MacAllister 6 Die schottische Wildkatze
sehen zu können. Es war eine mondlose Nacht, was dabei helfen würde, sie vor ihren Verfolgern zu verbergen, aber sie konnte auch den Weg nicht erkennen, dem sie folgten. Sie verspürte Angst, und das gefiel ihr gar nicht. Sie hasste es, Angst zu haben. Die Dunkelheit war bedrückend.
Plötzlich war Lochlan neben ihr und zwang sie, langsamer zu werden.
»Stimmt etwas nicht?«
Er bedeutete ihr zu schweigen.
Sie sagte nichts, aber das Dröhnen ihres Herzschlages in ihren Ohren war ohrenbetäubend.
Lochlan glitt zu Boden und streckte die Hände nach ihr aus. Sie war sich nicht sicher, ob sie seiner stummen Aufforderung gehorchen sollte, zwang sich aber, ihm zu vertrauen. Sein Griff war fest, und sie landete sicher neben ihm. Dann schlug er ihrem Pferd auf die Hinterbacke, sodass es davonrannte.
»Was soll ...«
»Pst!«, zischte er.
Verärgert schaute sie zu, wie er sein Pferd an den Straßenrand führte und hieß, sich hinzulegen. Er bedeckte es mit Blättern und Stöcken, dann bedeutete er ihr, sich daneben auszustrecken. Sobald auch sie bedeckt war, kam er zu ihr. Er hatte sich gerade selbst so gut es ging getarnt, als Cat auch schon das Dröhnen von Hufen hörte.
»Siehst du sie?«, rief eine der Wachen.
»Aye. Sie sind immer noch vor uns.«
Sobald der Trupp vorübergeritten war, wollte Cat aufstehen, doch Lochlan zog sie zurück. Sie konnte die Muskeln in seinem Arm an ihrem Bauch und unter ihrer Brust spüren. Gerade, als sie ihren Mund geöffnet hatte, um zu protestieren, vernahm sie erneut Hufgeklapper, diesmal aber nur von einem Reiter. Mit offenem Mund wartete sie, bis auch er vorüber war.
Eine ganze Weile später richtete Lochlan sich auf, dann hielt er ihr die Hand hin.
»Woher wusstest du, dass es noch einen Reiter als Nachhut geben würde?«
»Jeder Befehlshaber mit auch nur einem halben Hirn wird jemanden ein Stück hinter den anderen folgen lassen, für den Fall, dass jemand ebendiesen Trick versucht.« Er hob sie in den Sattel seines Pferdes, ehe er sich hinter ihr auf den Rücken des Tieres schwang.
»Kann dein Pferd uns beide tragen?«
Er trieb den Hengst an. »Eine Weile sicher. Wir werden etwas langsamer vorankommen, aber da uns niemand mehr so dicht auf den Fersen ist, wird es schon gehen.«
»Es sei denn, sie merken, dass mein Pferd reiterlos ist.«
«Hoffentlich sind sie zu dem Zeitpunkt weit genug entfernt, dass es ihnen nicht ohne weiteres möglich ist, unsere Spur zu finden.«
Cat hoffte, dass er recht hatte. Das Letzte, was sie wollte, war, in Ketten zu ihrem Vater gebracht zu werden. Nicht zu vergessen, dass Lochlan sein Leben aufs Spiel setzte, indem er ihr half. Er schuldete ihr nichts, und doch war er freundlicher zu ihr als ihre eigene Familie. Ihr wurde das Herz ganz weich davon.
»Habe ich dir eigentlich gesagt, wie dankbar ich dir dafür bin, was du für mich tust?«
»Nein, bis jetzt hast du mir vor allem Beleidigungen an den Kopf geworfen.«
»Dann werde ich das nie wieder tun - auch nicht, wenn du es eigentlich verdientest.«
Lochlan war erschüttert von dem zärtlichen Unterton in ihrer Stimme. Er war mehr Gift als Honig von seinen Mitmenschen gewohnt, sodass er nicht wusste, wie er darauf reagieren sollte. »Danke.«
»Bitte sehr.«
Schweigend setzten sie ihren Weg fort; Lochlan lauschte auf irgendein Geräusch, das die Rückkehr der Wachen verraten würde. Aber im nächtlichen Wald war es vollkommen still — sie schienen in Sicherheit zu sein.
Auch Cat spitzte die Ohren, aber nach einer Weile wurde sie von der ganzen Aufregung, den rhythmischen Bewegungen des Pferdes und Lochlans Körperwärme schläfrig. Sie schmiegte sich fester an ihn.
Himmel, der Mann roch wirklich gut. Der Duft seiner Haut war angenehm männlich. Am liebsten hätte sie sich vor Wonne an ihm gerieben, aber das war natürlich ausgeschlossen. Trotzdem wurde der Wunsch übermächtig, und ihre Augenlider wurden schwerer und schwerer.
Sie gab sich große Mühe, wach zu bleiben, aber es war ein langer Tag, und sie war fast pausenlos auf der Flucht, seit sie heute Morgen ihr Bett verlassen hatte. Jetzt, da sie sicher war, gewann ihre Erschöpfung Oberhand.
Lochlan merkte mit gerunzelter Stirn, dass Catarina einschlief Ihr Körper entspannte sich so plötzlich, dass es ihm nur gerade noch gelang, sie festzuhalten. Er ließ sein Pferd anhalten, verlagerte ihr Gewicht in seinen Armen, dann ritt er weiter.
Er hielt sie sorgsam und wunderte sich, dass sie ihm genug traute, in seinen
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