anderen. Wir gehören an die Spitze, denn
ist es nicht so, daß Apokalypta ohne eure Mithilfe den
Vorstoß nicht unternehmen kann?«
Jim, der Kugelkopf, sah sich stolz um.
Es war eigenartig. Er empfand selbst, daß er seine Rolle
besser beherrschte, als er es sich in seinen kühnsten
Vorstellungen hätte träumen lassen.
Das war das Geheimnis seiner Herkunft.
Irgendwann – das hatte sich schon in anderen Situationen
gezeigt – würde er sich an Dinge erinnern, die er nicht
selbst erlebt hatte und die er doch wußte. Eine Art
Kollektivbewußtsein, das stärker in ihm erwachte und ihn
instinktiv das Richtige tun ließ, verband ihn mit der Rasse,
von der er einen Teil in sich trug…
»Sie will den Krieg, den Krieg der Dämonen gegen den
Menschen, der ihr im Weg steht…«, fuhr der Guuf fort.
»Auch ich will diesen Krieg, aber ich bin auch für den
Krieg unter den Dämonen, wenn er uns den größeren
Nutzen bringt und wir es sein werden, die den Todfeind dann in die
Falle locken… Und nun zeigt mir, was inzwischen vorbereitet
wurde, damit wir die Kraft in Bewegung setzen
können…«
Und wieder war er erstaunt, daß er gerade den Ausdruck
›Kraft‹ benutzte. Irgend etwas verband er damit – er
wußte allerdings nicht was…
*
Sie fuhren umgehend zu dem Apartmenthaus, in dem Professor
Harrison seine Wohnung hatte.
In New York begann es Tag zu werden.
Mit Hilfe seines Doppelkörpers wäre es Björn
Hellmark ein Leichtes gewesen, den Weg zu Harrisons Wohnung in
Gedankenschnelle zurückzulegen.
Aber Captain Muller sollte nicht von den besonderen
Fähigkeiten seines Begleiters erfahren.
Für ihn war der Mann an seiner Seite ein
Normalsterblicher…
»Na, sehen Sie«, sagte der Captain, als sie vor der
Wohnungstür standen. Er deutete auf das unversehrte Siegel.
»Alles okay. Da ist keiner ’raus- und ’reingekommen,
Mister Hellmark…«
»Geister,
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