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Macabros 119: Flieh, wenn der Schattenmann kommt

Macabros 119: Flieh, wenn der Schattenmann kommt

Titel: Macabros 119: Flieh, wenn der Schattenmann kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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die
antiken, verstaubten Möbel und den buntgemusterten Teppich, von
dem nur kleine farbige Flicken zwischen den einzelnen
Gegenständen zu sehen waren.
    Aber da war noch etwas anderes.
    Etwas Längliches, Schwarzes, Buschiges…
    Tom’s Schwanz!
    Ein Schritt davon entfernt, entdeckte die entsetzte Frau eine
Pfote – und auf der hohen schmalen Kommode mit den sieben
großen Schubladen lag der schwarze dicke Kopf des Katers, und
weitaufgerissene, gebrochene Augen starrten Mary-Anne Kelling an.
     
    *
     
    »Nein, nein…«, kam es tonlos über Ihre
bleichen, trockenen Lippen. »Ich träume… das…
kann nicht sein…«
    Sie ging zwei Schritte in den Raum. Vor ihren Augen begann alles
zu kreisen, die Luft, die sie umgab, schien mit einem Mal
unerträglich heiß zu werden.
    Mary-Anne Kelling wankte auf den Sessel zu, der neben dem
schmalen, hohen Fenster stand. Es war geschlossen und vergittert.
Beiläufig noch registrierte ihr fieberndes Hirn die Tatsache,
daß niemand ins Haus eingedrungen war, der eine so
schreckliche, abstoßende Tat zu begehen imstande war. So sehr
konnten die Leute in der Nachbarschaft sie doch nicht hassen,
daß einer…
    Sie zwang sich, diesen schrecklichen Gedanken nicht zu Ende zu
denken.
    Tief sank sie in den weichen Sessel, von dem sich eine Staubwolke
löste.
    Heiße und kalte Schauer liefen Mary-Anne Kelling über
den Rücken. Sie fürchtete bewußtlos zu werden.
    »Luft, ich brauche… frische… Luft«,
hämmerte es hinter ihrer fieberheißen Stirn.
    Der schmiedeeiserne Schürhaken rutschte aus den kraftlosen
Fingern der Frau. Tränen, die sie um Tom vergoß,
verschleierten ihren Blick.
    Sie fühlte sich entsetzlich schlaff und hätte schreien
können. Aber nur ein leises, gequält klingendes Wimmern
drang aus ihrer Kehle.
    Sie versuchte nicht dorthin zu sehen, wo das lag, was von Tom
übrig geblieben war. Aber es war ein sinnloses Unterfangen.
Überall lag etwas von ihm.
    Eine Bestie schien ihn mitten in der Luft zerrissen zu haben.
    Aber so etwas gab es nicht!
    Wie sollte eine Bestie hierher kommen?
    Oder spukte es hier?
    In ihrem Hirn überschlugen sich die Gedanken.
    Sie hoffte noch immer, aufzuwachen und zu erkennen, daß
alles nur ein böser Traum war – oder eine Halluzination.
Vielleicht bildete sie sich alles nur ein und wurde krank…
    Einsame Menschen, sagte man, drehten öfter durch.
    Mary-Anne Kelling war einsam und allein…, aber sie hatte sich
in dieser selbstgewählten Einsamkeit stets sehr wohl
gefühlt.
    ›Das Fensters hämmerte es in ihr. >Ich muß das
Fenster öffnen… sonst werde ich ohnmächtig… Aber
– ich darf nicht ohnmächtig werden…‹
    Sie machte im Sessel eine halbe Körperdrehung, und zitternd
kam ihre Rechte in die Höhe.
    Das flaue Gefühl und die Schwäche, die sie
überfallen hatten, als sie das Zimmer betrat, gingen
zurück. Ihr Wille war stärker. Sie merkte, wie der rasende
Herzschlag sich beruhigte, die Hitze- und Kälteschauer
schwächer wurden und ihr Atem sich normalisierte.
    Ihr Blick klärte sich.
    Da sah sie noch etwas, einen Schatten vor dem Fenster…
     
    *
     
    Er war verwirrt.
    Rani und Danielle hätten sich nie von hier ohne einen
plausiblen Grund entfernt. Diese Stelle war als Treffpunkt
abgesprochen, also waren sie auch hier zu finden.
    Vorausgesetzt – sie hatten diesen Ort nicht verlassen
müssen…
    Zwang… Es war, während er sich auf Marlos aufhielt,
etwas geschehen.
    Ging Ranis und Danielles Verschwinden auf die gleiche Ursache
zurück, wie das von Carminia und Whiss?
    Hatten der Inder und seine Begleiterin schließlich auch noch
versucht, nach Marlos zu »springen«, nachdem er sich
länger dort aufgehalten hatte als es ursprünglich seine
Absicht war?
    Zwischen Marlos und dem Broadway stimmte etwas nicht.
    Aber warum hatte er bei der Teleportation nichts bemerkt? Warum
war kein Angriff auf ihn erfolgt?
    Während ihn diese Gedanken noch beschäftigten, wurde er
auf eine Menschenansammlung in einer Seitenstraße
aufmerksam.
    Viele Passanten eilten dorthin.
    Rund drei- bis vierhundert Meter von ihm entfernt geschah
etwas.
    Er hörte Rufe.
    »Nicht springen!«
    Björn Hellmark überquerte ebenfalls die Straße,
lief an hellerleuchteten Theater- und Kabaretteingängen
vorüber und an exklusiv gestalteten Schaufenstern, die die
Aufmerksamkeit der Passanten auf sich ziehen sollten.
    Die Menschenansammlung war in der West 138. Street.
    Da stand ein achtstöckiges Bürohaus. Im Parterre
befanden sich die Geschäftsräume

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