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Macabros 105: Jagd auf den Horror-Götzen

Macabros 105: Jagd auf den Horror-Götzen

Titel: Macabros 105: Jagd auf den Horror-Götzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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flüsterte Danielle.
»Das ist endgültig eine Sackgasse…«
    Rani Mahay erwiderte nichts darauf.
    Er blieb an Danielles Seite, war aber noch nicht bereit, gleich
alle Hoffnung aufzugeben, solange er nichts Näheres über
die Gesetze dieser merkwürdigen Dimension wußte, in die
sie geraten waren.
    Molochos schien in der Tat seine Schwierigkeiten damit zu haben.
Es war kaum damit zu rechnen, daß er freiwillig auf seine Rache
verzichtete. Er würde seine Gefangenen, wenn sie es waren, auf
keinen Fall im unklaren darüber lassen, daß er derjenige
war, der die Fäden zog. Doch etwas war seiner Kontrolle
entglitten.
    Rani sprach auch offen über seine Vermutungen mit Danielle de
Barteaulieé.
    »Wir sind offensichtlich in den von mir angenommenen Spalt
zwischen den Dimensionen gerutscht«, sinnierte er, aufmerksam
seine Umgebung ins Auge fassend. »Molochos scheint keinen Zugang
hierher zu haben…«
    »Selbst, wenn es so ist, nützt uns diese Erkenntnis
nicht viel«, erwiderte die hübsche Französin.
»Was mit denjenigen geschehen ist, die aus allen Teilen der Welt
– und aus anderen – hierher gerieten, das sehen wir mit
eigenen Augen. Das ist keine Welt, Rani, das ist ein Zwischenreich.
Es eignet sich nicht, daß ein lebender Organismus hier lange
verharren oder sich gar erhalten kann…«
    »Vielleicht hast du recht – vielleicht auch nicht.
Solange wir beide noch in der Lage sind, zu denken und zu handeln,
sollten wir alles daransetzen, um herauszufinden, wie die anderen
starben, mit denen wir nun zusammen sind… Vielleicht gibt es
doch einen Weg, einen den sie nicht erkannt haben und der uns –
durch Nachdenken oder durch Zufall – bekannt wird…«,
versuchte der Inder die pessimistische Phase seiner Partnerin zu
überwinden.
    In einem schon hatte Danielle mit ihren Beobachtungen recht.
    Es handelte sich nicht nur um Menschen, die in dieser
rätselhaften Welt eingeschlossen waren.
    Da gab es Anzeichen, die eindeutig darauf hinwiesen, daß
unter den schwebenden Mumien sich Wesen aus anderen Dimensionen oder
anderen Welten befanden.
    Rani ruderte an eine Gestalt heran, deren Kopfform auffällig
kantig war. Auf den ersten Blick konnte man dies der Ausdörrung,
Mumifizierung zuschreiben, aber bei näherem Hinsehen entdeckte
man noch mehr Details, die eindeutig das Nichtmenschliche dieses
Körpers unterstrichen.
    Die Ohren waren flache Schalen, nicht muschelförmig wie beim
menschlichen Ohr.
    Größere Unterscheidungsmerkmale fanden Danielle und
Rani in einem anderen Fall. Deutlich war in dem verwelkten,
mumifizierten Gesicht des Toten zu erkennen, daß er drei Augen
gehabt hatte. Ein anderer wies auffallend hochstehende Schultern auf,
einen tief angesetzten Nacken. Der Hals fehlte ganz.
    In einem weiteren Fall entdeckten sie einen ›Menschen‹
mit sechs Fingern…
    »Die Umgebung’ ist makaber und doch interessant, ich
weiß«, sagte da eine Stimme in ihrer Nähe, und das
Paar fuhr wie unter einer kalten Dusche zusammen. »Manchmal
fragt man sich, ob man wacht oder träumt, wenn man dies alles
hier sieht. Daß ich euch beide allerdings hier treffe, wirft
meine ganze Theorie über den Haufen. Denn ihr habt hier
eigentlich nichts zu suchen…«
    Danielle fuhr mit einem leisen Aufschrei herum, und
unwillkürlich krallte sie ihre Fingernägel in Mahays
Unterarm.
    Auch der Inder warf schon bei den ersten Worten seinen Kopf
herum.
    Diese Stimme.
    So sprach nur einer, wenn er mal keinen losen Scherz auf den
Lippen hatte oder aus irgendwelchen pietätischen Anwandlungen
keinen Grund sah, sich einer anderen Stimme zu bedienen.
    »Whiss!« stieß Rani hervor, und wie ein Hauch kam
dieses Wort über seine Lippen…
     
    *
     
    Er sah sich gehetzt um.
    »Whiss?« fragte er irritiert. »Wo bist
du?«
    Im Halbdunkel, das sie umgab, war die Bewegung des kleinen
Körpers mehr zu ahnen als zu sehen.
    Rani und Danielle konnten es nicht fassen.
    Da kam tatsächlich Whiss!
    Seine regenbogenfarbenen Flügel, leicht und seidig wie die
eines Schmetterlings, trugen ihn durch die fremde Atmosphäre im
Innern des Blocks, der ihre Welt geworden war.
    Das Geschöpf hatte die Größe eines Raben, flog
auch wie ein Vogel – und hatte doch die Gestalt eines Menschen.
Whiss war eine liebenswerte menschliche Miniaturausgabe mit winzigen
Armen und Beinen und einem schelmischen Ausdruck, der durch seine
hervorquellenden Schildkrötenaugen noch verstärkt
wurde.
    »Man kann’s anfangen, wie man will«, sagte er mit
seiner hellen Stimme,

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