Macabros 103: Nebel-Labyrinth des Tschonn
Gerät, das den
Sauerstoff in die Lungen preßte. Beides stammte nicht aus
dieser Dimension. Die geistige Brücke nach diesem
rätselhaften ›Drüben‹, war gestört,
unterbrochen…
»Nichts wie weg hier«, flüsterte Macabros Harry
Carson zu. »Wer weiß, wie lange dieser gestörte
Zustand anhält. Wenn wir erst mal draußen sind, stehen uns
alle Wege offen.
Im Moment tun die Priester das, was wir von ihnen verlangen. Sie
sind sogar bereit, den Steinernen Götzen, der diese unheilvolle
Welt birgt, zum Einsturz zu bringen. Dann erst – so glaube ich
fest – wird wirklicher Ruhe und Frieden einkehren, der den
Völkern der Loarks und der Traphilen die Basis für eine
neue Ausgangsposition bietet.«
Sie ließen die ›Fabrikationshalle‹ der Dimensionen
hinter sich.
Macabros schlug eine straffe Gangart an.
Es war ein eigenartiger Zug, der sich durch die rotglimmende
Bergwelt von Krosh bewegte.
Zurück blieben die schwarzen gepanzerten Ritter, die
Finsterlinge. Sie standen wie eine erstarrte Armee und schienen auf
neue Aufträge zu warten. Ihnen konnte niemand mehr helfen. Sie
waren nur herz- und seelenlose Roboter, Marionetten mit menschlichen
Körpern, denen jedoch Geist und Bewußtsein fehlte.
Auf dem Schwarzen Fluß ging es zurück.
Die Frauen schämten sich ihrer Blöße nicht. Es gab
noch keine Möglichkeit, daß sie sich mit Kleidern versehen
konnten. Dies würde erst im Urwalddorf der Traphilen
möglich sein. Die Geretteten freuten sich ihres Lebens. Sie
hatten – im wahrsten Sinn des Wortes – nichts als ihr
nacktes Leben gewonnen…
Ohne Zwischenfälle näherten sie sich dem Ausgangspunkt
ihrer Odyssee.
Dort würde es keinen Aufenthalt geben. In Gedanken hatte sich
Macabros den weiteren Verlauf der Dinge schon zurechtgelegt.
Zuerst würden die Frauen versorgt werden, dann mußte
ein Botschafter nach Varone in das Land der Loarks eilen, um die
Befreiung zu melden und gleichzeitig Ärzte mitbringen, die eine
gründliche Untersuchung der Befreiten durchführten.
Jegliches unkalkulierbare Risiko war auszuschalten.
Wenn die Loark-Frauen wirklich als Träger einer neuen
Erbmasse auserkoren waren, konnte durch ihre Rückkehr aus dem
Land Krosh und dem Reich des Schlafenden mehr Unheil in die Welt
gebracht werden, als man sich vorzustellen in der Lage war.
Die Ungewißheit nagte noch an seinen Nerven, und er sehnte
die Stunde herbei, in der er endlich über diese Dinge alles
wußte.
Dann kam der Übergang. Sie überschritten die Schwelle,
die das geheimnisvolle Land im Innern des Götzen von der Wildnis
trennte.
Wildnis?
Macabros erwartete die dicht stehenden grünen Bäume und
Büsche zu sehen und den freien Tanzplatz vor dem
torähnlichen Eingang des Götzen.
Da war nichts!
Graue wogende Masse, wabernde Schleier, die in verschiedenen
Grau-Variationen wie schmale, nicht voll wahrnehmbare Wege kreuz und
quer in eine Landschaft führten, die an ein Wolkenmeer
erinnerte.
Dünne Nebelfäden glitten wie Riesenwürmer durch
dieses graue Meer.
Weit und breit wuchs kein Baum, kein Strauch.
Macabros vernahm den leisen Ausruf aus Kophas’ Mund.
»Das… Nebel-Labyrinth… das Nebel-Labyrinth des
– Tschonn!«
Es klang so ungläubig, so unwirklich, wie die ganze Situation
war, in die sie unerwartet von einer Sekunde zur anderen geraten
waren…
*
Für ihn gab es im gleichen Augenblick nicht mehr die
geringsten Zweifel: man hatte ihn erkannt und seine Maske
durchschaut!
Mahays Körper straffte sich.
Irritiert überblickte er den großen Speisesaal, in dem
er allein saß.
Er war allein – und hatte doch das Gefühl, permanent
beobachtet zu werden.
Er schob die Speisen zurück und rührte nichts an.
Das Essen war real, keine Halluzination wie die Erscheinung
Claudia Sevoirs, die es ihm gebracht hatte!
Hier in diesem Gespenster-Hotel gingen seltsame Dinge vor. Ob in
der Nacht, ob am Tag…
Rani atmete tief durch.
Er glaubte zu begreifen.
Schreckliches passierte in der Nacht, aber auch tagsüber
wirkten dämonische Kräfte hinter diesen Mauern.
Claudia Sevoir war eine Gespenstererscheinung gewesen – war
auch Charmaine Fraque eine?
Die Dinge liefen nicht so ab, wie er sie sich gewünscht
hätte. Doch der Inder war es gewohnt, blitzschnelle
Entscheidungen zu treffen und ungewohnte Begegnungen zu
verarbeiten.
Eines wollte er auf der Stelle wissen: War es Madame Fraque nur
darauf angekommen, ihn wieder in das Haus zu locken, um ihn von der
Umwelt abzuschirmen und ihm diesmal
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