MacAllister 6 Die schottische Wildkatze
damit sie Lochlans Gesicht zwischen ihre Hände nehmen konnte. Alles an ihm setzte sie in Flammen. Sie war nie zuvor so geküsst worden. Sie fühlte sich sowohl verschlungen als auch geliebt. Es ergab keinen Sinn, da sie sich derart zu ihm hingezogen fühlte.
Plötzlich klopfte es an der Tür.
Lochlan löste sich finster blickend von ihr. Cat konnte nichts anderes tun, als dazustehen, während er zur Tür ging und sie aufriss. Der Magd auf dem Flur entfuhr tatsächlich ein erschreckter Aufschrei, als sie seine düstere Miene sah.
»Ihr Essen, Mylord.«
Mit einer Hand fuhr er sich durchs Haar, dann machte Lochlan einen Schritt nach hinten, um sie eintreten zu lassen. Er warf Cat einen Blick zu, der sie versengte.
So rasch sie konnte, stellte die Magd das Essen auf den Tisch am Fenster, ehe sie sich hastig wieder zurückzog.
Lochlan hätte das Verhalten der Frau vielleicht lustig gefunden, aber seine Lenden brannten. Im Augenblick fielen ihm nur zwei Möglichkeiten ein, sein Unbehagen zu beenden - entweder goss er sich einen Krug Wasser über den Schoß, oder er warf Cat auf das Bett hinter ihm. Unseligerweise war keine der beiden Möglichkeiten realisierbar.
Catarina beugte sich über das Essen und seufzte. Er hatte selten einen beseligteren Ausdruck auf ihrem Gesicht gesehen als den, mit dem sie sich ein Stück Brot abbrach und in den Mund steckte.
»Hungrig?«
»Halb verhungert«, hauchte sie. Dann warf sie ihm einen übermütigen Blick zu. »Solltest du je gezwungen sein zu fliehen, dann rate ich dir, nimm eine üppige Mahlzeit zu dir, ehe du deinem Bewacher einen Schlag auf den Kopf versetzt und entkommst. Es ist recht schwer, anzuhalten und etwas zu essen, während man auf der Flucht ist. Meist holen dich deine Verfolger dann ziemlich rasch ein.«
Er lächelte. »Das werde ich mir merken, sollte ich je in Ketten aufwachen.«
Lochlan stellte sich zu ihr an den Tisch, als sie ihnen beiden Wein einschenkte.
schluckte etwas, ehe sie wieder sprach. »Allerdings haben wir ja auch für die Nacht Rast gemacht...«
»Und sie haben uns, so hat es den Anschein, eingeholt.«
Sie nickte. »Denkst du, wir sollten fliehen, sobald sich die Lage beruhigt hat?«
Lochlan schaute aus dem Fenster in die anbrechende Dunkelheit. »Lass uns erst abwarten, was sie unternehmen. Mit ein bisschen Glück ziehen sie ab. Außerdem brauchen wir die Rast. Nicht zu erwähnen, dass die Pferde erschöpft sind und das Ausruhen noch nötiger haben als wir.«
»Ja, stimmt. Aber ich hasse es zu warten!«
»Und ich glaube, ebendiese Ungeduld hat dich in die Klemme von vorhin gebracht, oder?«
Sie rümpfte missbilligend die Nase. Dabei sah sie so reizend aus, dass er kaum den Blick abwenden konnte. Sie beendeten die Mahlzeit schweigend, während Lochlan nachdachte, wie sie am besten weiter vorgingen.
Er trat ans Fenster, wartete auf den Befehl an die Soldaten zum Aufbruch. Aber sie schienen Wurzeln schlagen zu wollen. Seine einzige Hoffnung bestand darin, dass sie nicht vorhatten, die ganze Nacht zu bleiben. Die Anspannung dieses ständigen Wartens begann auch an Catarinas Nerven zu zehren.
»Würde es dir etwas ausmachen, mir einen ungestörten Moment zu lassen? Ich würde gerne meine Kleider waschen und mich umziehen.«
Lochlan nickte. »In meiner Tasche ist ein Kamm, wenn du möchtest.«
»Danke.«
Cat beobachtete, wie er die Tür hinter sich schloss. Sie schlich zum Fenster, um die Männer zu beobachten, die immer noch nach Leuten suchten, die sie befragen konnten. Sie wünschte ihnen die schwarzen Pocken an den Hals. Wenn sie in dem Tempo weitermachten, mussten sie noch Tage hierbleiben.
Immer noch besser als in einem deutschen Schloss. Den Gedanken festhaltend, goss sie sich rasch Wasser in eine Schüssel und benutzte den kleinen Lappen, um sich frisch zu machen. Sie war noch ganz gerührt wegen Lochlans Freundlichkeit, ihr die Kleider zu kaufen. Aber es passte ins Bild. Er war daran gewöhnt, sich um andere zu kümmern. Als Laird war es seine Aufgabe, die Bedürfnisse anderer Menschen vorauszusehen und sie so gut wie möglich zu erfüllen.
Das wenigstens war die Theorie, aber die meisten Männer in solchen Positionen, die sie getroffen hatte, hatten die Einstellung entwickelt, dass das, was am besten für sie selbst war, für alle das Beste sein musste.
Sie kniete sich hin und öffnete die Satteltaschen, um nach dem Kamm zu suchen. Alles war ganz ordentlich. Jeder Gegenstand war sorgfältig eingewickelt und befand sich
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