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Macabros 111: Molochos Flucht ins Jenseits

Macabros 111: Molochos Flucht ins Jenseits

Titel: Macabros 111: Molochos Flucht ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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dunkle, wolkenartige Welt, die sie umgab, erinnerte an einen
düsteren Schacht, der in eine geheimnisvolle und unerkennbare
Ferne führte.
    Die Luft war mit seltsamen Geräuschen angefüllt, die
auch durch das dahinpreschende Skelett-Pferd verursacht wurden. In
das Wimmern und Wehklagen mischte sich ein keuchendes, pfeifendes
Geräusch, wie wenn Wind durch Ritzen und Spalten heult. In dem
hohlen Skelett war die Geräuschentwicklung besonders
intensiv.
    Molochos saß tief nach unten gebückt, berührte mit
dem Gesicht fast den Kopf seines gespenstischen Reittieres und
preßte dabei Carminia Brado tief nach unten.
    Das Herz der Brasilianerin schlug bis zum Hals.
    Unentwegt arbeitete sie an der Lockerung ihrer Fesseln.
    Sie wußte: es war etwas passiert, das ursprünglich
nicht in Molochos’ Plan gehörte.
    Hals über Kopf war er in ihr Verlies gestürzt und hatte
sie auf das bereitstehende Pferd geworfen. Dann war er davongeprescht
– in einen dunklen Schlund hinein, der sie wie ein Schlauch
umschloß und von der anderen Welt trennte.
    Carminia aber hatte noch mehr mit bekommen.
    Der Dämonenfürst war durch einen fadenscheinigen
Schleier geritten, der wie eine Trennwand zwischen den Dimensionen
aussah.
    In dieser ›Trennwand‹, wie Carminia sie im stillen
bezeichnete, hatte sie starke Bewegung wahrgenommen.
    Zahllose Monstergeschöpfe aus Gigantopolis drängten sich
dort zusammen. Sie tauchten auf wie Schemen, verschwanden, und ihre
Plätze wurden im gleichen Augenblick von anderen
Nachrückenden eingenommen.
    Innerhalb dieser merkwürdigen ›Trennwand‹ schien
sich eine Übergangszone von einer in die andere Dimension zu
befinden.
    Aus Gigantopolis hatte eine allgemeine Flucht eingesetzt.
    Carminia biß die Zähne zusammen, spannte ihre Muskeln
und dehnte die Fesseln. Molochos merkte von alledem nichts.
    Instinktiv spürte sie, daß eine völlig neue
Situation eingetreten war.
    »Wo bringst du mich hin, Molochos?« preßte sie
angespannt hervor.
    »An einen sicheren Ort!« tönte es dumpf an ihre
Ohren.
    »War Gigantopolis nicht sicher genug?«
    Er lachte rauh. »Nicht im Moment. Es ’ gibt Gegner, an
denen beißt man sich die Zähne aus… Wir sind uns zu
ähnlich, Hellmark und ich. Das erschwert manches. Besser
wäre, wir würden an ein und demselben Strang ziehen. Er
steht auf der falschen Seite.«
    »Oder du…«
    »Nein, das glaube ich nicht. Wer siegt, ist auf der richtigen
Seite.«
    »Im Moment befindest du dich auf der Flucht. Das sieht nicht
sehr nach Sieg aus.«
    »Der Augenblick täuscht. Ich brauche eine neue
Ausgangsposition, das ist alles. In Gigantopolis hat das Blatt sich
nicht gewendet. Ich muß die Stadt nur kurzfristig verlassen.
Noch ist Gigantopolis für mich nicht verloren.«
    »Deine Worte strafen dich Lügen. Niemals hättest du
freiwillig die Stadt verlassen! Björn hat dich verdrängt.
Nun ist er dir auf den Fersen…«
    »Irrtum! Er hat keine Ahnung, wohin ich mich gewandt habe.
Die Stadt hat mich ausgestoßen – ja, das muß ich zu
meiner Schande gestehen. Glaubst du denn wirklich, ich hätte sie
je freiwillig verlassen? Es gibt Gesetzmäßigkeiten, die
sich durch magische Einflüsse und dämonische Kraft nicht
beseitigen lassen. Man muß sie hinnehmen – bis man
schließlich doch einen Weg findet, sie zu untergraben. Und das
ist meine Absicht. Molochos ist nicht geschlagen, und er gibt sich
nicht geschlagen. Er schöpft eine Atempause und sammelt neue
Kräfte.«
    »Dir standen Tausende als Helfer zur Seite«, hakte
Carminia Brado nach, »und doch hast du es nicht geschafft,
Hellmark und seine Freunde zurückzuschlagen.«
    Die zur Verteidigung Gigantopolis’ abgestellt waren,
erfüllten in dem Augenblick keinen Sinn mehr, nachdem ich mich
entschlossen hatte, in Gigantopolis meinen Hauptfeind zu töten.
Wille und Tat sind in Gigantopolis eins. Die ganze Stadt existiert,
ist wie ein lebender Organismus. Man muß verbunden sein mit
ihr, um sie wirklich zu besitzen. Ich war noch zu neu, zu unerfahren.
Apokalypta war die wirkliche Besitzerin. Es ist mir noch nicht
gelungen, alle ihre Positionen einzunehmen. Aber alle diese Dinge
weißt nur du. Und ich werde dir keine Gelegenheit geben, davon
Gebrauch zu machen.
    Hellmark ist in der Stadt.
    Er hat eine Ahnung, wie alles zusammenhängen könnte.
Aber es wird ihm die Zeit fehlen, alles kennenzulernen. Und die hat
er nicht.
    Ich werde einen neuen Weg finden, zurückzuerobern, was ich
kampflos zurücklassen mußte. Einen Plan habe ich

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