Macabros 107: Mord-Clan der Männer in Schwarz
gegenüberlag.
Björn hatte schon mal erlebt, wie Molochos Kontakt zu seinem
Informanten in der Vergangenheit aufgenommen hatte. In einem Feld des
Netzes dann zeigten sich Bilder, die über Räume und Zeiten
hinweggetragen wurden und aus denen er den Stand der Ding erkennen
konnte.
Mehrere Male rief Molochos seinen Informanten, jenes unsichtbare
Zeitgeschöpf, das ihn unterstützte.
Björn starrte unwillkürlich auf das Feld zwischen den
starken Strängen, in dem sich schon einmal Bilder aus der
Vergangenheit gezeigt hatten.
Doch diesmal – regte sich dort nichts.
Zwischen den dicken, raupenartigen Augenbrauen Molochos’
entstand eine steile Unmutsfalte.
Er beschwor den Geist in der Vergangenheit. Wieder ohne
Ergebnis.
Auch Björn wurde unruhig.
Er war selbst interessiert daran zu erfahren, was sich im Xantilon
jeder Zeit tat, in der die Legende um den »Toten Gott«
entstand.
»Auch dem Dämonenfürsten Molochos sind Grenzen
gesetzt«, höhnte Hellmark. Er reizte hoch und wußte,
daß er gerade in diesem Moment Molochos besonders treffen
konnte. Auch zu seinem eigenen Nachteil, wenn das Spiel, das er
vorhatte, nicht planmäßig verlief. »Der Draht in die
Vergangenheit ist gerissen – und die Legende wird so laufen, wie
Macabros es für richtig hält und nicht wie Molochos es gern
hätte…«
Über die Lippen des Dämonenfürsten kam ein
tierisches Knurren. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und
erneut beschwor er seinen Informanten, sich zu melden.
Was war geschehen?
Weder Molochos noch Björn Hellmark wußte es.
Macabros hatte den Informanten in jener Stunde getötet, als
er aus der Hand der Zauberin Daiyana das magische Schwert erhielt,
jenes Schwert, das in die Geschichte als ›Das Schwert des Toten
Gottes‹ eingehen sollte.
»Du riskierst große Worte, armseliger Erdenwurm«,
stieß Molochos hervor. Sein Mantel bauschte sich auf, als ob
der Wind hineinfahren würde. »Erspar’ dir deinen
Kommentar. Deine Worte können dein Tod sein. Ich kann dich
zertreten wie ein Insekt…«
»Dann tu’s, Molochos!«
»O nein! Das würde dir so passen. Deine Absicht ist es,
mich zu reizen, zu beschimpfen, herauszulocken… Du willst deinen
Tod. Du kannst es nicht mehr länger ertragen, hier gefangen zu
sein. Solange du auf der Grenze zwischen Wachen und Träumen
schwebtest, erkanntest du deine Hilflosigkeit, aber offenbar nicht in
dem Maß, wie jetzt. Habe ich recht?«
Seine teuflischen Gedankengänge bewegten sich genau in die
Richtung, die Björn Hellmark wollte.
Nun hieß es, Öl aufs Feuer zu gießen!
»Vielleicht hast du recht…«, murmelte Hellmark mit
dumpfer Stimme. »Du hast meinem Leben den Sinn
genommen…« Und mit diesen Worten wandte er den Kopf und
blickte die schlafende Frau an seiner Seite traurig an.
»Nimm’ mein Leben und verschone das ihre…«
Molochos lachte. »Daß dein Leben keinen Sinn mehr hat,
das war meine Absicht…«, höhnte er und schien
vergessen zu haben, daß er ursprünglich seinen Informanten
in der Vergangenheit Xantilons veranlassen wollte, ihm eine
Mitteilung über die dort stattfindenden Ereignisse zu machen.
Jetzt galt seine ganze Aufmerksamkeit seinem Erzfeind. »Dir habe
ich es zu verdanken, daß ich zurückgeschlagen wurde,
daß ich neu beginnen mußte. Ich könnte längst
mein Ziel erreicht haben, wenn du nicht gewesen wärst. Um so
mehr koste ich nun meinen Triumph und meine Rache aus… Du
bittest um deinen Tod? Wunderbar! Ich werde es mir
überlegen.« Er blickt auf Carminia. »Sie kennt dich
als mutigen und starken Kämpfer. Gut, daß sie deine Worte
nicht gehört hat. Du bist dabei, aufzugeben? Schon nach einem so
kurzen Aufenthalt in einem Gefängnis, das für die Ewigkeit
gedacht ist? Ich sollte sie aufwecken…« flüsterte er
erregt, und in seine schwarzen Augen trat ein kaltes Glitzern.
»Der große Kämpfer Hellmark ist plötzlich ganz
klein geworden. Es war eine gute Idee, dich zu erwecken, und ich
frage mich, ob es auch eine gut Idee ist, sie
aufzuwecken…«
Björn ließ sich seine Erregung nicht anmerken.
Sein Herz schlug schneller.
Wenn es um eine Teufelei ging, hakte Molochos sehr schnell
nach.
Die Rechnung schien aufzugehen! Aber Molochos durfte nicht merken,
woher der Wind wirklich wehte.
»Ich werde sie selbst fragen, was sie von deinem Vorschlag
hält«, nahm Molochos den Faden wieder auf.
»Du wirst es nicht tun!«
»Nicht? Nun, wer sollte mich daran hindern? Du etwa?«
ein höhnisches Lachen klang unerträglich an
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