MacAllister 6 Die schottische Wildkatze
er, als der wieder zu ihnen kam. »Ich kann immer erfahrene Ritter unter meinen Männern gebrauchen.«
Bracken erwiderte bitter, während er wieder auf sein Pferd aufsaß und zur Scheune vorausritt. »Ich habe weder Schwert noch Rüstung, und das Pferd habe ich nur, weil ich es mir aus den Stallungen des Königs zurückgeholt habe. Womit sollte ich Euch schon nützen?«
»Sich das zu nehmen, was einem gehört, ist in meinen Augen kein Verbrechen. Das Angebot steht. Schwert und Rüstung kann man kaufen.«
Argwohn verdunkelte Brackens Blick. »Warum solltet Ihr das für mich tun?«
Lochlan erwiderte seinen Blick offen und bemühte sich, die schmerzlichen Gefühle aus seiner Stimme herauszuhalten. »Weil kein Sohn für die Taten seines Vaters zur Verantwortung gezogen werden sollte. Noch sollte er anhand ihrer beurteilt werden.«
Bracken starrte ihn eine Weile an, und Lochlan war sich sicher, dass der Mann verstand. Er sprach nicht nur von Brackens, sondern auch von seinem eigenen Vater. »Was ist mit meinen Geschwistern?«
»Ihr braucht einen Knappen. Bryce scheint genau im richtigen Alter dafür zu sein; und meine Mutter wäre entzückt, eine junge Dame um sich zu haben, die sie unterrichten kann.«
Bracken blickte zu Julia, die Liebe und Erleichterung in seinen Augen waren beinahe greifbar. Es war offensichtlich, dass er sich um sie am meisten Sorgen machte. Dennoch wollte er sie nicht ganz der Gnade anderer überantworten. »Wir zahlen für uns.«
»Daran zweifle ich nicht.«
Bracken hielt ihm den Arm hin. »Dann bin ich Euer Mann.«
Ohne Catarinas Gewicht zu verlagern, nahm Lochlan den angebotenen Arm und schüttelte ihn, nickte. »Willkommen im MacAllister-Clan.«
Tränen glitzerten in Julias Augen. »Wir haben wieder ein Zuhause? Wirklich?«
»Ja, Liebes«, antwortete Bracken, dem die Stimme zu brechen drohte. »Es sieht so aus.«
Sie stieß einen Freudenschrei aus, dann lief sie zu Bryce und umarmte ihn. »Hast du das gehört, Bruder? Wir haben wieder ein Zuhause.«
»Ich habe gehört, bis du mir ins Ohr geschrien hast. Jetzt bin ich bestimmt für immer taub.«
Sie versetzte ihm spielerisch einen Stoß. »Ach, hör auf, Lord Mürrisch. Du bist genauso aufgeregt wie ich, wenn du ehrlich bist.«
Ein leises Lächeln des ruhigen Jungen bestätigte diese Einschätzung, aber er murmelte nur etwas Unverständliches vor sich hin und ging weg.
Bracken hielt Lochlans Pferd, während der sich mit Catarina im Arm aus dem Sattel gleiten ließ. Sie regte sich nicht. »Ich könnte schwören, dass diese Frau schlafen kann, während die Welt um sie herum untergeht.«
»Ja. Sie ist die perfekte Frau für einen Mann, der schnarcht.«
Lochlan lachte. »Richtig.« Er trug Catarina zur Scheune, wo Julia rasch ein behelfsmäßiges Lager für sie herrichtete. Er bettete sie darauf und deckte sie mit seinem Umhang zu. Ihre Wangen waren vom Schlaf gerötet, und ihr schwarzes Haar lockte sich ganz reizend um ihr Gesicht. Verflixt, sie war die schönste Frau, die er je gesehen hatte. Besonders wenn sie schwieg und ihn nicht mit Fragen quälte.
Bracken blieb neben ihm stehen. »Ihr schaut sie dauernd so an, dass mir der Verdacht kommt, Ihr seid von ihr betört.«
»Ich bin zu alt dafür, betört zu werden«, antwortete dieser verächtlich.
»Dafür ist man nie zu alt.«
Natürlich war man das. Er war ein erwachsener Mann und würde bald eine andere heiraten - wenn er je zurückkehrte und sich dazu durchringen könnte, einen Antrag zu machen. Betörung war für Kinder und dumme Frauen, nicht für Männer.
Brackens Worte nicht weiter beachtend, ging er, um seinem Pferd den Sattel abzunehmen und es ihm so bequem wie möglich zu machen, während sich Bryce und Bracken um ihre Tiere kümmerten. Julia machte das Lager für alle fertig, dann legte sie sich hin und schlief unverzüglich ein.
Bryce tat es ihr nach, dann folgte auch Bracken ihrem Beispiel. Als Lochlan sich ebenfalls niederließ, vergewisserte er sich, dass sein Schwert griffbereit neben ihm lag. Er hatte sich für den Platz zwischen Bracken und Catarina entschieden. Er schloss die Augen und war sofort eingeschlafen.
Sogar in seinen Träumen ließ ihm Catarina keine Ruhe. Er konnte sie sehen und mit ihm lachen hören, ihren Körper an seinem spüren. Es war der wundervollste Traum, den er sich nur vorstellen konnte. Sie immer so bei sich zu haben, das wäre der Himmel auf Erden.
Doch das war natürlich ausgeschlossen. Sie war eine Frau, die sich weigerte,
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