Macabros 108: Haus der grausamen Druiden
sein, und diesen Film
brauchte Teary…
Sandra, eine alte vertrocknete Jungfer, die O’Fellan den
Haushalt führte und auch im Laden bediente, wenn der Inhaber
unterwegs war, konnte dazu nichts Genaues sagen. Sie vermutete jedoch
stark, daß O’Fellan den Film mitgenommen hatte. Das
wiederum wollte Jim Teary nicht glauben. Er suchte zornschnaubend
O’Fellans Foto-Shop auf und stöberte den Kasten mit den
Eingängen durch. Jede Filmtüte nahm er sich vor, fand aber
nichts. Und telefonisch nachfragen konnte er nicht. O’Fellan
befand sich noch auf dem Weg.
Aber Teary wollte sich das gute Geschäft nicht entgehen
lassen.
Er ersann eine List und nahm kurzentschlossen einen belichteten
Film aus seiner Kamera. Damit wollte er den Fremden täuschen,
wenn er kam. Der würde sicher nicht lange überprüfen,
ob der Film auch echt war oder nicht. Und wenn’s endlich bemerkt
wurde, dann konnte er sich immer noch herausreden, daß er aus
Versehen den falschen Film herausgegeben hätte. In der Eile
könnte so etwas passieren. Um eine Ausrede war ein Tim Teary nie
verlegen. Aber er gewann Zeit, und darauf kam es ihm an. Bis der Film
entwickelt war, konnte er O’Fellan anrufen und sich nach dem
Verbleib des echten Films erkundigen. Daß er den Streifen auch
mitgenommen hatte, war ungewöhnlich. Wahrscheinlich wollte er in
Dublin den Film bearbeiten, weil er selbst neugierig auf das Ergebnis
war. Er, Teary, hatte erzählt, was McCloud in der letzten Nacht
abgelichtet hatte…
Heute ging aber auch alles schief.
Ausgerechnet zu dem von dem Fremden genannten Zeitpunkt traf
überraschenderweise auch noch seine Tochter Maureen ein.
Er konnte nur wenige Worte mit ihr wechseln, da gerade der
schwarze Cadillac vor dem Haus ausrollte.
Im Wagen saßen drei Männer. Schwarze Anzüge an,
schwarze Hüte auf dem Kopf, weiße Hemden, schwarze
Krawatten… Wie eine Gesellschaft auf einer Beerdigung.
Der eine sprach ihn an, gab sich als der Anrufer zu erkennen und
bat Teary, einzusteigen. Das tat er.
Dann waren sie losgefahren. Richtung Galway.
Und nun standen sie hier abseits der Straße.
Der Fahrer war zurückgeblieben, die beiden anderen
Schwarzgekleideten waren mit dem Film in dem einsamen, wie unbewohnt
aussehenden Haus verschwunden.
Je mehr Zeit verging, desto unruhiger wurde Tim Teary.
Es gab keinen Zweifel.
Die beiden anderen überprüften offensichtlich, ob er
ihnen auch den richtigen Film ausgehändigt hatte. Damit ging
sein ganzer Zeitplan in die Brüche. Er hatte damit gerechnet,
daß sie spätestens am nächsten Mittag ein Ergebnis in
der Hand hatten. Aber wenn sie schon jetzt herausfanden, daß er
sie hinters Licht geführt hatte, wurde es peinlich.
Der Schwarzgekleidete, dem er seine Frage gestellt hatte, nickte
ihm beruhigend zu. »Es wird gleich so weit sein, Mister
Teary… Meine beiden Kollegen werden jeden Augenblick
zurückkommen.«
»Was machen sie denn in dem Haus? Da wohnt doch kein Mensch?
Es war doch vollkommen dunkel, als wir hier eintrafen?« Teary
konnte seine Nervosität kaum noch unterdrücken.
»Es war dunkel, das haben Sie richtig bemerkt, Mister Teary.
Aber ihr Schluß, daß deshalb niemand dort wohnt, ist
falsch.«
Teary stieß hörbar die Luft durch die Nase.
»Wenn ich gewußt hätte, daß es solange
dauerte, wäre ich gar nicht mitgekommen. Meine Tochter wird sich
Sorgen um mich machen, weil ich so lange wegbleibe. Ich hätte
Ihnen einfach den Film mitgeben sollen. Das wäre viel bequemer
für uns alle gewesen.«
»Für Sie ja, Mister Teary. Nicht für uns. Sie haben
das Geld sofort ausgehändigt bekommen. Daß es echt ist,
sieht man auf den ersten Blick. Auf den ersten Blick aber ist nicht
zu sehen, ob der Film in Ordnung ist und… ah, sie sind fertig.
Da kommen meine Freunde schon, Mister Teary…«
Der Wirt murmelte etwas in seinen Bart, öffnete den oberen
Hemdenknopf, als ob ihm der Kragen plötzlich zu eng würde,
und begann unruhig zu werden.
Die beiden Männer kamen durch die Dunkelheit auf den
unbeleuchteten Wagen am Wegrand zu.
›Sie sehen aus wie Racheengel‹, dachte Teary
unwillkürlich.
Der Schwarzgekleidete hinter dem Steuer stieß die Tür
nach außen, als seine beiden Begleiter auf der Höhe der
Motorhaube waren.
Die Gesichter der Männer verhießen nichts Gutes.
»Nanu?« Teary beugte sich nach vorn und spielte den
Ahnungslosen. »Stimmt etwas nicht?«
»Das kann man wohl sagen«, erwiderte der eine der beiden
Zurückkehrenden. »Hier – sehen Sie sich den
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