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Macabros 119: Flieh, wenn der Schattenmann kommt

Macabros 119: Flieh, wenn der Schattenmann kommt

Titel: Macabros 119: Flieh, wenn der Schattenmann kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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einer Bank.
    Alle Fenster des Gebäudes waren dunkel. Bis auf eines.
    Es war hellerleuchtet, auf dem schmalen Sims war deutlich die
Silhouette eines Menschen zu sehen.
    Eine Frau stand außerhalb des Fensters und preßte sich
mit dem Rücken noch gegen den Fensterrahmen.
    Die Menschen unten riefen und gestikulierten.
    »Nicht springen! Gehen Sie in den Raum zurück,
Miss…«
    »Machen Sie keinen Unsinn!«
    »Wenn Sie Liebeskummer haben, ich heirate Sie, Miss!«
rief eine jugendlich klingende Stimme. »Der Kerl, wegen dem Sie
sich umbringen wollen, ist es bestimmt nicht wert…«
    Einige Leute in der Nähe lachten. In Anbetracht des Ernstes
der Situation, in der sich die offensichtlich verwirrte junge Frau
dort oben in luftiger Höhe befand, empfand Björn Hellmark
die Bemerkung und das Verhalten der Leute geschmacklos. Der Vorfall
in der 138. war offensichtlich ganz frisch.
    Waren Danielle und Rani vielleicht durch den Auflauf und die
Aufregung angelockt worden? Glaubte die kleine Französin, mit
ihren Hexenkräften etwas ausrichten zu können?
    Sie konnte es bestimmt. Und ebenso bestimmt hätte sie schon
eingegriffen, wäre sie in der Nähe und in der Lage dazu
gewesen.
    Aber ohne die Menschentraube überblicken zu können, war
Hellmark es schon bei seiner Ankunft klar, daß Rani und
Danielle sich auch hier nicht aufhielten.
    Niemand konnte in das Gebäude. Die Türen waren
verschlossen und vor einer Toreinfahrt, die in einen Hof der Bank
führte, war ein schweres Eisengitter herabgelassen.
    Polizei und Feuerwehr waren noch nicht eingetroffen. Die Passanten
und Neugierigen, von denen sich immer mehr einfanden, versuchten
durch ihre Bemerkungen und Zurufe Zeit herauszuschinden.
    Wenn das Girl da oben auch nur einen Fuß nach vorn setzte,
war es passiert. Dann stürzte sie wie ein Stein in die Tiefe,
und keiner konnte ihr helfen.
    Keiner?
    Hellmark merkte schon bei seiner Annäherung, daß sich
da oben ein Drama abspielte.
    Das Girl war verwirrt und focht einen inneren Kampf aus. Es sah so
aus, als wolle sie springen – und doch schien sie im letzten
Moment vor dieser endgültigen Entscheidung
zurückzuschrecken.
    Björn aber registrierte ihre Reaktion in Sekundenschnelle
noch anders.
    Sie wehrte sich! Sie wollte überhaupt nicht springen –
aber etwas zwang sie dazu!
    Es schien, als würden unsichtbare Hände ihr in den
Rücken greifen, um sie in die Tiefe zu stoßen.
    Die Hände – waren gar nicht unsichtbar!
    Der Schatten neben dem Girl, der von ihrem eigenen Körper
durch das Licht an die Hauswand geworfen wurde, war verzerrt und
unförmig. Schattenhände ragten oberhalb der Schultern aus
der dunklen Silhouette.
    Wieder beugte das Mädchen sich nach vorn, während sie
sich gleichzeitig mit den Händen an der Hauswand abstützte.
Wieder sah es so aus, als wolle sie springen – doch sie
kämpfte verzweifelt dagegen an.
    Sie konnte nicht schreien. Sie stand unter Schockwirkung.
    Einzelheiten ließen sich durch die Entfernung und die
schlechten Lichtverhältnisse nicht erkennen.
    Aber darauf legte Björn Hellmark auch keinen Wert.
    Als er in die 138. kam und sah, was los war, gab es für ihn
kein Zögern.
    Hier konnte man nicht warten, bis Polizei und Feuerwehr eintrafen.
Bis dahin konnte es zu spät sein. Mit Hilfe seiner
Fähigkeit aber konnte er das Ruder herumwerfen und das Risiko
herabsetzen.
    Den anderen Menschen, die sich auf der Straße versammelt
hatten, waren die Hände gebunden.
    Auch ihm.
    Aber – nicht seinem Zweitkörper.
    Den ließ er entstehen.
    Ein Gedanke genügte.
    In der gleichen Sekunde materialisierte hinter der
Lebensmüden eine Gestalt. Es war die gleiche Gestalt, die acht
Stockwerke tiefer auf der Straße zwischen den Schaulustigen
stand.
    Aber das wußte und merkte niemand.
    Hellmarks Zweitkörper, allgemein Macabros genannt, auch dann,
wenn er sich nicht der Dämonenmaske bediente, stand am Fenster
hinter der Lebensmüden.
    Unten von der Straße aus sah man den Fremden.
    Und man sah auch, daß in dem Moment, als er wie ein Pilz
hinter dem Mädchen hervorwuchs, diese den entscheidenden Schritt
tat.
    Der Schatten hinter ihr kippte in der ganzen Breite nach vorn,
schob sich unter die Hände der zwischen Himmel und Erde
Schwebenden und drückte sie vom Sims.
    Das Mädchen trat ins Leere, und ihr gellender Schrei hallte
durch die 138. Straße.
     
    *
     
    Es ging alles blitzschnell.
    Durch die Menge ging eine Bewegung wie ein Windstoß im
Kornfeld.
    Mehrere hundert Menschen schrien.
    Einige

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