Macabros Neu 02 - Athkrala - Seuchengezuecht des Molochos
Minute«, sagte Rani. »Keine Sekunde länger. Wenn wir Wilsons Fähre verpassen, war unsere Weltreise umsonst.«
»Kommt ans Fenster«, forderte Ernst.
Die beiden durchquerten den luxuriösen Wohnraum.
»Es ist direkt auf der Fensterbank … so eine merkwürdige Spur. Da stimmt etwas nicht. Schaut es euch an.«
Rani legte die Stirn in Falten. Eine Spur? Sollte das etwa heißen, dass das Seuchengezücht –
Er kam nicht dazu, den Gedanken bis zum Ende zu verfolgen. Danielle schrie und stieß ihn, dass er zur Seite torkelte.
Etwas zischte an seinem Kopf vorbei, verfehlte ihn nur um wenige Zentimeter. Die schwere Nachttischlampe krachte auf die Bettkante und zersplitterte.
Rani wirbelte herum und erfasste sofort die Situation. Hiefelmann griff sie an! Der Journalist hatte die Lampe vom Nachttisch gerissen und nach ihm geschleudert. Hätte Danielle ihn nicht gewarnt, hätte die schwere Lampe ihm den Schädel zertrümmert. Innerhalb einer Sekunde jagten Rani tausend Gedanken durch den Kopf. Hiefelmann ein Verräter? Was hatte das zu bedeuten?
Die schreckliche Antwort erhielt er einen Herzschlag später. Der Körper des Journalisten schüttelte sich – in wahrsten Sinn des Wortes von innen heraus!
»Ihr werdet die ›Chronik‹ nie bekommen«, krächzte Hiefelmann mit einer Stimme, die nicht die seine war …
Seine Augen quollen fast aus den Höhlen. Der ganze Leib bebte. Er breitete die Arme aus, riss den Mund auf – und eine stinkende, schleimige Masse schoss daraus hervor! Der Journalist würgte und spie, als wolle er dem Seuchengezücht zusätzliche Geschwindigkeit verleihen.
»Er ist infiziert«, sagte Rani entsetzt.
Blitzschnell wurde ihm klar, was hier gespielt wurde. Ernst hatte sie beide getäuscht … Während er Rani und Danielle Glauben ließ, dass er auf ihrer Seite war, arbeitete er insgeheim gegen sie und wartete nur auf den richtigen Augenblick, um sie zu attackieren. Wann hatte ihn das Seuchengezücht attackiert? In der Kanalisation? Oder schon in Frank Horners Wohnung? Letzteres konnte Rani sich kaum vorstellen. Dann hätte die Verwandlung schon viel eher erfolgen müssen. Aber auch welche Weise Hiefelmann auch immer mit dem Gezücht in Berührung gekommen war – diese Infektion erklärte das Verhalten, das der Journalist jetzt an den Tag legte. Freiwillig hätte er Rani und Danielle wohl niemals attackiert. Das Seuchengezücht lenkte ihn, hatte die Kontrolle über ihn übernommen – und bediente sich seines Körpers.
Dennoch war die Situation eine völlig andere als in Horners Wohnung, wo sie zum ersten Mal auf jenes Ath’krala getroffen waren. Damals hatte der Einsatz der Dämonenmaske nichts gebracht … doch musste es in diesem Augenblick nicht anders sein? Würde das Seuchengezücht all das sehen, was auch sein Werkzeug Ernst Hiefelmann sah?
Eine zweite Ladung der schleimigen Masse platschte nur Millimeter neben Danielle gegen die Wand. Die Tochter des Comte de Noir wich gedankenschnell zur Seite.
Hiefelmann wankte auf Rani zu, streckte die Hände aus. Er wollte den Hals des Inders ergreifen und ihn würgen. Der Koloss von Bhutan war zwar sicher, mit dem Journalisten fertig zu werden, doch schon der kleinste Körperkontakt genügte dem Seuchengezücht vermutlich, auch Rani Mahay zu infizieren.
Rani floh, genau wie Danielle, in Richtung Ausgang.
Hiefelmann stieß einen blubbernden Schrei aus. Noch immer quoll die widerwärtige Masse in Schüben aus seinem Mund. »Ihr könnt nicht entkommen …«
Rani stülpte sich die Dämonenmaske über den Kopf.
Die Wirkung war verblüffend.
Hiefelmann stoppte, als wäre er gegen eine Wand gelaufen. Sein Mund klappte zu. Die Augen weiteten sich. Er sackte in sich zusammen, stürzte hin und blieb reglos liegen.
Das Seuchengezücht des Molochos hingegen verdorrte. In dicken Klumpen fiel es von der Wand. Noch ehe es auf den Boden aufschlug, überzog es sich in unansehnlichem Grau. Der Aufprall ließ es zerbröseln. Nicht anders ging es mit der Masse, die sich auf Hiefelmanns Körper befand.
Der Kopf des Journalisten fiel zur Seite.
»Das Gezücht hat durch seine Augen die Maske gesehen«, sagte Rani hart. »Es war mit ihm zu einer Einheit verwoben, nicht mehr von ihm zu trennen …« Das bedeutete zum einen großartigen Erfolg – zum anderen jedoch auch, dass ihrem Freund Ernst wahrscheinlich nicht mehr zu helfen war.
Rani ging neben dem Journalisten in die Knie, packte seinen Kopf, rief seinen Namen.
Keine Reaktion.
Doch als Rani den
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