Macabros Neu 02 - Athkrala - Seuchengezuecht des Molochos
karierten Freizeithemd streckte ihm die Hand entgegen. Seine Nase stand leicht schief, als sei sie schon einmal gebrochen und nicht ausreichend gerichtet worden. »Ich heiße Alex … Ihr fahrt wohl zum ersten Mal auf der Johanna, was?« Der Mann sprach Deutsch.
»Wir kennen uns hier nicht aus«, gab Danielle unumwunden zu. »Wir sind auf dem Weg nach Sibuyan … Soll eine herrliche Insel sein.«
»Wundervoll«, meinte Alex. »Ich kann euch alles zeigen, wenn wir dort sind – lebe schon seit ein paar Jahren dort. Viel besser als zuhause, wisst ihr, dort kümmert sich keiner um dich, weder die Polizei noch sonst wer, solange du nur die Einheimischen in Ruhe lässt.« Seine Augen waren glasig, und er verströmte eine starke Alkoholfahne. »Treffen wir uns nachher in der Bar? Der Schnaps ist billig und gar nicht schlecht!«
»Was weißt du über die Kabinen, Alex? Wieso sind sie nicht beliebt?«
»Hoffe für euch, ihr habt im Luxury gebucht … sind ‘ne Menge Leute drin, aber es ist kühl und sauber. In den Einzelkabinen gibt’s Schaben, und was für welche! Solche Brummer habt ihr noch nicht gesehen, sag ich euch.« Dabei deutete er mit beiden Händen eine Strecke von etwa dreißig Zentimetern an. »Eklige Viecher, die in diesen Breitengraden übrigens Flügel besitzen.«
»Du scheinst dich hier gut auszukennen, Alex. Hast du von einem Passagier namens Anthony Wilson gehört? So ein reicher, feiner Pinkel?«
Der Deutsche schüttelte den Kopf und fuhr sich mit dem Zeigefinger über die Nasenlöcher, saugte dabei geräuschvoll die Luft ein. »Doch, doch … wenn ich drüber nachdenke … Klar, den Namen habe ich schon gehört. Der Kerl war vor ‘nem Monat oder so bei uns auf der Insel. Keine Ahnung, was der da getrieben hat. Aber so was spricht sich rum in der Deutschen Enklave … Wisst ihr, es gibt keinen Tourismus oder so auf der Insel, da haben solche Geschäftsleute eigentlich nichts zu suchen. Wir dachten, der wollte Grundstücke kaufen und bei den Amis dann teuer wieder verkaufen, aber da war nichts … Ist einfach gekommen und nach zwei Tagen wieder verschwunden. Heißt, der war im Dschungel, aber das glaubt ja doch keiner. Stellt euch doch mal so einen Typen mit Anzug im Dschungel vor. Lächerlich. Und der Wilson soll wiederkommen? Jetzt, hier, auf der Fähre? Ist ja der Hammer.«
»Kannst du für uns herausfinden, welche Kabine er gebucht hat?«
Der andere grinste und fuhr sich durch sein schütteres Haar. »Alex kann alles. Wird keine zehn Minuten dauern, ihr könnt euch auf mich verlassen.«
»Das ist sehr nett.« Danielle schenkte ihm einen koketten Augenaufschlag.
»Es gibt zwei Dinge, für die tue ich fast alles … einen guten Drink, für meine Ruhe – und eine hübsche Dame wie dich.«
»Das waren aber drei Dinge …«
Alex kicherte. »Da nehme ich es nicht so genau. Wartet hier.«
»Was hältst du von ihm?«, fragte Rani, nachdem er verschwunden war.
»Es könnte sich als echter Glücksfall erweisen, dass wir ihn getroffen haben. Er kennt sich aus auf der Fähre und sogar auf der Insel, falls sich das als nötig erweisen sollte.«
»Ich frage mich, warum er uns hilft.«
»Er hat vielleicht ganz einfach nichts anderes zu tun. Warum sollte er nicht freundlich sein? Offenbar schlängelt er sich irgendwie durchs Leben und hat dafür auf dieser Insel seinen Platz gefunden. Hoffen wir für ihn, dass diese ganzen dämonischen Aktivitäten ihm nicht den Spaß verderben werden.«
Alex kam zurück und strahlte wie ein kleines Kind, das unverhofft eine Süßigkeit von seinem strengen Großvater bekommen hatte. Fast erweckte er einen infantilen Eindruck – vielleicht zog Rani deshalb diesen Vergleich. »Kabine vier hat er, dieser Wilson. Was wollt ihr eigentlich von ihm?«
»Eine geschäftliche Angelegenheit«, sagte Rani ausweichend.
»Und was treibt euch nach Sibuyan?«
»Hör zu, Alex, wir haben jetzt keine Zeit zum Plaudern … Später können wir uns gerne in der Bar treffen. Fühl dich eingeladen – bestell dir jetzt schon was auf unsere Rechnung.«
Der Deutsche tippte sich zufrieden ans Kinn. »Sehr großzügig von euch. Und wenn ihr noch mal Hilfe benötigt, wendet euch vertrauensvoll an mich.«
»Das werden wir ganz sicher.« Rani drehte sich demonstrativ um und trat vor die Kabinentür mit der Nummer vier.
Er hörte, dass sich Alex kommentarlos entfernte.
»Der direkte Weg ist der beste.« Ohne weitere Umschweife klopfte Danielle. Sie wartete, doch es rührte sich nichts im
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