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Macabros 116: Die Droge der Götter

Macabros 116: Die Droge der Götter

Titel: Macabros 116: Die Droge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Garderobe begegnete ihm niemand.
    Santelli klopfte kurz und wartete nicht auf das
›Herein‹, sondern drückte schon die Klinke herab, ehe
er Clarissas Stimme hörte.
    In der Garderobe war eine spanische Wand aufgestellt. Dahinter
raschelten Kleider.
    Ein Schatten an der Wand daneben bewegte sich.
    »Clarissa, ich bin’s«, sagte der Italiener.
    Da trat hinter der spanischen Wand eine Gestalt hervor.
    »Ja, ich weiß.«
    Es war ein Mann.
    Ronald Myers.
     
    *
     
    Der Übergang erfolgte fließend.
    Es war in der Tat wie ein Traum.
    Björn Hellmark war im Traumland. Gerade in dem Augenblick,
als seine Psyche darin eintauchte, wußte er nichts mehr von der
Welt, die hinter ihm lag.
    Raum und Zeit waren bedeutungslos für ihn geworden.
    Eine fremdartige Atmosphäre umgab ihn.
    Sie lag in magischem Halbdunkel, aus dem hohe, rauhe Säulen
wuchsen, die an Baumstämme erinnerten.
    An diesen Säulen gab es aber keine Zweige und Äste,
keine Wipfel und Blatter…
    Eine eigentümliche Verlorenheit und Einsamkeit breitete sich
rings um ihn aus, eine Verlorenheit, die tief in das Universum griff
und ewig zu sein schien.
    Und doch – gab es etwas hier: Leben… Gefühle…
Der Mann, der die Droge der Götter genommen hatte, nahm es
deutlich wahr.
    Merkwürdiges Singen und seltsame Klänge lagen in der
Luft, schienen aus der Unendlichkeit zu kommen und hörten sich
zusammen an wie ein Totenchor. Sphärenhafte, fremdartige
Musik… vollkommen unirdisch…
    Björn Hellmark verharrte im Halbdunkeln und sah sich um in
seiner neuen Welt, in die seine Psyche gewandert war.
    Er berührte eine Säule.
    Ihre Oberfläche fühlte sich rauh und warm an, und als
Hellmark vorsichtig mit den Fingern darüber hinwegstrich,
entstand ein dunkler, orgelähnlicher Laut, der die andere
Sphärenmusik unterstrich und aus einem tiefen, unendlichen
Krater emporzusteigen schien.
    Zwischen den Säulen waren zahlreiche Gänge und
Schächte zu erkennen, die er mit Blicken nicht ausloten
konnte.
    Schatten bewegten sich hie und da, und manchmal war ein klagendes
Seufzen zu hören.
    »Carminia!« Er rief es mit voller Lautstärke.
    Der Ruf verhallte.
    »iiiaaa… iiiaaa… iiiaaa…«, tönte das
Echo zurück.
    »Björn!«
    Er fuhr zusammen, als er seinen Namen hörte.
    Carminias Stimme! Sie hatte geantwortet!
    Gehetzt blickte er sich um.
    Von wo war der Ruf gekommen?
    Er hatte so entfernt geklungen, aber die Richtung war ihm nicht
klar geworden.
    »Kannst du mich hören?« Er legte die Hände wie
einen Trichter an den Mund. »Wo bist du?«
    »Hier!«
    Wieder diese ferne, wie ein Hauch klingende Antwort.
    Er hörte Rascheln und Raunen, während die
sphärenhafte Totenmusik gleich blieb, dunkel und
unergründlich.
    Er sah einen schwachen Schatten zwischen den Säulen.
    Dort rannte jemand…
    Carminia?
    Sie war in dieser Einsamkeit, in die er ihr nachgefolgt war.
    Aber – wie kam er hierher?
    Zwischen seinen Augen entstand eine steile Falte.
    Er wußte es nicht. Und es interessierte ihn auch nicht
sonderlich.
    Carminia war in Bedrängnis. Er mußte ihr zu Hilfe
eilen.
    So rannte er in die Schattenwelt zwischen den Säulen.
    Es waren tausende von ihnen. Und zwischen den Säulen wiederum
führten zahllose Gänge und Schächte ins Ungewisse.
    Ein Labyrinth, in dem er sich nicht zurechtfand.
    »Antworte mir!« rief er, und eine Stimme hallte
gespenstisch durch die Düsternis. »Rede ständig, damit
ich dich hören und auf diese Weise besser finden kann.«
    Atmen, sich entfernende, schnelle Schritte.
    Ein Schatten, der eine nahe Säule streifte.
    Hellmark lief darauf zu.
    Der Schatten verschwand.
    Bei genauerem Hinsehen wurde dem Herrn der unsichtbaren Insel
Marlos klar, daß es nicht nur Gänge waren, die immer
weiter ins Ungewisse führten.
    Manchmal war die Dunkelheit wie ein Netz und bildete zwischen
einzelnen Säulen eine Nische, in der es dunkel pulsierte. Als
würde dort ein Herz schlagen…
    Er fühlte, daß außer ihm noch etwas da war, das
er jedoch nicht sehen konnte.
    In dem dunklen Pulsieren zeigten sich die Umrisse von Gestalten
und Gebäuden. Er blickte in eine Straße, die sich in einer
fremden Stadt auf einem fremden Stern befand.
    Die Schattengestalten waren groß, langbeinig und hatten
dicke, runde Köpfe, die ihn an Luftballons erinnerten.
    Die fremden ›Menschen‹ standen in Gruppen zusammen,
gestikulierten mit langen, schmalen Händen und wackelten mit den
Ballonköpfen. Diese Köpfe waren wahrlich
überdimensional, die Gehirnmasse darin

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