Macabros Neu 02 - Athkrala - Seuchengezuecht des Molochos
Flug nach Manila verlief ereignislos. Rani nutzte die Gelegenheit und schlief nach dem Umsteigen in Frankfurt auf dem über zehnstündigen Flug die meiste Zeit.
Die Hitze in der philippinischen Hauptstadt traf sie wie ein Faustschlag. In einem Taxi standen sie auf der total verstopften Straße. Kinder in zerlumpten Kleidern rannten zwischen den sich im Schritttempo voranschiebenden Autos umher und hielten Körbe mit Früchten an die geschlossenen Scheiben – sie hofften, sie zu verkaufen, doch es gab kaum einen Fahrer, der ihnen auch nur die geringste Aufmerksamkeit schenkte.
Hupen klang als nahezu dauerhaftes Konzert aus allen Richtungen. Plötzlich riss der Taxifahrer den Wagen in eine Lücke, die sich in der rechten Spur auftat, fuhr mit beiden Reifen über einen Grünstreifen und rollte dann in den Parkplatz eines Hotels. Viel zu schnell raste er an Dutzenden geparkten Autos vorbei, umquerte das Gebäude und jagte Sekunden später durch ein Gewirr von schmalen Gassen. »Bringe Sie in die Suites«, radebrechte er auf Englisch mit hartem Akzent. »Sehr vornehm. Wir nehmen die Abkürzung.« Auch er bediente sich einige Male der Hupe. Kinder sprangen von der Straße.
Bald kehrten sie auf die Hauptverkehrsstraßen zurück und überquerten einen Fluss auf einer sicher hundert Meter langen Brückenkonstruktion. Wenige Meter unter ihnen, kaum einen Kilometer von protzigen Geschäftshäusern und Lichterglanz entfernt, reihten sich Elendshütten zu einem erbarmungswürdigen Slumgebiet an den Ufern des Flusses.
Rani sah, wie Danielle vor Mitleid die Lippen zusammenpresste.
Große Plakate wiesen darauf hin, dass ein Prediger momentan allabendlich seine Veranstaltungen abhielt; aus großen Lautsprecherboxen tönten beschwingte Rhythmen.
Wenige Minuten später hielt der Fahrer vor einem Turm, der fast ausschließlich aus glänzenden Glasfronten bestand und sich in unendliche Höhen zu schrauben schien. »Die Discovery Suites, bitteschön. You’re welcome.«
Rani zahlte, und sie verließen das Taxi. Dass Anthony Wilson in diesem exquisiten Hotel untergebracht war, hatte Richard Patrick noch vor ihrem Aufbruch herausgefunden. Patrick unterhielt Verbindungen in der ganzen Welt – auch das Personal der Discovery Suites kannte ihn als guten Gast. Er hatte für Rani, Danielle und Ernst Hiefelmann Zimmer reserviert.
Beim Einchecken fragte Rani beiläufig, ob Wilson derzeit auf seinem Zimmer anzutreffen sei. Sie hätten geschäftliche Dinge zu besprechen.
»Mister Patrick hat uns bereits über Ihre baldige Ankunft informiert. Mister Wilson hat seinen Schlüssel nicht abgegeben«, erfuhr er – dieses Mal in perfektem Englisch – von einer aufregenden Philippina mit langen schwarzen Haaren und festen Brüsten, die von einem tadellos sitzenden Anzug betont wurden. »Sie finden ihn voraussichtlich in seiner Suite. Soll ich ihn telefonisch über Ihre Ankunft informieren?«
»Nicht nötig – nennen Sie mir einfach seine Zimmernummer. Er wird sich freuen, wenn wir ihn überraschen!«
Der kaum merkliche Seitenblick auf Danielle entging Rani nicht, als die Rezeptionistin antwortete, ohne sich etwas anmerken zu lassen: »Ganz gewiss wird er das.«
Der Koloss von Bhutan dachte sich seinen Teil. Wahrscheinlich empfing Wilson des Öfteren die eine oder andere hübsche Dame …
Sie fuhren in den vierzehnten Stock und luden dort ihr Gepäck in ihren Suiten ab. Mit ihrem Begleiter vereinbarten sie, zunächst ohne ihn mit Wilson zu sprechen. Ernst, der von der langen Reise und dem Jetlag erschöpft war, stimmte etwas mürrisch, aber auch sichtlich erleichtert, zu.
Wenig später klopften die beiden an der Tür zu Wilsons Suite. Ihr weiteres Vorgehen würde von dessen Reaktion abhängen.
Zunächst jedoch schienen sie zum Nichtstun gezwungen zu sein – Wilson öffnete nicht.
Rani lauschte. Im Zimmer blieb es völlig still. »Scheint ausgeflogen zu sein, das Vögelchen, auch wenn die hübsche Dame unten anderer Meinung war.«
Danielle warf ihm einen undeutbaren Blick zu. »Wir sollten reingehen.«
»Wir können doch nicht einbrechen.«
»Du vergisst wohl, worum es geht! Das ist kein Spiel, Rani.«
Sie blickten sich um – auf dem Flur, der mit einem dicken und zweifellos kostbaren Teppich ausgelegt und dank perfekt funktionierender Klimaanlage angenehm temperiert war, hielt sich momentan außer ihnen niemand auf.
»Ich hoffe nur, da drin liegt keine Leiche«, sagte Danielle und berührte mit dem Zeigefinger der rechten Hand den
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