Macabros 124: Drudan, der Mysterienmacher
Marlos.
Das war Gigantopolis.
Aus einem Sternenkristall geschaffen war es die
ungewöhnlichste Stadt, die je ein Mensch gesehen hatte.
Gigantopolis war lange Zeit im Besitz der kriegerischen
Dämonin Apokalypta gewesen, dann hatte Molochos, der
Dämonenfürst, sie übernommen und seine bösen
Absichten dort verwirklicht. In einem außergewöhnlich
harten Entscheidungskampf hatte Björn Hellmark schließlich
Gigantopolis aus den Dämonenklauen befreit. Der wahre Herr der
fliegenden Stadt, mit der Reisen in die Vergangenheit der Erde
möglich waren, hatte sich nach diesen Ereignissen gezeigt und
Hellmark Gigantopolis zum Geschenk gemacht.
Gigantopolis, die fliegende Stadt… stolz und
majestätisch lag sie im Sonnenlicht vor ihm und nahm eine ganze
Bucht ein, die genau für die runde Plattform, auf der sie ruhte,
von der Natur in weiser Voraussicht geschaffen worden zu sein
schien.
In der Nähe des mächtigen Haupttores erblickte
Björn zwei winzige dunkle Punkte.
Das waren sicher Pepe und Jim.
Seit Gigantopolis hier auf Marlos gewissermaßen »vor
Anker« lag, hielten die beiden Jungen sich dort auf, um die
gewaltige Anlage zu erforschen. In Gang setzen konnten sie den
fremdartigen Mechanismus jedoch nicht. Die Stadt und das Zentrum des
»Sternenkristall« reagierte nur auf Björn Hellmarks
Gedankenmuster. Niemand außer ihm konnte die Stadt führen
und lenken.
In Gigantopolis gab es wie auf der Insel tausend Winkel und Ecken
zu entdecken, und das ließen Jim und Pepe sich nicht
entgehen.
»Ich kann sie nicht erreichen«, sagte da Carminias
Stimme neben ihm.
Björn wandte den Kopf.
»Mach’ keine Witze, Carminia!« lächelte er, da
er überzeugt davon war, daß der Tausch bereits vollzogen
war. »Hallo, Doc?« fragte er dann und lauschte.
»Alles, okay?«
Er erwartete, Doc Shadows Stimme zu hören. Wenn Shadow ohne
Körper war, konnte er sich wieder mit seiner Originalstimme
melden, da er nicht mehr über die Stimmbänder des
Gastkörpers sprach.
»Ich mache keine Witze, Björn«, fuhr Carminia fort.
»Ich erreiche sie wirklich nicht… Sie reagiert nicht auf
mein Signal.«
Da schluckte Hellmark. »Verdammt, Doc… ist da etwas
schief gegangen?«
Shadow antwortete nicht.
Carminia bot ein Bild höchster Konzentration und schien in
sich hineinzulauschen.
»Sie ist… sehr weit weg…, nicht in dem Bereich, der
mir zugänglich ist.«
Hellmark atmete tief durch.
War Carminia in Gefahr oder hatte sie nur ihre Neugier weiter
abdriften lassen?
Er konnte sich vorstellen, wie stark die Neugier werden konnte, um
sich tiefer in die Schichten des phantastischen Landes jenseits aller
Grenzen fallen zu lassen. Aber die Gefahr, in nicht minder
phantastische Abenteuer zu geraten, war ebenfalls vorhanden.
Eine halbe Minute verging, eine ganze…
Björn und Carminia standen immer noch am Strand. Hinter ihnen
im Fenster einer Blockhütte tauchte kurz ein Gesicht auf.
Es war das einer älteren, mütterlich aussehenden
Frau.
Das war Marga Koster. Sie war mit ihrem Bruder die älteste
Marlos-Bewohnerin. Zusammen mit Ulrich Koster war sie ein Medium.
Aber seitdem das Geschwisterpaar sich entschlossen hatte, in der
Sicherheit der unsichtbaren Insel zu leben, kümmerte es sich
hauptsächlich noch um die leiblichen Bedürfnisse der
Bewohner.
Marga Koster war eine ausgezeichnete Köchin.
Zusammen mit den Jungen und ihrem Bruder hielt sie die sauber
angelegten Gärten und Felder in Ordnung, wo alles wuchs, was sie
zum Leben brauchten.
Jenseits des Hügels hinter den selbsterrichteten, rustikalen
Blockhütten befanden sich die Ställe und Ausläufe
für die Hühner, die hier das Paradies auf Erden hatten.
Marlos war völlig autark, und was Garten, Stall und
Landwirtschaft hergaben, hätte ausgereicht, weitere Menschen mit
Nahrung zu versorgen.
Zwei weitere Freunde, ein Paar, befanden sich ständig
irgendwo in der Welt auf der Suche nach gleichgesinnten oder
ähnlich veranlagten Menschen, die bereit waren, den Kampf gegen
das Unheil aus der Finsternis aufzunehmen. Der Tag, das wußte
Björn, war nicht mehr fern, da würden auf Marlos Tausende
von Menschen leben. Auf diesen Tag bereiteten sie sich vor.
Doc Shadow versuchte es ununterbrochen, aber er konnte den Geist
Carminia Brados nicht finden.
»Es wäre verfrüht, sich Sorgen zu machen«,
sagte er dann leise. »Vierundzwanzig Stunden haben wir Zeit.
Seit dem Tausch sind erst zwei Stunden vergangen… Als Carminia
erkannte, welch phantastische Möglichkeiten ein
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