Macabros 115: Skorokka - Strom ins Totenland
Haken…«
»Was für einen, Ron?«
»Du vergißt den Mord… oder den Unfall… an
Ronald Myers, egal wie wir das jetzt nennen… Santellis
Handlanger wird melden, daß Myers sich die Radieschen von unten
ansieht… dann aber tauche ich – in meiner wahren Gestalt
– wieder auf. Santelli wird davon erfahren und glauben,
daß der Anschlag auf mich mißglückt ist. Er wird ihn
wiederholen lassen. Mit durchschlagendem Erfolg…«
»Dem mußt du dann natürlich zuvorkommen. Wenn der
Kerl, der dein Leben übernommen hat, weg ist vom Fenster,
mußt du sofort Kontakt aufnehmen zu Santelli…«
»Dick! Das ist unmöglich!«
»Wer sagt das? Es ist überhaupt die einzige
Möglichkeit. Du mußt Santelli erzählen, daß
einer, den du nicht kennst, mit deinem Aussehen, deiner Kleidung und
so weiter… aufgetreten ist. Es gab einen, der hat sich für
dich ausgegeben. Du kannst dich bei Santelli für die geleistete
Arbeit bedanken.«
»Das ist makaber!«
»Nicht makabrer als der Zustand, in dem du dich jetzt
befindest und von dem du selbst nicht weißt, wie lange er
anhalten wird. Cooner wird es in deinem Haus und mit deinem Leben
wohl sehr lange aushalten, wie ich das sehe. Und dir kann, wenn du
Santelli die Geschichte erzählt hast, nichts mehr passieren.
Schließlich warst du es nicht,’ der sich an Clarissa
herangemacht hat, sondern der andere. Und den hat Santellis Bannfluch
auch getroffen.«
Jedes Wort hallte in Myers nach.
Er wurde unruhig, lief in dem riesigen Wohnzimmer auf und ab,
blieb mal am Fenster stehen und starrte in den dunklen Park und auf
die Straßen, die ihn tangierten.
Ronald Myers nickte. »Die Idee ist gut…, nein, sie ist
einmalig! Dick – du bist ein Genie! Der Kerl, dieser Cooner,
soll seine Strafe erhalten. Santelli ist die richtige Adresse, ja, du
hast recht… das Telefonbuch, Dick. Ich ruf Santelli selbst an
und geb’ ihm mit verstellter Stimme einen Hinweis, wo er in
dieser Minute seine heißgeliebte und sicher vermißte
Clarissa findet…«
Seine Hände zitterten, als er die Seiten des Telefonbuches
durchblätterte.
Er fand Santelli auf Anhieb.
»Hoffen wir, daß er zu Hause ist«, murmelte er,
als er schon gewählt hatte.
Auch Dick Lorington war von der Aufregung angesteckt. Er leerte
sein Whiskyglas in einem Zug. »Wenn er heute abend nicht im
›Horse-Club‹ war und Clarissa dies ausnutzte, dann werden
ihn möglicherweise wichtige Geschäfte davon abgehalten
haben.«
Er unterbrach sich, als er sah, wie die Miene seines Besuchers
erstarrte.
Ronald Myers hatte ein Taschentuch über die Sprechmuschel
gelegt.
»Pronto, Pronto…?« erklang eine muntere Stimme aus
dem Hörer.
»Spreche ich mit Mister Santelli, Mario Santelli?«
vergewisserte sich Myers.
»Si… Wer spricht denn da?«
»Der Name, Santelli, tut nichts zur Sache. Hier ist jemand,
der Ihnen einen Tip geben will.«
»Und wer sagt Ihnen, daß ich an diesem Tip interessiert
bin?«
»Ich kann es mir jedenfalls denken. Der Tip kostet Sie
übrigens keinen Pfennig.«
»Oh, auch noch ein Wohltäter!« erwiderte der
Italiener spitz. »Dann wird’s meistens teuer.«
»Es geht um Clarissa.«
Kaum war dieser Name über seine Zunge gerollt, hörte er
den Mann am anderen Ende der Strippe scharf durchatmen.
»Was ist mit ihr? Steckt sie in Schwierigkeiten? Habt ihr
Dreckskerle sie entführt und wollt nun ein Lösegeld
erpressen? Wie hoch ist eure Forderung? Und laßt euch gleich
gesagt sein, daß es euch schlechtgeht, wenn ihr
übertreibt. Ich habe meine eigenen Wege und Möglichkeiten,
euch das Leben schwerzumachen.«
»Sie sollen nur einer einzigen Person das Leben schwermachen,
Santelli: dem Mann, der Clarissa in dieser Nacht bei sich hat. Ich
weiß, daß Sie heute abend nicht im ›Horse-Club‹
waren. Ich weiß, daß Sie vor kurzem Streit mit Clarissa
hatten.«
»Wer spricht hier von Streit? Eine kleine
Meinungsverschiedenheit, mehr nicht… Wie war das mit Clarissa?
Wo steckt sie im Moment?«
»Bei einem Mann, mit dem sie durchbrennen will,
Santelli.«
»Dieser Mann muß erst noch geboren werden, den
gibt’s nicht. Es gibt keinen Mann, der es wagt, Mario Santelli
eine Frau abspenstig zu machen, an der er selbst großes
Interesse hat.«
»Einer hat es doch gewagt. Und da ich mit diesem Kerl ein
persönliches Hühnchen zu rupfen habe, Santelli, bin ich
bereit, Ihnen den Namen zu nennen. Wenn Sie Clarissa suchen, brauchen
Sie nur zur Villa Ronald Myers’ zu fahren… sie liegt rund
zwanzig Meilen nördlich
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