Macabros 116: Die Droge der Götter
Londoner
Gauners namens Marvin Cooner, hatte bei ihm Zuflucht gesucht und ihm
den unglaublichen Vorgang geschildert, der sich in seinem Haus
abspielte.
Der echte Marvin Cooner war einige Zeit als Fahrer bei Myers
angestellt gewesen. Wegen seiner Unzuverlässigkeit hatte der
Transportunternehmer den Mann entlassen, der sich daraufhin schwor,
dies seinem ehemaligen Chef eines Tages heimzuzahlen.
Es mußte ihm gelungen sein, Kontakt mit bösen
Mächten aufzunehmen. Cooner war nachweislich ohne
Schwierigkeiten in Myers’ Villa eingedrungen, ohne daß die
Alarmanlage ausgelöst wurde. In dem stillen und dunklen Haus
hatte er dann die Rückkehr des legitimen Villenbesitzers
abgewartet, ihn überfallen, den Körper mit ihm getauscht
und ihn anschließend aus dem eigenen Haus geworfen.
Ronald Myers hatte alles, was eine Identität betraf,
behalten, wußte, wer er war, wo sich seine Freunde befanden und
wer seine Partner waren. Das machte seinen Zustand nur noch
unerträglicher. Denn niemand würde dem Mann, der nicht wie
Cooner aussah, in ärmlichsten Verhältnissen im Londoner
Stadtteil Soho lebte und ungepflegt wirkte, abnehmen, daß er
eigentlich ein anderer war.
Wenn – dann würde man ihn für schizophren halten,
und ihn in eine Anstalt sperren, denn der ›falsche‹ Myers
sah aus wie der echte. Der echte Myers dagegen war wegen seines
Aussehens nicht mehr zu erkennen.
So hatte sich der ›echte‹ nur einem einzigen anvertraut:
Dick Lorington, Lorington war auf die Idee gekommen, dem falschen
Myers, der in Wirklichkeit Marvin Cooper war, das Leben zur
Hölle zu machen.
Ronald Myers hatte in jener Nacht, als der Körpertausch
durchgeführt wurde, eine Frau in seinem Haus, die Tänzerin
Clarissa. Die wiederum betrachtete der Italiener Mario Santelli als
sein Eigentum. Und so hatten Lorington und der echte Myers in jener
Nacht dem Pizza-Bäcker, der ebenfalls regelmäßig im
›Horse-Club‹ verkehrte, einen Tip wegen Myers und Clarissa
gegeben. Danach hoffte der echte Myers, daß dem falschen auf
diese Weise langsam das Wasser abgegraben würde. Der echte
Ronald Myers wollte seinem Spiegelbild das Leben so schwer wie
möglich machen, daß der von selbst wieder auf die Idee
kam, für sein neues Leben so schnell wie möglich seine alte
Gestalt wieder anzunehmen.
Ronald Myers hatte in den Stunden seit dem Körpertausch
begonnen, sein und das Dasein allgemein mit anderen Augen zu
sehen.
Es gab mehr, als er bisher glaubte. Die Welt war nicht nur das,
was man sah und hörte. Dahinter steckte mehr.
Die Welt unsichtbarer Kräfte zum Beispiel... aber vielleicht
waren auch sie nur die Spitze eines Eisberges, und es existierten
Dinge, die jede menschliche Vorstellung sprengten.
»Ob er auch kommt?« fragte der Mann, der aussah wie
Marvin Cooner, aber Ronald Myers war.
Mit ›er‹ meinte er den, der seine Gestalt und sein Leben
übernommen hatte.
Es gehörte zum Mythos Myers’, zwei- bis dreimal
wöchentlich im Club aufzutauchen.
»Wir werden sehen«, antwortete Lorington.
Der Mann an seiner Seite machte nach dieser Nacht, in der sie sich
zum erstenmal begegnet waren, nun einen anderen Eindruck.
Mit finanzieller Unterstützung Loringtons hatte
›Cooner‹ sich am frühen Morgen bei einem der besten
Herrenausstatter Londons in der Oxford-Street neu eingekleidet.
Mehrere Hemden, einige Anzüge, Krawatten und Schuhe waren
notwendig gewesen, um aus dem ungepflegten Marvin Cooner einen
Gentleman zu machen.
Der echte Cooner war nachweislich nie zuvor im
›Horse-Club‹ gewesen. Lorington hatte dies aufgrund seiner
Beziehungen schnell herausbekommen.
So konnte er Cooner als irgendeinen Begleiter vorstellen.
In acht nehmen mußten sie sich eigentlich nur vor der
Person, die sie bekämpften: den falschen Ronald Myers.
Er durfte dem Mann, der er mal gewesen war nicht über den Weg
laufen. Dann würde der sogenannte ›Myers‹ wissen,
woher der Wind wehte und schnell Verdacht schöpfen.
Lorington war so bekannt hier, daß er seinen Club-Ausweis
nicht vorzuzeigen brauchte. Gaste konnte jedes eingeschriebene
Mitglied unbeschränkt mitbringen.
Das Girl, das ihre Mäntel in Empfang nahm, war eine
Augenweide.
Der Empfangschef wollte Lorington den Platz anweisen, den er
normalerweise innehatte. Das war auch der Platz Ronald Myers.
»Heute nicht, Tom«, bemerkte er leise. »Ich
möchte Mister Myers nach Möglichkeit nicht über den
Weg laufen. Es gibt eine kleine Differenz zwischen
uns…«
»Ich verstehe, Sir«, sagte
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