Macabros Neu 02 - Athkrala - Seuchengezuecht des Molochos

sodass Björn und der Torrax aufschließen konnten.
    »Wieder gut«, rief das Spinnenwesen. »Draußen – zu hell. Es schmerzt …«
    Björn fiel auf, dass das Leuchten der Kreatur von Sekunde zu Sekunde abnahm – offenbar nahm sie bei zu starkem Lichteinfall eine zu große Menge Licht auf, die es sofort wieder abstrahlen musste, was für sie höchst unangenehm war. Deshalb kamen sie nur im nebligen Knochental an die Oberfläche. Wenn sie dennoch den Nebel verlassen hatte, musste es dafür einen sehr wichtigen Grund geben. War das Spinnenwesen vor den mutierten Bäumen geflohen, die im Nebel lauerten?
    »Wie können wir dir helfen?«, erkundigte sich Björn.
    »Nicht du mir«, erwiderte der Leuchtende zu seiner Überraschung. »Ich helfe euch. Ich habe beobachtet. Du bist unser Freund. Der Baum ist dein Freund. Kein Monster.«
    »Das stimmt. Er will euch nichts Böses. Er verehrt euch sogar.«
    Die acht Beine trippelten unruhig; es hallte von den Felswänden wider. »Warum ist er – anders?«
    »Jeder in seinem Volk ist friedlich und gutmütig … doch sie durchlaufen eine schauerliche Veränderung, wenn sie sich länger im Knochental aufhalten. Warum, weiß ich nicht, aber ich bin mir sicher, dass es sich um die teuflische Falle eines Dämons handelt, den ich unter dem Namen Molochos kenne!« Björn erwähnte den Namen ganz bewusst. Er wollte herausfinden, ob dem Spinnenartigen der Name des obersten Schwarzen Priesters ebenfalls bekannt war – immerhin tauchte Molochos in den alten Mythen der Torrax auf. Auch der Leichenorden im benachbarten Felsenland hatte sich nach ihm benannt. Molochos’ Wirken schien an jeder Stelle in Itaron zu spüren zu sein.
    Und er täuschte sich nicht! Auch das Spinnenwesen reagierte auf den Namen.
    »Molochos«, krächzte die leuchtende Kreatur. »Er kam als unser Freund … wollte uns helfen, sagte er. Er schuf den ewigen Nebel für uns … doch jetzt wissen wir schon lange, dass er böse ist. Hier können wir Licht essen, aber es ist gefährlich … Licht essen gefährlich … Die Baummonster fressen uns und lassen nur die Knochen übrig.« Das Spinnenwesen stieß ein Jammern aus, das an einen Klagegesang erinnerte.
    Vor Björn lag nun die ganze Perfidie des grausamen Plans offen. Molochos hatte einen raffinierten Weg ersonnen, die gutmütigen Baumgeschöpfe in schreckliche Xarrots zu verwandeln und dabei noch die gesamte Spezies der Lichtwesen in Angst und Schrecken zu versetzen. Ein heimtückisches Vorgehen, das sich im eingefrorenen Augenblick der Welt Itaron wahrscheinlich schon seit Unzeiten auf genau diesem Weg abspielte. In Ita-Sergaron erinnerte man sich nur noch in Form von Mythen an die freundlichen, leuchtenden Spinnenwesen, die offenbar schon lange unter der Erde lebten.
    Damit stand auch fest, dass der Weg des Verderbens seinen Namen zu Recht trug. Denn auf ihm wandelten die verderbten, zombiehaften Knochenbäume ihrer unheilbringenden Existenz im Felsenland Ita-Kuleron entgegen …
    Was aber bezweckte Björns Gegner mit diesem unheimlichen Plan? Björn ahnte, dass er das vollständige Geheimnis noch längst nicht gelüftet hatte. Die verwandelten Bäume oder die Lichtwesen mussten für den Schwarzen Priester irgendeine besondere Bedeutung haben.
    »Wir dürfen nicht mehr lange hier im Knochental bleiben«, sagte Björn. »Mein Begleiter wird sonst dem bösen Einfluss verfallen und womöglich die Kontrolle über sich selbst verlieren. Das sollten wir nicht riskieren. Du hast gesagt, du könntest uns helfen und du hast uns beobachtet. Also weißt du wohl, dass unser Ziel darin besteht, ins Dschungelland vorzudringen. Kennst du einen Weg, der dorthin führt?«
    Der Zentralleib seines Gegenübers hob und senkte sich in raschem Rhythmus inmitten der dicken Beine. »Weg … Natürlich kennen wir einen Weg … Früher, viel früher, da war das Dschungelland dunkel. Wir brachten ihm das Licht, und aus der Wüste wuchs der Dschungel. Doch heute ist es zu hell, wir können dort nicht mehr sein … Da ist der Weg in unseren Höhlen, aber wir gehen ihn nicht … bis zum alten Ausgang …«
    Das Heiligtum, sandte der Hundertste in Björns Gedanken. Der Schrein des vergangenen Lichtes – ich habe dir davon erzählt. Es heißt, im Inneren des Schreins führt ein Weg zu den herrlichen Lichtwesen, aber keiner ist diesen Weg seit Ewigkeiten gegangen. Es ist verboten!
    »Folgt mir, folgt mir«, rief das Spinnenwesen, und die Augen blitzten wie Scheinwerfer im Nebel. »Der Baum wird