Macabros 120: Giftstachel des Skorpion-Dämons
in Öl zubereiteten Fischen bestand, die man wie
Pommes frites knabbern konnte.
Darauf mußte er nur wenige Minuten warten.
Er sah sich dabei in Mizus Spezialitäten-Restaurant um.
Fast alle Tische waren besetzt.
An einem Tisch in der Ecke streifte sein Blick ein Paar, das ihm
auf den ersten Blick gefiel.
Sie war schwarzhaarig, hatte eine Haut wie Milchkaffee und trug
ein sonnengelbes Kleid aus knisternder Seide. Der Mann an ihrem Tisch
sah mit seinem dichten blonden Haar und dem sonnengebräunten
Gesicht aus wie ein abenteuerlicher Wikinger, der in der falschen
Zeit geboren war.
Das Paar hatte sein Mahl beendet, und Claude sah, wie ein Kellner
an ihren Tisch kam und ihnen etwas mitteilte, das er nicht
verstand.
Der Mann leerte daraufhin den Rest Reiswein, und die Frau nahm den
letzten Schluck chinesischen Pflaumenwein.
Das Paar erhob sich und folgte dem Kellner durch einen
Seitenausgang.
Burasse erhielt in diesem Moment seine Tüte mit Fischen. Er
legte einen Geldschein auf die Theke und lächelte der charmanten
Thailänderin zu, die ihm das Wechselgeld herausgeben wollte.
»Das ist für dich, Lotusblüte.«
»Danke, mein Herr.« Ihr Lächeln konnte einen
Eisberg zum Schmelzen bringen.
Burasse kehrte auf sein Zimmer zurück.
Als er die Tür hinter sich schloß, traf ihn fast der
Schlag.
Die Leiche war weg…
*
Aber das war noch nicht alles.
Daß noch etwas in seinem Zimmer anders war, als er es
verlassen hatte, merkte er erst zwei Minuten später, als er sich
gründlich umgesehen hatte.
Die Fenster standen im gleichen Winkel zueinander wie vorhin. Die
Leiche konnte also nur durch die Zimmertür geschleppt worden
sein.
Warum hatte man die Leiche entfernt?
Damit tat man ihm doch indirekt einen Gefallen, denn er hätte
gewisse Probleme damit gehabt.
Er verstand das Ganze weniger als zuvor. Die Rätsel nahmen
zu.
Und das war erst recht der Fall, als sein Blick auf die
ungewöhnliche, befremdende Statuette des Buddha fiel.
Burasses Augen wurden zu schmalen Schlitzen, und er fragte sich,
ob er wachte oder träumte.
»Claude«, sagte er im Selbstgespräch zu sich,
»du siehst schon Dinge, die es nicht gibt.«
Er kniff sich in die rechte Wange, zupfte sich am Bart und
spürte den Schmerz.
Der Franzose ließ seine Tüte mit den Fischen achtlos
auf seinen Stuhl fallen und war mit einem schnellen Schritt an dem
niedrigen Bambustisch, auf dem die Buddha-Statue stand.
Sie hatte sich verändert!
Aber – das gab’s doch nicht…
Die Statue war gewachsen und doppelt so groß wie seine Hand,
mit der er sie vorhin noch bequem umschließen und verdecken
konnte.
Das war jetzt nicht mehr möglich.
Die Statuette, die er vorsichtig umfaßte, ragte unten und
oben aus seiner Hand heraus.
Sie war aus Porzellan und fühlte sich kühl und glatt
an.
Wie ein Wissenschaftler, der ein seltenes Insekt beobachtet,
hockte Burasse vor dem niedrigen Bambustisch.
Sämtliche Lichter im Raum waren eingeschaltet, damit der
Weltenbummler alles genau sah.
Porzellan war leblos und konnte nicht wachsen…
Entweder es stimmte etwas mit seinen Sinnen nicht mehr, oder hier
waren unsichtbare und unerklärliche Kräfte im Spiel.
Wieder mußte er an die Worte des Reisbauern denken, der ihn
vor dem Besitz der Statuette gewarnt hatte.
Die Buddha-Figur sei verhext. Man könne sie nicht
zerstören… weder mit einem Hammer zerschlagen, noch
zerstampfen. Sie widersetzte sich jeder Vernichtungsaktion. Nur eines
sei möglich: sie in kühle Erde zu versenken und zu
vergraben. Dann könne sie keinen Schaden mehr anrichten.
Burasse handelte spontan.
Er umklammerte die Statuette und, schleuderte sie mit aller Kraft
zu Boden.
Etwas von der Porzellan-Figur müßte normalerweise
absplittern.
Sie verhielt sich wie eine dicke, schwere Gummimasse, prallte vom
Boden ab und blieb unbeschadet liegen.
Burasse nahm sie wieder auf.
Was ging hier vor?
Er wollte das Geheimnis und die Rätsel um die Leiche und die
verhexte Figur herausfinden. Seltsame, unerklärliche Dinge zogen
ihn stets wie magnetisch an, und er mußte ihnen auf den Grund
gehen. Ohne Rücksicht auf sein eigenes Leben…
Wer oder was bedrohte ihn?
Welche Zauber- oder Hexenkraft steckte in der Buddha-Figur?
Der Begriff ›Rha-Ta-N’my‹, der im Gespräch mit
dem Reisbauer gefallen war, kam ihm wieder in den Sinn.
Diesem Namen mußte er nachgehen. Damit wurde offensichtlich
jene dämonische Kraft bezeichnet, die in der Figur wirkte.
Irgendwann – so hatte der
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