Macabros 118: Sternenschloß des toten Gottes
ganz abrupt machen, aber
ich will Ihre Überraschungen genießen. Irgendwann in den
nächsten Stunden wird man Sie hier auf der Bank friedlich
sitzend finden. Herzschlag werden die Arzte konstatieren… und
damit treffen sie den Nagel auf den Kopf. Denn durch meinen Willen
ist Ihr Herz stehengeblieben…«
»Es könnte aber auch sein, daß man ihn vorher
findet, Myers«, sagte da eine Stimme hinter ihm, und der
Angesprochene wirbelte herum.
Ein dunkelhaariger, drahtig aussehender Mann stand vor ihm: Alan
Kennan!
*
Der Mann auf der Bank krümmte sich.
Der Druck auf die Brust wurde unerträglich.
Myers brachte die Kuppen von Daumen und Zeigefinger noch immer
nicht zusammen, und seine Mordgedanken galten dem Amerikaner auf der
Bank und nicht dem Fremden, der vor ihm aufgetaucht war.
»Wer sind Sie und was wollen Sie von mir?« stieß
Myers hervor.
Er war überrascht, und Alan Kennan spielte das vollkommen
aus. Er hielt die geschlossene Hand verkehrt herum vor den
Engländer hin.
»Ich habe auch etwas in der Hand, Myers. Könnte dich
interessieren…«
Alan Kennan ließ die Hand blitzschnell aufschnappen.
Im Tempo lag seine Chance, ehe Myers’ tödliche Gedanken
von dem Mann auf der Bank abließen und sich ihm zuwandten.
Gedanken konnten ohne Umweg und mit dem entsprechenden todbringenden
Fingerzeichen augenblicklich Kennans Ende herbeiführen.
Myers’ Blick erfaßte das rote Etwas, das auf Alan
Kennans offener Handfläche lag.
Dann geschah etwas Unvorstellbares…
*
Der Mann, der aussah wie Ronald Myers und fälschlicherweise
dessen Leben führte, schien zu wachsen.
Spannung kam in seinen Körper, und er wurde steif wie ein
Brett.
Er gurgelte, seine Hände zitterten. Er mußte ungeheure
Kraft aufwenden, um Daumen und Zeigefinger zusammenzubringen.
Aber – es nutzte nichts mehr!
Der Zustand des Amerikaners auf der Bank änderte sich
schlagartig. Herz- und Atembeschwerden verschwanden.
Auch Alan Kennan erwischte es nicht, wie es in Myers’ Sinn
war.
Die Rechnung des jungen Amerikaners aus Marlos ging auf.
In seiner Hand lag ein faustgroßer, rubinroter Stein, der
wie ein ungeschliffener Diamant aussah.
Ein Auge des Schwarzen Manja!
Eins der letzten Exemplare, die sich im Besitz des Herrn von
Marlos befanden und in der Geister-Höhle unter anderen
Trophäen gegen die Dämonenbrut aufbewahrt wurden, hatte
Alan Kennan mit nach Brighton genommen.
Wenn Marvin Cooner einen Pakt mit einem Dämon geschlossen
hatte, der es ihm ermöglichte, diese Rolle zu spielen, die er
sich lange Zeit erträumte, dann würde das Dämonische
aus ihm verschwinden.
Was aussah wie ein Stein in Alans Hand – war ein
versteinertes Auge des Schwarzen Manja, des heiligen Vogels, der auf
Xantilon verehrt wurde, als die Menschen dort noch das Paradies auf
Erden hatten.
Versteinerte Manja-Augen waren wirksame Dämonen-Abwehrmittel,
wie sich ganz eindeutig wieder zeigte.
Myers wand sich am Boden wie im Krampf.
Er lag mit dem Gesicht zur Erde, ein qualvolles Stöhnen
entrann seinen Lippen.
Die Farbe seiner Haare veränderte sich, die seiner Haut
ebenfalls.
Von seinem Körper löste sich ein kaum wahrnehmbarer,
schwefelgelber Nebel. Das Zeichen eines Dämons oder einer
dämonischen Kraft, die durch die Aktivität des Manja-Auges
aufgelöst wurde.
In wenigen Sekunden ging alles über die Bühne.
Stöhnend wälzte sich Ronald Myers. Der hagere
Amerikaner, den er kurz zuvor noch mit dem Tod bedroht hatte, stand
wie eine Statue vor dem Mann, der sich nun erhob – aber nicht
mehr so aussah wie zuvor.
Die Kraft, die die äußere Verwandlung
herbeigeführt hatte, war eindeutig dämonischer Natur
gewesen. Nun war diese dämonische Natur tot, und die Kraft
konnte somit nicht mehr wirksam sein.
Der Mann erhob sich und zeigte sein wahres Gesicht.
Das von – Marion Cooner…
*
Er stöhnte, betrachtete seine Hände – und
wußte in dem Moment, als eine weitere Person auf der
Bildfläche erschien, daß er ausgespielt hatte.
Um den Rhododendren-Strauch herum kam ein gut gekleideter
Mann.
Ronald Myers!
Der Mann, der vorhin noch Marvin Cooners Aussehen hatte,
besaß jetzt sein wirkliches Erscheinungsbild wieder.
Dick Lorington und Richard Patrick folgten.
Die direkt Beteiligten wußten, wie die Dinge zusammenhingen,
und sie waren froh, daß durch den mutigen und entschlossenen
Einsatz Alan Kennans eine Gefahr beseitigt war.
Der echte Ronald Myers konnte sein Leben, das eine Zeitlang ein
anderer für
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