Macabros 122: Doc Shadow - Geist der Schattenwelt
offenhalten
vor dem, was möglicherweise noch kommt.«
Wie nahe er damit der Wahrheit kam, ahnten beide in diesen
Sekunden nicht…
*
Sie suchten die Tiefgarage auf.
Auch in ihr hing noch der brenzlige Geruch, der von den
verschmorten Kabeln und zerschmolzenen Plastikteilen und dem
verbrannten Teppichboden im Innern der Liftkabine herrührte.
Richard Patrick und Björn Hellmark setzten sich in das Innere
des Fahrzeuges.
Der Verleger warf dem Freund von der Seite einen Blick zu und
hielt die Zündschlüssel unschlüssig in der Hand.
»Angst, den Wagen zu starten?« erriet Björn die
Gedanken des Mannes neben ihm.
»Ein bißchen unbehaglich fühle ich mich
schon«, bestätigte Richard Patrick ehrlich. »Wenn die
gleiche Kraft wieder zuschlägt… am liebsten wäre mir,
wir würden uns auf unsere spezielle Weise in das Sanatorium
begeben. Aber wenn wir dort ohne Auto ankommen, ist das auch recht
komisch.«
Noch während er sprach, überwand er das eigene Unbehagen
und steckte den Zündschlüssel ins Schloß.
Der Cadillac sprang augenblicklich an. Satt und dunkel lief der
Motor.
»Ich habe nicht gewußt, daß Autofahren so
spannend sein kann«, fügte er lächelnd hinzu, gab sich
dann einen Ruck, und man merkte ihm an, daß er eine gewisse
Unsicherheit überwinden mußte.
Leise rollte der schwere Wagen rückwärts.
Patrick schlug ein.
Nach ihrem Erlebnis im Lift gewarnt, war sein Mißtrauen
groß, es könne sich vielleicht etwas Ähnliches
ereignen.
Im Innern des Fahrzeuges herrschte eine beinahe unerträgliche
Spannung.
Patrick legte den Vorwärtsgang ein.
Björn Hellmarks Sinne waren aufs äußerste
gespannt.
Würde sich etwas Ähnliches ereignen wie vorhin im Lift
und…
Da geschah es auch schon!
Der Wagen machte einen Satz nach vorn.
Die Reifen drehten sich blitzschnell und radierten über den
Betonbelag der Tiefgarage. Der Cadillac schien im vierten Gang und
nicht im ersten gestartet zu werden.
Patrick reagierte sofort.
Mit ganzer Kraft stieg er auf die Bremse.
Die Beläge waren in Ordnung, aber die Bremsen griffen
nicht…
Der Cadillac jagte los, als würde er durch einen
Raketentreibsatz gezündet. Direkt – auf die Ausfahrt zu,
die etwa fünfzig Meter von Patricks Parkplatz entfernt lag.
Der Fahrzeuglenker riß das Steuer herum, als von rechts ein
Wagen aus der Parkstellfläche glitt.
Der Cadillac aber hatte sein Eigenleben!
Wie vorhin der Lift…
Hellmark reagierte augenblicklich, als er erkannte, daß es
dem Mann an seiner Seite nicht gelang, den sich wie einen bockigen
Rodeo-Gaul gebärdenden Wagen unter Kontrolle zu bringen.
Macabros!
Die dritte Person erstand wie ein Geist unmittelbar hinter
ihnen.
Hellmarks Zweitkörper faßte die beiden Männer im
Fond des Wagens bei den Schultern.
Ein Gedanke genügte, und Björn Hellmark materialisierte
gemeinsam mit Richard Patrick außerhalb des Autos.
Macabros ließ augenblicklich los.
Er konnte nicht überall sein, aber wenn es eine Chance gab,
den Schaden und die Gefahr so niedrig wie möglich zu halten,
dann nur durch den Einsatz des Zweitkörpers.
Es krachte und schepperte in dem Moment, als Hellmark seinen
Doppelkörper in das Innere des schwarzen Pontiac versetzte, der
von dem Cadillac regelrecht angegriffen wurde.
Patricks Wagen preschte frontal auf den aus der seitlichen
Parkfläche kommenden Wagen.
Die Kühlerhauben verkeilten sich ineinander, der linke
Kotflügel des Pontiac flog wie ein Geschoß durch die Luft
und zischte messerscharf über die Köpfe der sich duckenden
Männer hinweg.
Da tauchte Macabros im Innern des angegriffenen Fahrzeuges
auf.
Der Fahrer umklammerte das Steuer. Wie durch ein Wunder war die
Windschutzscheibe noch ganz und der Mann nicht ernsthaft
verletzt.
Macabros griff nach ihm, ehe er überhaupt begriff, wie seine
Rettung vonstatten ging. Er war überzeugt davon, daß die
Tür von außen aufgerissen und er ins Freie gezerrt
wurde.
Er taumelte auf einen Mann zu, der groß und blond war und
aussah wie ein Abenteurer.
Daß ein Mann mit gleichem Aussehen einige Meter hinter ihm
gegen ein wildgewordenes Auto zu Felde zog, bekam er schon nicht mehr
mit.
Björn Hellmark riß ihn mit. »Alles in
Ordnung?« brüllte er, um den Lärm zu
übertönen, der durch das erneute Auffahren des Cadillac auf
den Pontiac entstand. »Sind Sie verletzt?!«
Man konnte kaum sein eigenes Wort verstehen.
»Nein«, stieß der fremde Autofahrer hervor, den
Hellmark mit seinem Zweitkörper vor dem sicheren Tod
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