Macabros Neu 02 - Athkrala - Seuchengezuecht des Molochos
dicht gedrängten Ästen und dichtem Blattwerk.
Dann verschwand der Torrax, der fast zu einem Xarrot geworden wäre, in einem dunkel gähnenden Höhleneingang. Ihm folgte eine wuselnde Anzahl der Spinnenwesen, die im Inneren der Höhle blauschimmernde Helligkeit schufen. Als letzter ging Björn, nachdem er sich mühsam wieder aufgerappelt hatte. Jeder einzelne Knochen schmerzte, doch er ignorierte das, ließ sich nicht beeinträchtigen. Eins fiel Björn sofort auf – in der Höhle herrschte eine höhere Temperatur als draußen im Nebeltal. Und es zog kein einziger Nebelschwaden herein.
Für den Torrax war gerade Letzteres eine wahre Labsal. Ich bin frei, ächzte er telepathisch. Der Widersacher hat nicht gewonnen … Ich bin immer noch ich …
»Schön dunkel, dunkel«, rief eines der Leuchtwesen direkt neben Björn. »Genug Licht gegessen, nun wieder zur Ruhe … wir führen euch ins Dschungelland, zum alten Ausgang … folgt nur, folgt …«
Damit begann ein Marsch durch ein unterirdisches Tunnelsystem, das sich verwirrend oft verzweigte und stets bergab führte, teils steil, teils kaum spürbar sanft.
Begleiteten sie anfangs mindestens ein Dutzend der Spinnenwesen, so verschwanden nach und nach immer mehr von ihnen, indem sie andere Abzweigungen nutzten. Es wurde kontinuierlich wärmer, bis Björn sogar der Schweiß ausbrach. Als es schließlich so weit war, dass jeder Atemzug wie Feuer in der Kehle und den Lungen brannte, fragte Björn einen ihrer Führer: »Wird es noch heißer? Es ist kaum noch auszuhalten.«
»Die Wärme tut wohl … Das dumpfe Licht des flüssigen Feuers ist rot und düster, es schmerzt nicht … Doch es macht uns auch nicht satt. Deshalb gehen wir in den Nebel und essen Licht …«
»Flüssiges Feuer?«, fragt Björn. »Redest du von Lava?«
»Flüssiges Feuer«, wiederholte der Leuchtende nur. Offenbar verstand er nicht, worauf Björn anspielte.
Nun, er würde sich überraschen lassen. Ob sie sich einem unterirdischen Magmasee näherten? Falls das der Fall war, konnte Björn nur hoffen, dass ihr Weg nicht zu dicht daran vorbeiführte.
Hast du je von Feuerseen unter der Oberfläche deiner Welt gehört?, wandte er sich an den Hundertsten.
Die Antwort kam prompt. Was unter uns ist, ist ein Geheimnis, ebenso wie wir nicht wissen, was der Raum über uns beherbergt und wieso wir dazwischen existieren.
Björn versuchte sich die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Die Gesellschaft der Torrax kannte offenbar viele Tabus und hatte einen anderen Weg eingeschlagen als die Menschheit, die mit den Gesetzen und Kräften der Naturwissenschaft alles und jedes Rätsel zu lösen trachtete. Ob dies allerdings ein besserer Weg als der der Torrax war, diese Frage wusste Hellmark nicht zu beantworten. Beide Möglichkeiten trugen eine Vielzahl von Vor-und Nachteilen in sich.
Irgendwann blieb nur noch eines der Spinnenwesen übrig. Zu dritt erreichten sie einen Ausgang aus dem Tunnelsystem, der in einen riesigen unterirdischen Dom führte.
Björn konnte nicht fassen, was er sah. Sie standen auf einer Art Brüstung, die in halber Höhe um eine Höhle von wahrhaft gigantischen Ausmaßen verlief. Das andere Ende konnte Björn nur erahnen. Die Brüstung schien rundum zu verlaufen. Von der Decke wuchsen Kristallformationen, die das düsterrote Licht aus der Tiefe in allen Farbvariationen reflektierten. Das Glühen selbst stammte tatsächlich einem Magmasee, der in der Mitte des Areals kochte.
Gewaltige Hitzewellen stiegen auf, ein ständiges Brausen wogte in Björns Gesicht. Es kostete Mühe, die Augen offen zu halten – die Lider schlossen sich immer wieder, um die Augen zu schützen. Im See blubberte und wallte es, Blasen stiegen auf und platzten; Feuertropfen klatschten an die Höhlenwände und verschmorten zischend.
Die Brüstung war gerade breit genug, dass das Spinnenwesen darauf laufen konnte. Björn folgte und drückte sich so eng an die Wand wie es ihm irgend möglich war. Es gab kein Geländer, und die Aussicht, in eine unauslotbare Tiefe zu stürzen, um in einen See aus brodelnder Lava zu stürzen, jagte ihm Schauer über den Rücken.
Ich … ich vertrockne, wenn wir nicht bald hier rauskommen, rief der Torrax gequält.
Björn wandte sich um und sah, dass Wassertropfen auf den Blättern des Torrax glitzerten. Der Baum »schwitzte« Wasser aus, um seine empfindliche Oberfläche vor dem Vertrocknen oder Verwelken zu schützen – die Gluthitze machte ihm noch mehr zu schaffen als Björn
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