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Macabros 115: Skorokka - Strom ins Totenland

Macabros 115: Skorokka - Strom ins Totenland

Titel: Macabros 115: Skorokka - Strom ins Totenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Danielle sich zufällig
umwandte, um ein Wort an den Inder zu richten, wurde sein Fehlen
bemerkt…
     
    *
     
    Er war wie berauscht und merkte, daß etwas mit ihm geschah,
hätte aber nicht zu sagen vermocht, was es war.
    Rani Mahay registrierte nur dunkle, sich bewegende Schatten, denen
er keine besondere Körperform zuweisen konnte.
    Er konnte sich nicht zur Wehr setzen, und es wunderte ihn,
daß sein schwerer Körper nicht zu Boden fiel.
    Er schwebte zwischen den Blättern und Zweigen und wurde
waagrecht über dem Boden gehalten.
    Er fragte sich, warum er sich nicht bewegen konnte. Er war
gelähmt wie durch Gift.
    Er mußte die anderen warnen!
    Aber er konnte sich nicht bemerkbar machen.
    Im Halbdunkeln bewegten sich grüne Gestalten.
    Mahay war auch jetzt noch außerstande, ihre genaue Form
festzustellen.
    Sie sahen ungefähr aus wie schmale, grüne Flaschen.
    Sie hatten keine Beine. Und bewegten sich doch! Sie hatten keine
Arme – und besaßen doch Gliedmaßen, mit denen sie
zupacken konnten!
    Ein wandernder, flaschenförmiger Baum…
    Der Gedanke kam ihm – und war im nächsten Moment auch
schon wieder vergessen.
    In der Tiefe seines Bewußtseins regte sich Widerstand.
    Ich bin Rani Mahay, der Koloß von Bhutan… erinnerte er
sich. Ich kann mit bloßem Willen wilde Tiere bezähmen. Und
Menschen, um sie mir vom Hals zu halten, wenn sie mir ein Leid
zufügen wollen. Ich bin in Gefahr… aber das sind weder
Tiere noch Menschen… die Feinde sind ein Mittelding zwischen
Tier und Pflanze… also Leben… und eben, wenn es
bewußt existiert… ist – beeinflußbar.
    Er konzentrierte sich auf seine Widersacher, die er mehr ahnte als
sah.
    Unbewußt versuchte er einen Einfluß auszuüben.
Doch an seiner Situation änderte sich nicht das mindeste.
    Er merkte, daß er sehr schnell durch hochstehende, dichte
Pflanzen gezogen wurde. Wie von einem Sturm wurde er
durchgepeitscht.
    Dann brach die Bewegung abrupt ab.
    Mitten im Dickicht war ein Garten, in dem riesige Blüten auf
mannsstarken Stengeln wuchsen. Die Blütenkelche hatten die Form
überdimensionaler Bohnen…
    Fast so ähnlich wie die grünen Gestalten, verglich er
unwillkürlich wieder.
    Aber kaum erreichten diese Gedanken sein Bewußtsein,
versanken sie auch schon wieder.
    Er nahm alles nur bruchstückhaft wahr und begriff nur eins
wirklich: ich befinde mich in Gefahr. Sie – wer immer das auch
war – werden dich töten!
    Beiläufig nahm er wahr, daß er aus der Waagrechten in
die Senkrechte kam.
    Die Blüte, die eine Länge von über zwei Metern
hatte und etwa achtzig Zentimeter breit war, klappte mit leisem,
gierigem Fauchen auseinander.
    Dann erfolgte ein Sog.
    Mahay wurde angesaugt und fühlte die warmen, feuchten
Wände, die sich rings um ihn schlossen. Klebrige Härchen
hafteten auf Gesicht, Armen, Händen.
    Die Blüte, die die Form einer Schote hatte, stand aufrecht
neben ihrem Stengel, und aus den dünnen, durchsichtigen
Schleimhäuten sickerte eine blasige Flüssigkeit, die
anfing, seine Kleidung aufzulösen…
     
    *
     
    »Rani ist weg!«
    Danielle schrie es heraus, und jedes Wort schnitt wie ein Messer
in die Haut von Björn und Arson.
    Die beiden Männer kehrten sofort um. Gemeinsam mit Danielle
suchten sie jeden Quadratzentimeter Boden ab und riefen nach dem
Inder.
    Ohne Ergebnis…
    »Er kann doch nicht im Boden versunken sein oder sich in Luft
aufgelöst haben«, murmelte der Mann mit der Silberhaut
verwirrt.
    »Gerade so sieht es aber aus. Das Land, das der Skorokka
durchfließt, ist uns unbekannt. Kaithal hat uns darüber
keine genauen Informationen hinterlassen. Keiner von uns weiß,
welche Besonderheiten und Abenteuer uns hier erwarten.«
    »Daß es Besonderheiten gibt, das beweist Ranis
Verschwinden…« Danielle de Barteaulieé sah
blaß aus.
    Hellmark und seine beiden Begleiter konzentrierten sich auf die
Umgebung und gingen den Weg zurück, den sie gekommen waren.
    Da entdeckte die Französin einige abgerissene Blätter an
der Seite. War dies die Stelle, an der Rani – unbemerkt von
ihnen allen – überfallen worden war?
    Der Boden war nicht aufgewühlt. Wirkliche Spuren eines
Kampfes gab es nicht.
    Der Überfall auf den Inder mußte so schnell und lautlos
über die Bühne gegangen sein, daß er nur mit
besonderen Mitteln durchgeführt worden sein konnte.
    Waren auch hier – im Innern der Felsen – dämonische
Mächte am Werk?
    Ausschließen konnten sie das nicht.
    Dies war die Zeit, in der die Helfershelfer und

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