Macabros 110: Kampf in der Alptraumstadt
ist
von anderer Struktur als das, was durch die Flamme erhalten bleibt.
Und so mögen dir die Worte, die ich in diesem Moment spreche,
etwas verraten, was du bis auf den heutigen Tag noch nicht
gewußt hast.
Apokalypta war zwar eine ranghohe Dämonin, die ›Ewige
Unheilbringerin‹, wie man sie apostrophierte. Doch sie war nicht
reinblütig. Sie ging ihren eigenen Weg und hatte gewisse
Schwächen. Deshalb mußte sie sterben. Rha-Ta-N’my hat
ihren Tod mit einer Verstärkung meiner Macht wohl registriert.
Und so kann ich sicher sein, daß sie mit mir sein wird,
daß kein anderer im Hinterhalt lauert.
Diesmal steht zuviel auf dem Spiel.
Es geht um deine Person.
Und alle sind deine Feinde.
Ich nehme dein Angebot an. Kämpfen wir gegeneinander. Um
Leben und Tod, um Freiheit oder Ketten, wie du es formuliert
hast.
Du wirst ein Schwert haben wie ich eines haben werde. Das
›Schwert des Toten Gottes‹, das dir den Sieg leicht machen
würde, steht dir nicht zur Verfügung. Du hast nur einen
Antrieb, der dich veranlaßt, dich auf das Ungeheuerliche
einzulassen. Es ist dein Gedanke an die Frau, der dein Herz
gehört. Carminia Brado, die sich in meiner Hand befindet, ist
dein Grund…«
»Genau, Molochos.«
Das leise Lachen, das von überall her zu kommen schien, klang
unangenehm.
»Es war die Rede von einem Kampf zwischen uns, nicht aber
davon, von welchem Sinn einer geleitet sein muß, um diesen
Kampf für sich zu gewinnen. Ich werde deshalb dafür sorgen,
daß du vergißt, warum du es tun mußt,
Hellmark…«
»Molochos? Was hat das zu bedeuten?« Björn wich
zurück und wußte nicht, wohin er zuerst blicken
sollte.
Die kaum ausgeprägten Gesichter in den lehmbraunen
Wänden zeigten Leben. Aus den geschlossenen Mündern schien
spöttisches Lachen zu kommen. »Ganz einfach, Hellmark…
Ich werde dir die Erinnerung an Carminia Brado nehmen. Wenn wir uns
begegnen, wirst du nicht mehr wissen, was dich antreibt, zu
kämpfen. Und wer keinen Sinn darin sieht, seinen Gegner zu
besiegen, der wird ihn auch nicht zu Fall bringen können. So
einfach ist das…«
*
Er hörte noch die Worte, und seine Hände ballten sich
unwillkürlich zu Fäusten.
Er war ein Dämon! Mit Dämonen konnte man keine
Abmachungen treffen. Sie wurden wortbrüchig.
Der Gedanke daran, daß er den Sinn seines Herkommens nicht
mehr erkannte, schmerzte ihn.
Ein Kampf ohne Sinn! Carminias Leben und Unversehrtheit standen
ganz oben an in seinen Überlegungen. Wenn diese
Überlegungen nicht mehr waren…
Etwas geschah mit ihm. Er merkte es, ohne daß er es
verhindern konnte.
Nebel legte sich vor seine Augen. Sein Kopf wurde schwer, und das
Denken strengte ihn an.
Was waren das doch eben noch für Gedanken gewesen, die ihn
erfüllten, und von denen er nicht loslassen wollte?
Ein Name, eine ganz bestimmte Person hatte im Mittelpunkt seiner
Sehnsüchte und seines Denkens gestanden.
Eine Frau. Schön und anziehend…
Sie war in Gefahr… man mußte ihr helfen… er war
bereit, für sie in den Tod zu gehen, damit sie leben
konnte…
Wie war ihr Name?
Carmilla… Carminia?
Carminia Brado!
Er durfte sie nicht vergessen…
»Doch, du wirst sie vergessen…, du wirst nichts mehr von
ihr wissen…«, flüsterte die ihn bedrängende
Stimme. Er wußte nicht, woher sie kam.
Er blickte Arson an.
Auch der Freund bewegte den Mund und sagte ihm etwas, aber was er
sagte, verstand er nicht.
Arson wollte ihn warnen. Einen Moment begriff er wieder die
Zusammenhänge und nahm sich vor, klar zu bleiben und sich nicht
bezwingen zu lassen.
Molochos war der Feind. Er wollte ihn in die Knie zwingen.
Molochos war der Gegner, mit dem er die Klingen zu kreuzen
beabsichtigte. Der Dämonenfürst war an einem Zweikampf
interessiert. Das würde seine Stellung im Reich der Finsternis
weiter stärken, wenn er den Beweis erbrachte, daß
tatsächlich er es gewesen war, der sich auf die
Auseinandersetzung einließ.
Warum fiel ihm das Denken so schwer? Was war nur mit ihm los?
Instinktiv erfaßte Hellmark noch, daß die unsichtbaren
Einflüsse offenbar aus den schwer erkennbaren Gesichtern
kamen.
Hellmark wollte abdrehen, aber das konnte er nicht mehr.
Der Boden unter seinen Füßen und die ganze Umgebung
begann sich vor seinen Augen zu drehen.
Er stürzte.
Björn hörte Arson noch aufschreien. Der blonde,
braungebrannte Mann aus Marlos verlor zwei Sekunden das
Bewußtsein. Die Kraft, die aus den Gesichtern strömte,
erfaßte sein Denken und Fühlen, war wie
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