Macabros 107: Mord-Clan der Männer in Schwarz
Hellmarks
Ohren.
Molochos richtete seinen Blick gezielt auf Carminia.
Er hob beide Hände und drehte sie zu Carminia hin. Seine
Lippen bewegen sich.
Hellmark schluckte. Er riß an seinen Fesseln, bis die
Anstrengungen ihm den Schweiß aufs Gesicht trieb.
Björn wußte nur zu gut, daß jeder Versuch, mit
Körperkraft aus diesen Tauen zu kommen, von vornherein zum
Scheitern verurteilt war. Wieviele Stunden hatte er schon probiert,
da herauszukommen. Um keinen Millimeter hatte sich seine
Körperlage dabei verändert.
Der Dämonenfürst quittierte seinen Versuch mit einem
abwertenden Lächeln. »Hast du immer noch nicht begriffen,
daß dies meine Welt ist, daß hier meine Gesetze
herrschen? Ein Wort von mir genügt, und du bist frei. Auch du
selbst könntest es – wäre dir dieses Wort bekannt.
Aber da du es nicht kennst, bin ich dir gegenüber wieder im
Vorteil. Du hast es eben versäumt, Molochos’ wirkliche
Anlagen genau zu studieren…« Er stutzte plötzlich und
hielt inne in dem Versuch, Carminia aus dem unnatürlichen Schlaf
zu wecken.
»Ich werde es mir noch überlegen«, meinte Molochos
plötzlich. »Ich fange an, mich zu fragen, was wichtiger
ist. Dich bloßzustellen – oder erst herauszufinden, was in
der Vergangenheit geschehen ist.
Was in der Vergangenheit geändert wird, hat stets Wirkung auf
die Gegenwart, auf die Zukunft.
Die Alptraumstadt ist fast einsatzbereit, muß nur noch
meinem Willen unterstellt werden. Und wenn ich den Sieg vollendet
habe über die, die sich jetzt noch zur Wehr setzen, meinem
Befehl zu folgen – dann werde ich die Vergangenheit vor meiner
Geburt entscheidend verändern, um dir deine Daseinsberechtigung
zu entziehen…
Ja, ich werde warten, noch warten, ehe ich sie
wecke…«
Björn sah den schwachen Hoffnungsschimmer verblassen.
»Das ist gut«, sagte er, und es klang erleichtert,
während in Wirklichkeit ein Vulkan in ihm brodelte und die
Enttäuschung ihm fast die Luft abstellte.
»Warten – und dich allein lassen mit der
Ungewißheit, das wird oder dürfte im Moment die bessere
Lösung sein. Und vielleicht bringe ich dir dann sogar eine
kleine Überraschung aus Gigantopolis mit. Es gibt Anzeichen
dafür, daß einer deiner Freunde dort eingetroffen ist, um
über die Alptraumstadt an mich heranzukommen. Seine
Überlegung ist nicht verkehrt gewesen. Er ging davon aus,
daß ich nach deinem Sieg über Apokalypta Interesse an
deren Machtbereich haben könnte. Gigantopolis war Apokalyptas
Zentrum, und er hat die Zeiten durchstreift, um die Stadt zu
entdecken. Er ist eingetroffen, ohne zu wissen, daß ich von
seiner Anwesenheit weiß. Noch versteckt er sich, aber seine
Gefangennahme ist nur noch eine Frage der Zeit…«
Zu dem Schmerz und der Enttäuschung kam ein weiterer Stich
hinzu.
»Arson!« stieß Hellmark tonlos hervor.
»Richtig. Du weißt noch immer recht gut, wen ich meine,
auch ohne einen Namen zu nennen. Arson, der Mann mit der Silberhaut,
ist auf der Suche nach dir in die Vergangenheit geraten und in
Gigantopolis eingedrungen. Dort dauert der Kampf zwischen
Apokalyptas’ Anhängern und meinen Getreuen an.«
»Dämonen zerfleischen Dämonen«, murmelte
Hellmark, dem die Uneinigkeit der ranghohen Dämonenführer
sehr wohl bekannt war.
»Da haben die Menschen wenigstens eins mit uns
gemeinsam«, höhnte Molochos. »Und das ist unsere
große Chance, zuletzt als Sieger hervorzugehen…«
*
Waren es Stunden oder nur Minuten, die er mit den Männern in
Schwarz fuhr?
Jegliches Zeitgefühl war ihm verlorengegangen. Jerome Culmer
kam das ganze Geschehen vor wie ein Traum.
Dunkelheit herrschte rings umher. Auch die Autoscheinwerfer waren
nicht eingeschaltet. Und dennoch schien der Chauffeur genau zu
wissen, wohin die Fahrt ging.
»Was habt ihr vor mit mir?« Jerome Culmer sprach heiser
und abgehackt wie ein Roboter.
»Warte es ab, und du wirst alles gleich erfahren«, sagte
der Schwarzgekleidete rechts an seiner Seite.
Es kam kein Gespräch auf.
Dann hielt der Wagen plötzlich an.
Links und rechts flogen die Türen auf.
Die beiden Schwarzgekleideten an seiner Seite sprangen nach
draußen.
Der Fahrer blieb sitzen, steif und hölzern wie eine Puppe und
wandte nicht mal den Blick.
Culmer rutschte auf dem Sitz nach draußen.
Er achtete nicht mehr auf die Schmerzen, die seinen ganzen
Körper erfaßt hatten. Er hatte bestimmt überall blaue
Flecke, war jedoch wie durch ein Wunder vor einer ernsthaften
Verletzung verschont geblieben.
Von harter
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