Macabros 123: Die Spuk-Ruine von Maronn
eine Antwort auf die Fragen
finden. Sehen wir uns alles an… erklär’ mir alles
über das Schloß… über die Menschen, die darin
verkehrt sind…«
Er unterbrach sich abrupt.
Plötzlich sah er Menschen!
Sie kamen aus dem Nebel, der scheinbar alles einhüllte und
auch die Wände und Gewölbe ringsum seltsam weich und
wabbelig erscheinen ließ.
Die Menschen bewegten sich in einem befremdlichen Rhythmus und
schienen ebenso zu schwanken wie die ganze Sphäre, in der sie
sich aufhielten.
Björn Hellmark begriff.
Er erfaßte Dinge in der normalen Welt mit einem anderen Sinn
als seinen Augen und seinen Ohren.
Er sah und hörte, auch das, was die Ankömmlinge
sprachen, klang verzerrt und schien nur sehr schwerfällig und
zäh über die Grenzen vom Diesseits ins Jenseits zu
dringen.
Es handelte sich um vier Personen.
Sie hielten sich dicht beisammen. Jeder trug eine Taschenlampe bei
sich, deren Schein schwach und funzelig war. Hellmark hatte das
Gefühl, als würde der Lichtkegel langsam aus dem Kopf der
Taschenlampe wachsen.
Das Licht wanderte wie ein flaches, kriechendes Wesen über
die rauhen, feucht schimmernden Quadersteine. Die Gesichter der
Personen, die die Korridore suchend durchstreiften, wirkten
maskenhaft starr.
»B-r-i-a-n!« dröhnte einlanganhaltendes Echo durch
das unterirdische Labyrinth. »H-a-l-l-o?
A-n-t-w-o-r-t-e!«
Nach dem Verklingen des Echos kehrte eine unheimliche Stille
ein.
»Oben ist er nicht… hier unten hält er sich auch
nicht auf… Mister Patrick… ich fürchte, daß er
uns keine Antwort mehr geben kann.«
Björn Hellmarks Geist begann zu fiebern.
Mister Patrick?
»Rich?« wisperte es in ihm. »Bist du es,
Rich?«
Er konnte nicht sprechen, obwohl es ihm so vorkam, als würde
er die »Worte« laut aussprechen.
War der Mister Patrick, den der große Mann mit Namen
angesprochen hatte, nur eine zufällige Namensgleichheit?
Er sah sich das Gesicht näher an – und wußte,
daß er sich dem Freund gegenüberbefand!
»Was hatte er vor, Mylord?«
Da war Richard Patricks Stimme zu hören.
Björn Hellmarks Geist befand sich ganz nahe dem Verleger, der
seine zwei Begleiter mitgebracht hatte, und aus dem Gesprochenen
erfuhr er, was hier vorging und weshalb die Männer gekommen
waren.
Dwellyn-Castle war ein Spuk-Schloß, auch wenn dies in der
Öffentlichkeit nicht allgemein bekannt war.
»Verfolgte er einen bestimmten Weg, eine Spur?« fuhr
Richard Patrick fort »Gibt es irgend etwas, Mylord, das Sie uns
verschwiegen haben?«
»Nein, Mister Patrick… Ich habe offen zu Ihnen
gesprochen. Brian wollte noch mal alles durchgehen. Er dachte zum
Schluß, wie die Polizei dachte und war überzeugt,
daß Loretta Franklin sich durch einen Trick und in bestimmter
Absicht davongestohlen hatte.«
»Daran wiederum glaube ich nicht... Seien wir auf der
Hut.« Der Amerikaner wandte sich auch an seine beiden Begleiter,
einen Autor und einen Fotografen, der seine Kamera schußbereit
hielt. Die Männer hatten schon einige Erfahrung mit
übersinnlichen Phänomenen und dementsprechende Erlebnisse
hinter sich.
Aber diesmal merkte man ihnen die Spannung an, unter der sie
standen. Sie fühlten sich sichtlich unbehaglich und schienen zu
fühlen, daß etwas in der Nähe war, das sie
belauerte.
Da war auch etwas… der Geist von Björn Hellmark und
Jerome Lord of Belbrook…
Aber sie hielten sich im Unsichtbaren auf, konnten die
Geister-Sphäre, das Reich der Schatten, nicht verlassen. Sie
selbst konnten jedoch alles verfolgen, was dort in der Welt des
Sichtbaren passierte.
In dem Moment, als die vier Männer im Korridor auftauchten,
wo vor mehr als siebenhundert Jahren Jerome Lord of Belbrook als
letztes Opfer von dem unheimlichen Magier geführt worden war,
passierte plötzlich eine ganze Menge.
Unerwartet traf es sie alle.
Björn und der Geist Jeromes of Belbrook erkannten es
zuerst.
Die Mauern, die sie nach Art der Geister durchstoßen konnten
und die keinen Widerstand für sie darstellten, verdoppelten sich
plötzlich.
Björn Hellmark hatte das Gefühl, als stimme etwas mit
seiner Wahrnehmung nicht mehr.
Doppelte Linien, als würde er durch eine verzerrende Brille
sehen, liefen parallel zu den Kanten und Ecken, waren auch farblich
verändert und nicht mehr deckungsgleich, wie man es aus
Bildheften kannte, die für das Betrachten mit Spezialbrillen
gedruckt waren, um einen 3-D-Effekt zu erzeugen.
Gefahr!
Björn und sein Begleiter erfaßten dieses Gefühl
sofort.
»Flieht!« schrie es
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