Macabros Neu 01 - Der Leichenorden von Itaron
uns nach Itaron schickt … wie immer das vor sich gehen soll. Björn hätte es ohne Al Nafuurs Hilfe schließlich nicht geschafft.«
»Wenn er überhaupt je dort angekommen ist«, unkte Rani. »Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Transport Probleme bereitet.«
»Außerdem müssen wir herausfinden, ob das Gerede vom Original der ›Chronik der Totenpriester‹ nur dazu diente, uns in die Falle zu locken, oder ob sich das Buch tatsächlich im Schloss befindet.«
Rani verließ den Nebenraum. »Ich glaube nicht, dass Bornier gelogen hat. Er war zu sehr dem Wahnsinn verfallen, um uns täuschen zu wollen. Dass die ›Chronik‹ allerdings in den Kellergewölben versteckt sein soll, war sicher eine Erfindung Bottlingers.«
»Und wir sind ihm ahnungslos gefolgt und wie Idioten in seine Falle getappt!«, seufzte Danielle.
Gemeinsam gingen sie durch das Kellergewölbe zu der Treppe, die zurück in den eigentlichen Wohnbezirk des Schlosses führte.
Rani versuchte sich zu erinnern, was Ri-la’rh gesagt hatte. Das Original der ›Chronik‹ stammte nach seinen Worten aus Itaron … Das war ein ganz neuer Aspekt, der weder Rani noch Danielle bisher bekannt gewesen war. Vielleicht tat sich hier eine Möglichkeit auf, endlich mehr über die Herkunft des unheilvollen Buches zu erfahren?
Der Dämon hatte gesagt, Bornier hätte das Buch gesehen und eine Abschrift angefertigt. Was danach mit der Chronik geschehen war, blieb unklar. Wie lange war es her, dass Bornier die Abschrift angefertigt hatte? Die Chronik enthielt das Vermächtnis der Dämonengöttin oder war zumindest in irgendeiner Hinsicht dafür von Bedeutung – wie genau sich die Zusammenhänge darstellten, wussten Rani und Danielle zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Aber es stand zu befürchten, dass sich das Buch nicht mehr im Schloss befand. Es war zu wertvoll, sodass der Dämon Ri-la’rh es vermutlich längst an einem sicheren Ort deponiert hatte.
»Wir werden die Spur aufnehmen«, versicherte Danielle. »Denn worum auch immer es bei diesem Vermächtnis geht – es darf nicht in falsche Hände geraten. Wir müssen verhindern, dass Rha-Ta-N’my selbst nach ihrem Tod noch einmal Macht über die Menschen gewinnt.«
Rani zog die Stirn in Falten. »Das wird nicht einfach sein. Und wir müssen mit allem rechnen. Die Dämonengöttin hat Vorsorge getroffen. Ihre Warnung, dass andere nachfolgen würden … Wir hielten sie für eine leere Drohung. Doch das war ein Fehler. Itaron ist vermutlich nur der Anfang, der Ursprungsherd der neuen Gefahr. Diese fremdartige Welt und die ›Chronik‹ … wahrscheinlich handelt es sich nur um zwei Bausteine eines Puzzles, dessen gesamte Größe uns noch gar nicht bekannt ist.«
Sie gingen die rutschige Treppe nach oben, bis zur verschlossenen Tür.
Vorsichtig öffnete Rani Mahay. Es knarrte so laut, dass der Inder befürchtete, es müsse im gesamten Schloss zu hören sein und den Dämon auf ihren Ausbruch aufmerksam machen.
Doch Ri-la’rh in seinem Gastkörper, der Borniers Aussehen angenommen hatte, tauchte nicht auf.
»Er hat angekündigt, das Schloss von allen verräterischen Spuren zu säubern«, murmelte Danielle. »Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass er es zu diesem Zweck verlassen hat. Vielleicht sucht er in seiner Tarngestalt sogar Kommissar Horvath auf, um ihn auf eine falsche Fährte zu locken … oder zu – ermorden. Immerhin ist Horvath der einzige Mensch, der weiß, dass wir uns hier auf dem Schloss befinden.«
»Das wirft eine weitere Frage auf«, gab Rani zu bedenken. »Warum hat Bottlinger den Leichenfund überhaupt gemeldet? Er hätte ebenso gut dafür sorgen können, dass die Leiche verschwindet und niemals gefunden wird.«
»Wahrscheinlich befand er sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig in der Gewalt des Dämons.«
Das war eine Möglichkeit, aber die tatsächlichen Verhältnisse würden sich wohl nicht mehr klären lassen. Ri-la’rh hatte nach Bornier nun auch Bottlinger in Besitz genommen.
Bornier war, wenngleich er offenbar schon früher ein Anhänger Rha-Ta-N’mys gewesen war, letztendlich an dem Einfluss des Dämons zugrundegegangen. Wahrscheinlich bestand dieses Schicksal auch Bottlinger bevor.
Sie suchten ihr Zimmer auf.
Auf dem Weg dorthin öffneten sie die Türen der anderen Gästezimmer. Sie waren leer. Die Leichen waren tatsächlich verschwunden. Nichts wies noch darauf hin, dass dort Menschen gestorben waren. Der Dämon hatte perfekte Arbeit geleistet … und gaukelte auch
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