Macabros 099: Die Seelenfresser von Lemuria
dem Unterschied, daß es da keinen Zeugen gab, als es
passierte. Harrisons Wohnung war zu diesem Zeitpunkt versiegelt. Die
Kraft, die in seine Wohnung gelangte, konnte weder durch Fenster noch
durch Türen gekommen sein. Wir standen vor einem erneuten
Rätsel im Zusammenhang mit dem Verschwinden von vierzehn
Männer. Es gab Anzeichen, die bewiesen, daß die
Zerstörung in der Wohnung etwa zu dem Zeitpunkt stattgefunden
hatte, als Professor Harrison durch einen Freund in New York gesehen
wurde. Durch Sie habe ich nun erfahren, was sich hier abspielte. Ich
habe Details erfahren. Ich hatte gehofft, durch Sie eventuell noch
etwas zu hören…«
»Was hätte ich Ihnen noch sagen sollen, Captain?«
fragte Dona Jeffers überrascht.
»Haben Sie zufällig etwas von Ihrem Bruder gehört,
Miss Jeffers?« Muller stellte die Frage gezielt und ließ
dabei seine Gesprächspartnerin keine Sekunde aus den Augen.
»Wie… kommen Sie denn darauf?« reagierte Dona
Jeffers mit einer Gegenfrage.
»Eine komische Frage, ich weiß, aber in diesem
seltsamen Fall sind mir einige Gedanken gekommen. Ich habe in den
letzten Tagen unter anderem auch viele Fachleute gesprochen, die sich
mit der Erforschung übersinnlicher Phänomene verstehen. Wir
gehen davon aus, daß Harrison der auslösende Faktor
für die Ereignisse in seiner Wohnung war – in diesen Raster
würde dann auch das Ereignis hier fallen. Mit brutaler Gewalt
tritt ein übersinnliches Phänomen auf – und der
Auslöser all dieser Dinge hält sich irgendwo in der
Nähe auf…«
»Ich verstehe nichts, ich verstehe überhaupt nichts
mehr!« Dona Jeffers schluckte. Sie preßte beide Hände
gegen ihr Gesicht und schüttelte den Kopf.
»Ich kann es Ihnen nachfühlen«, sagte Muller leise.
»Es tut mir leid, Sie so zu quälen. Doch nur durch Fragen
kommen wir weiter und…«
Da schlug das Telefon an. Insgesamt klingelte es dreimal, ehe Dona
Jeffers abhob.
»Ja?« meldete sie sich erstaunt. Daß noch jemand
um Mitternacht anrief, war mehr als ungewöhnlich, und sie
brachte es unwillkürlich mit der Polizeiaktion in Zusammenhang,
die hier stattfand.
Die Frau lauschte, fuhr zusammen und wurde weiß wie ein
Leintuch.
»Bill…?« stammelte sie dann tonlos. »B-i-l-l?
Bist du’s… wirklich…?«
Da merkte auch Captain Muller, wie es ihm eiskalt über den
Rücken rieselte…
*
Sekundenlang verschlug es ihr die Sprache.
Sie starrte auf den Captain und hielt mit zitternder Hand die
Sprechmuschel zu.
»Was… was soll ich nur sagen?« stammelte Dona.
»Er… ist’s… kein Zweifel… Bill… am
anderen Ende der Strippe.«
Muller war von der unerwarteten Wende der Dinge selbst aufs
äußerste überrascht.
»Sprechen Sie mit ihm! Halten Sie ihn auf…«,
wisperte er erregt. »Es gibt tausend Fragen, Sie kennen sie
selbst… stellen Sie sie!«
Er wedelte mit den Armen in der Luft herum wie Kermit der Frosch
in der Muppets-Show, wenn er einen Prominenten ankündigt.
Er winkte einem der beiden Polizisten und gab ihm den Auftrag,
sofort über Polizeifunk Kontakt mit dem Headquarters
aufzunehmen. »Die sollen dort alle Hebel in Bewegung setzen und
feststellen, woher das Gespräch kommt… Los, Tempo, jede
Sekunde ist kostbar…« Er scheuchte den Cop förmlich
aus der Wohnung, stellte sich dann neben Dona Jeffers und lauschte am
Hörer, den sie fest ans Ohr gepreßt hielt.
»Bill, wo bist du? Wie geht es dir? Von wo aus rufst du
an?« Sie war derart verwirrt, daß sie ständig
fragte.
»Beruhige dich, Dona…«, klang es leise und fern aus
dem Hörer. »Es geht mir gut…«
»Was haben sie mit dir gemacht, Bill? Was ist überhaupt
geschehen? Oh, mein Gott, ich bin so aufgeregt… ich kann es kaum
fassen, daß ich deine Stimme wirklich höre.«
»Ich bin’s, du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen,
aber ich bin noch nicht ganz frei.«
»Wie soll ich das verstehen, Bill?«
»Ich werde es dir später erklären, wenn ich wieder
anrufe.«
»Warum kommst du nicht hierher?«
»Das geht nicht.«
»Kann ich zu dir kommen?«
»Nein… du wirst alles später verstehen. Ich kann
hier nicht weg, ich muß noch eine Bedingung
erfüllen.«
»Welche Bedingung?«
»Willst du mir helfen, Dona?«
Seine Stimme klang flehentlich.
»Ich tue alles für dich, was ich tun kann,
Bill.«
»Dann gib’ der Polizei Bescheid. Da ist ein Mann namens
Björn Hellmark. Ich muß ihn sprechen… Es ist wichtig
für mich… lebenswichtig…«
Captain Muller, der jedes Wort mitbekam, wurde
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