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Macabros 104: Höllenspuk

Macabros 104: Höllenspuk

Titel: Macabros 104: Höllenspuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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die trübe Treibhausatmosphäre bewegte sich eine
Gestalt.
    Sie ging hochaufgerichtet, hatte die langen muskulösen Beine
eines Mannes und den Oberkörper einer Frau. Die Schultern waren
mit flaumigen Federn bewachsen, und das Antlitz war in zwei
Hälften geteilt. Die linke Seite war die eines Mannes, die
rechte die einer Frau. Ein bizarrer Hermaphrodit. Im Prinzip waren
alles Zwitterwesen, die durch die Landschaftsbilder in den
Hotelzimmern in diese Dimension gelangt waren.
    Äußerlich wirkten sie grotesk. Wahrscheinlich waren sie
es auch in ihrem Innern. Arme, irrgeleitete Menschen, die durch ihre
Beschäftigung mit okkulten und schwarzmagischen Phänomenen
sich selbst verloren hatten und dem Wahnsinn verfallen waren.
Vielleicht war ihre jetzige äußere Gestalt nur ein
Spiegelbild ihrer veränderten Seele…
    Wie nahe Danielle mit dieser Vermutung der Wahrheit kam, konnte
sie in diesen Sekunden selbst nicht ahnen…
    »Wir müssen uns ganz still verhalten«, raunte der
andere wieder. »Das geringste Geräusch, eine verkehrte
Bewegung, und wir sind geliefert…« Er beugte sich etwas
nach vorn und schob Danielle dabei mechanisch weiter in das Versteck,
in dem sie Schutz gesucht hatten.
    Dann nickte der andere. »Mhm«, murrte er, »die Luft
scheint rein zu sein…, offenbar war’s der letzte
Teilnehmer, der auf dem Weg zum Tempel hier vorbeikam… du
hattest nochmal Glück, verdammtes Glück, weißt du
das?«
    Er wandte ihr das im Schatten liegende Gesicht zu.
    »Wie kommst du hierher, wer bist du?« fragte Danielle
leise.
    »Ich beobachtete das merkwürdige Treiben schon
lange«, flüsterte der Gefragte. »Was im Hotel Madame
Fraques vorging, weckte mein Interesse schon vor Jahren. Denn –
meine Mutter wurde davon schließlich direkt berührt. Sie
war offensichtlich in einen Zirkel von Teufelsanbetern geraten,
dessen Einfluß sie vollends verfiel. Ich ließ sie anfangs
von Detektiven beschatten. Ich wollte wissen, wer dahintersteckte,
daß sie mit einem Male große Beträge vom Konto
abhob, daß sie Gelder verschleuderte wie nie zuvor in ihrem
Leben. Ich kam ihr auf die Schliche. Es war jener Zirkel, der
seltsame Rituale durchführte und dessen Mitglieder sie
finanziell unterstützte. Ein Maler wurde bezahlt, der nichts
anderes zu tun hatte, als immer die gleichen Bilder zu malen. Aber
daß sie etwas Besonderes darstellten, das mußte ich
selbst erkennen, als ich mich eines Tages entschloß, heimlich
ins Hotel einzudringen und mich dort zu verbergen.
    Die Bilder und die kostspielige Einrichtung der einzelnen Zimmer
hatten eine Funktion. Ich habe es mit eigenen Augen beobachtet, wie
Menschen sich in bizarre Abbilder ihrer selbst verwandelten und dann
in die Bilderlandschaft hineingingen. Der Nebel nahm sie auf.
    Wie oft ich das beobachtet habe, ohne den Mut zu finden, es
ebenfalls nachzuvollziehen, weiß ich nicht mehr.
    Eines Tages eben riskierte ich es doch, ohne zu wissen, was mich
auf der anderen Seite erwartete.
    Ich vermutete, irgendwo in einem Vorhof der Hölle anzukommen.
Es war zwar nicht die Hölle, doch etwas sehr Ähnliches. Es
war eine Region, wo die Eingeweihten direkten Kontakt zu einem
Geschöpf aufnehmen konnten, das sie ›Molochos‹ nannten
und über eine immense Macht verfügte.
    Mein Name ist Aristide Repuran. Meine Mutter Madame
Denise…«
    »Denise Repuran, deren kosmetische Erzeugnisse von Paris
aus…«
    »In die ganze Welt gehen, oui, Mademoiselle«,
ergänzte der Sprecher mechanisch. »Das größte
Unternehmen in der Branche… Seit langem heißt es, die
Inhaberin der Weltfirma sei leidend. Ja, sie ist es gewiß. Doch
auf eine Art, wie niemand es für möglich hält. Madame
Repuran hat sich mit den Mächten der Finsternis eingelassen. Sie
ist abhängig von ihnen geworden. Sie ist nur noch ein
erschreckendes Abbild ihrer wahren Persönlichkeit. Ich habe mich
in den vergangenen Monaten quälend mit der Frage
beschäftigt, was ich tun könnte. Ich habe Personen zu Rate
gezogen, von denen ich hoffen konnte, sie würden das Vertrauen,
das ich in sie setzte, nicht enttäuschen.
    Die ›Krankheit‹ meiner Mutter ist eine sehr diffizile
Angelegenheit, wie Sie sich denken können,
Mademoiselle…« Er hatte die leutselige Art abgelegt, war
förmlicher geworden. »Ich habe Mediziner und Psychiater,
Psychologen und Parapsychologen zu Rate gezogen. Niemand konnte
helfen.
    Ich lernte schließlich einen Mann kennen, der sein ganzes
Leben das Okkulte und Dämonische bekämpft hat. Einen

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