Macabros 105: Jagd auf den Horror-Götzen
mich auch. Ich habe
die ganze Zeit über schon gehofft, du würdest
erklären, wieso du nicht diesem schrecklichen Sog zum Opfer
gefallen bist…«
»Ich kann nicht alles auf einmal erzählen«, maulte
Whiss. »Aber nachdem ich den ersten Teil der Geschichte hinter
mir habe, kann ich den zweiten folgen lassen. Paranormale sind
gefährdet… das ist das Grundprinzip dieses
›Winkels‹ zwischen den Dimensionen. Aber es sagt nichts
darüber aus, wie intensiv die PSI-Kraft sein muß, die in
einem Individuum steckt, damit sie ihm zur Gefahr wird.
Bei mir schlägt die Macht, die tötet, nicht durch. Ich
bin hierher geraten, aber ich habe alle meine Fähigkeiten
behalten… im Gegensatz zu jenen Unglücklichen, die sie hier
zusammen mit ihrem Leben verloren…«
Und dann geschah etwas Eigenartiges.
Whiss ließ einen seiner elf Noppen aus seinem kahlen
Schädel hochgleiten. Wie eine Antenne ragte der leicht zitternde
Auswuchs über sein Haupt.
Und lautlos schob sich die riesige ›Platte‹ zurück,
die den Korridor, in den Rani und Danielle geraten waren, seit vorhin
abdeckte.
»Aber wieso kannst du…« Rani brauchte nicht weiter
zu fragen.
»Ich habe sie drübergeschoben – also kann ich sie
auch wieder verschwinden lassen…«
»Du hast.? Aber – warum?«
»Aus einem ganz einfachen Grund. Ich wollte nicht, daß
ihr ziellos und planlos einfach durch diese Sphäre schwebt. Es
war mir zu riskant, euch aus den Augen zu verlieren, und da habe ich
euch ein wenig von der Umwelt abgekapselt… außerdem wollte
ich wissen, ob ihr wirklich ›echt‹ seid oder nur
Marionetten, mit denen man mich hervorlocken wollte… jetzt habe
ich mich überzeugt, und ich bin sicher, daß mich niemand
an der Nase herumführt. Jetzt bleibe ich außerdem in eurer
Nähe und brauche euch nicht mehr
›einzuschließen‹… hier ist’s übrigens
äußerst bequem für mich, habt ihr das schon
gewußt? Ich brauche mich gar nicht anzustrengen. Ich benutze
nicht meine eigene Kraft, sondern die, die hier gespeichert ist.
Kommt, ich muß euch etwas zeigen…«
*
Der riesige Kasten, der sie umschloß, öffnete sich
ebenso geisterhaft, wie er sich vorhin versperrt hatte.
Der Korridor lag wieder offen vor ihnen.
Sie ruderten mit gezielten Bewegungen dem Ende des Ganges im
Nichts entgegen und vermieden die unmittelbare Berührung mit den
schwebenden Mumien, deren Entstehen Whiss ihnen erklärt
hatte.
»Seht nach links«, forderte der kleine Kerl sie auf, der
ihnen einige Meter vorausflog.
Es hätte dieser Aufforderung gar nicht bedurft. Aus den
Augenwinkeln nahmen Rani und Danielle das gewaltige, einmalige
Gebilde wahr.
Es war riesig und hatte annähernd die Form einer Spirale, die
unten sehr breit war und sich dann langsam nach oben hin
verjüngte. Die Materie, aus der die ›Spirale‹ bestand,
war gräulich und flockig und sah aus wie schmutziger Schnee, den
Künstlerhand in diese Form gebracht hatte.
Durch das spiralförmige Gebilde liefen hauchdünne Risse,
durch die – wie durch ein Lichtband – heller Schein lief.
In dem Flockengebilde wetterleuchtete es. Tausende von Endpunkten
glühten gleichzeitig hell auf. Es war ein einmaliges Schauspiel,
das sich ihren Blicken bot.
»Das ist die Kraft, die einst in denen wirkte, die als
leblose, verdorrte Hülle durch das Zwischenreich schweben wie
die Reste eines explodierten Planeten«, sagte Whiss ernst.
Danielle und Rani hatten den kleinen Burschen selten ernster
erblickt. »PSI-Kraft, zu Materie geworden, verfestigt. Und sie
wird wieder zur geistigen Substanz, wenn einer, der damit umgehen
kann, sie sich nutzbar macht. Charmaine Fraque kann es aus unserer
Welt heraus… Ich kann es hier. Die Macht, die PSI-Träger
auslaugt, kann mir nichts anhaben. Die Stärke stimmt nicht. Ich
werde offenbar nicht ›geortet‹, um es primitiv
auszudrücken.
Ein Teil dieses Zwischenreiches oder ›Schachtes‹, wie
Charmaine Fraque ihn auch nennt, wird zum Tor vom Hotel nach Mrowop.
Für euch war dieses Tor geschlossen. Ihr konntet nicht mehr
dabei sein, als die anderen es benutzten. Durch euch habe ich von
diesem Weg erfahren. Und deshalb kann man es riskieren, einen
gezielten Vorstoß zu unternehmen…«
»Und was willst du tun?« Rani und Danielle, die die
ganze Zeit über noch kein Wort gesprochen hatte, konnten ihre
Blicke von dem phantastischen Geistgebilde nicht wenden, in denen die
Kraft, das Leben, das Denken sich durch die wetterleuchtenden Blitze
bemerkbar machte. Die Kraft der
Weitere Kostenlose Bücher