Macabros 115: Skorokka - Strom ins Totenland
bin
unfähig… einen klaren Gedanken zu fassen. Ich hoffe noch
immer, daß das alles… einfach nicht wahr ist, ich
irgendwann aufwache und feststelle, daß ich entweder in
Clarissas Apartment liege und zuviel getrunken habe – oder zu
Hause in meinem Bett. Aber ich frage mich, weshalb ausgerechnet
dieser Cooner in meinem Traum eine so wichtige Rolle
spielt…«
»Es ist kein Traum. Du bist genauso hellwach wie ich es
bin… Ron… Ich möchte nicht in deiner Haut stecken,
verdammt noch mal… Du kannst nicht mal zur Polizei gehen. Die
werden dich für verrückt erklären… ich kann es
selbst nicht fassen, daß du mir die Wahrheit gesagt hast…
Teufelswerk, dieser Körpertausch. Er widerspricht allen
Naturgesetzen… dieser Cooner steht mit dem Satan im Bund…
Wie hat er das gemacht, Ron?«
»Wenn ich es wüßte, wäre alles viel
einfacher. Ich brauch’ deinen Rat, Dick. Ich kann als Cooner
nicht leben. Da geh’ ich vor die Hunde. Aber ehe es passiert,
glaubt auch dieser Schmarotzer dran, darauf kannst du Gift nehmen.
Ich bring’ ihn um, Dick…«
Lorington sah nachdenklich aus. »Mit den Kleidern hat die
Verwandlung begonnen, Ron«, sinnierte er. »Wenn du diesen
Cooner, der jetzt als Myers auftritt, tötest und dich wieder in
den Besitz deiner Kleider bringst, kippt die ganze Angelegenheit
wieder um. Das Ganze ist ein Fluch, ein Zauberbann… oder wie
immer du das nennen möchtest. Du bist es und er ist du… man
wird einen toten Cooner finden. Aber was geschieht – wenn er den
Spieß umdreht?«
Die Frage kam überraschend. Die Augen des Besuchers verengten
sich. »Wie meinst du das, Dick?«
»Vielleicht denkt dieser Cooner genau so wie du, Ron. Er
muß sich einiges gedacht haben und wird sich absichern, um
seine Stellung nicht zu verlieren. Für ihn hat sich ein
Wunschtraum erfüllt. Du bist eine Gefahr für ihn. Er
weiß nicht, wie und wann du auf die Idee kommst, zu agieren.
Vielleicht hat er schon längst einen Plan gefaßt, dir den
Garaus zu machen… Marvin Cooner… wer ist das schon? Ein
unbedeutender Mensch, einer von Millionen Londoner Einwohnern…
man wird ihn eines Tages finden, überfahren oder ertränkt
in der Themse… vielleicht bleibt er bei einer Schlägerei in
einem zwielichtigen Lokal auf der Strecke…«
Myers bückte seinen Freund Lorington entsetzt an. »Aus
dieser Sicht… habe ich das Ganze noch gar nicht
betrachtet«, preßte er tonlos hervor.
Lorington nickte nachdenklich. »Er wartet möglicherweise
nur auf seine Chance, Ron… Er kann sich schließlich gut
vorstellen, wie es jetzt in dir aussieht und daß du dich mit
allen möglichen Mordplänen trägst… Ich würde
die Sache anders aufrollen.«
»Und wie?«
Lorington lehnte sich in den bequemen Sessel zurück. Der
schwarz-rote Hausmantel klaffte über seiner Brust. »Ich
würde die schmutzige Arbeit – einen anderen verrichten
lassen.«
»Ich soll einen – Killer beauftragen?«
»Das wäre eine Möglichkeit. Ich kann mir aber auch
noch eine elegantere Lösung vorstellen.«
»Dann nenn’ sie mir.«
»Ich denke da an Clarissa«, fuhr Lorington leise
fort.
»Wie kann sie mir jetzt noch behilflich sein, Dick? Sie
weiß nicht mal, was sich im Badezimmer abgespielt ab. Sie hat
erlebt, daß Ronald Myers einen aufdringlichen Burschen aus
seinem Haus komplimentiert hat. Der Mann, der jetzt neben ihr im Bett
liegt, ist für sie Ronald Myers…«
Lorington nickte. »Eben. Genau darauf bau’ ich meinen
Plan auf. Clarissa war und ist sehr beliebt. Es gibt einige
regelmäßige Besucher des ›Horse-Club‹, die
verrückt nach ihr sind. Mit dem einen oder anderen ist sie auch
schon aus gewesen. Einer nahm dabei eine besondere Stellung ein.
Mario Santelli… man hat ihn mit Clarissa oft zusammen gesehen
und Santelli ist rasend eifersüchtig, das weißt
du.«
»Ich weiß aber auch, daß Clarissa ihm vor einigen
Tagen den Laufpaß gegeben hat. Ein handfester Streit hat die
Verbindung beendet.«
»So sieht es Clarissa. Sie weiß aber – ebenso wie
viele andere – daß Santelli nicht so leicht aufgibt. Es
ist weiter bekannt, daß Santelli mal lautstark verkündet
hat, jeden, der Clarissa zu nahe tritt, eigenhändig
umzubringen.«
»Santelli ist ein Großmaul.«
»Es gibt Zeugen, die diese Drohung gehört haben.
Santelli ist nicht so ohne. Was weiß man schon von ihm?
Offiziell ist lediglich bekannt, daß er ein Restaurant in
Liverpool hat, eins in Brighton und zwei Pizzerias hier in London.
Santelli lebt auf großem
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