Macabros 107: Mord-Clan der Männer in Schwarz
Herzschlag, Atmung und Puls dieser
Schwerverletzten und Schwerkranken wurden ständig
überwacht.
Außer an den Kontrollinstrumenten waren die Patienten auch
an lebenserhaltenden Systemen angeschlossen. Die meisten von ihnen
wurden durch Sonden durch die Nase ernährt, andere hingen an
Infusionsflaschen. Keiner, der hier lag, war bei
Bewußtsein.
Hinter einer tapezierten dünnen Trennwand standen zwei
Notbetten. Das eine war belegt. Ein Mann, ebenfalls an Apparaten
angeschlossen, lag reglos darin. Sein Kopf war bandagiert. Über
einer Stuhllehne hingen seine Kleider, die in aller Hast dorthin
gelegt worden waren. Auf einem kleinen Tisch lagen Brieftasche und
Geldbörse.
Die Krankenschwester, die den Eintretenden den Rücken
zuwandte, drehte sich sofort um, als die Tür sich
öffnete.
»Sie haben sich in der Tür geirrt, meine Herren«,
sagte sie freundlich. »Hier sind nichtangemeldete Besucher nicht
erlaubt…«
Der rechte der beiden Männer in Schwarz schüttelte den
Kopf. »Wir sind angemeldet. Mister Ruston erwartet
uns…«
Die Krankenschwester stand da mit offenem Mund.
»Aber… aber Mister Ruston… liegt noch in tiefer
Bewußtlosigkeit… sein Zustand ist sehr ernst… wie
kann er…«
Da trat der Sprecher auf sie zu. »Es hat alles seine
Richtigkeit, meine Liebe. Und zieren Sie sich nicht und lassen Sie
uns gewähren! Wir kümmern uns um alles. Sie brauchen sich
keine Sorgen zu machen…«
Dann riß er ihr blitzschnell die Arme auf den Rücken,
hielt sie mit brachialer Gewalt fest und preßte ihr seine
große Hand auf den Mund.
»Nicht schreien und nicht beißen«, zischte er.
»Dann werde ich mit Sicherheit böse. So aber wird Ihnen
nichts passieren…«
Die Krankenschwester hatte das Gefühl, in einen Schraubstock
eingespannt zu sein. Es war hoffnungslos, sich zur Wehr zu setzen.
Gegen die Kraft dieses Mannes hatte sie keine Chance.
Mit schreckgeweiteten Augen beobachtete sie den anderen Mann in
Schwarz und begriff in diesen Sekunden nicht, was dies alles
bedeutete.
Der andere war mit einem schnellen Schritt am Tisch neben dem
Notbett.
Ruston war an mehrere Schläuche angeschlossen. Unmittelbar
nach der Operation, die erst vor wenigen Minuten abgeschlossen worden
war, hatte man ihn hierher gebracht. Sein Gesicht sah spitz aus und
eingefallen. Das gleichmäßige zischende Geräusch aus
der Sauerstoff-Flasche erhielt ihn ebenso am Leben wie der Zustrom
der Flüssigkeiten aus den anderen Schläuchen.
Ruston war in einer Notoperation ein Blutgerinnsel aus dem Hirn
entfernt worden. Dieser Thrombus war offenbar die Ursache dafür
gewesen, daß seine Atmung ausgesetzt hatte und er von dem
kontrollierenden Mann in Schwarz unmittelbar nach dem Unfall für
tot gehalten wurde.
Der zweite nächtliche Gast durchstöberte Rustons
Brieftasche.
Und er fand, was er suchte…
Ein flüchtiges Grinsen huschte über das bleiche
Gesicht.
Jack Ruston hatte also tatsächlich, wie vermutet, seinem
Freund zwei Fotos entwendet. Was er damit im Sinn hatte, würde
wohl immer Rustons Geheimnis bleiben.
Der Mann in Schwarz, der gefunden hatte, was er suchte,
überließ nun nichts mehr dem Zufall.
Rustons Verletzungen waren erst. Niemand konnte garantieren,
daß er überlebt. Aber die Kunst der Ärzte und der
Aufwand der Technik erhöhten seine Überlebenschancen.
Und dem schob der Mann in Schwarz einen Riegel vor.
Jack Ruston war Zeuge. Und Zeugen konnte man nicht gebrauchen.
Ein einziger scharfer Ruck, und die Schläuche, die in Jack
Rustons Körper führten, wurden herausgerissen.
Blut sickerte auf die weiße Bettdecke, die
Flüssigkeiten aus den Infusionsbehältern tropften auf Bett
und Boden, der Sauerstoff entströmte leise zischend dem Ventil,
ohne jedoch noch in Rustons Körper gelangen zu können.
Die Krankenschwester schrie auf.
Doch ihr Entsetzensschrei wurde erstickt. Die Hand preßte
sich zu stark auf ihren Mund.
Außer ihr wurde niemand Zeuge des grausigen Geschehens.
Die anderen in Bewußtlosigkeit liegenden Patienten bekamen
es nicht mit, von außerhalb der Intensiv-Station konnte sie
keine Hilfe herbeirufen.
Drei, vier Minuten vergingen. Es waren die schlimmsten und
längsten in ihrem Leben.
Jack Rustons Atmung stoppte, sein Herz setzte aus.
Der festgehaltenen Frau stand der kalte Schweiß auf der
Stirn, und sie merkte, wie ihr Kräfte sie plötzlich
verließen. Alle Spannkraft wich aus ihrem Körper, ihre
Arme wurden schlaff, die Beine knickten ihr ein wie
Streichhölzer.
Der Mann in
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