MacAllister 6 Die schottische Wildkatze
Scheune, um sich umzuziehen; ihre Brüder legten die Waffenröcke gleich an Ort und Stelle an. Cat wandte den Blick ab, hatte aber doch flüchtig Brackens muskulöse Brust gesehen, worauf sie an Lochlans denken musste. Wie seltsam, dass der gut gebaute Mann vor ihr sie so gar nicht interessierte und sie statt dessen an einen anderen denken musste. Lieber würde sie den Mann zu ihrer Linken nackt sehen.
Du hast den Verstand verloren.
Wahrlich, es gab keine andere Erklärung. Warum sonst sollte sie von Brackens schwellenden Muskeln nicht fasziniert sein? Er war ein gut aussehender Mann, seinen Körper fand sie zwar angenehm anzuschauen, aber der Anblick beschleunigte weder ihren Herzschlag, noch machte er sie atemlos. Was sie brauchte, war jemand, der sie von diesen beunruhigenden Gedanken ablenkte.
»Ich werde nachsehen, ob wir noch etwas zu essen von dem Bauern bekommen können«, erklärte sie und ging zur Tür.
Lochlan hielt sie auf, um ihr seine Geldbörse zu geben. »Es geht viel leichter, wenn du ein paar Münzen zum Bezahlen hast.«
Sie lachte und versuchte ihre Verlegenheit zu überspielen. »Das mag stimmen. Danke.«
Ein leichtes Lächeln spielte um seine Mundwinkel und ließ ihr Herz flattern. Sie wusste nicht, warum eine so schlichte Geste dafür sorgen konnte, dass ihr ganz weich in den Knien wurde, während Brackens nackter Oberkörper sie völlig kaltgelassen hatte.
Dennoch war das nichts, verglichen mit dem überwältigenden Wunsch, den sie verspürte, eine Hand auszustrecken und sein Gesicht zu berühren. Allein der Gedanke erfüllte sie mit Entsetzen, sodass sie rasch ging.
Lochlan konnte nicht verhindern, dass er Catarina nachsah, als sie aus der Scheune lief. Der Schwung ihrer Hüften hatte etwas unglaublich Fesselndes.
»Euch hat es aber schlimm erwischt.«
Bei Brackens Bemerkung runzelte er die Stirn. »Wie bitte?«
»Ihr wisst, was ich meine. Wenn ihr Vater hier wäre, würde er Euch für die Art und Weise, wie Ihr ihr nachstarrt, die Augen ausstechen. Es fehlt nicht viel, und Ihr sabbert bei ihrem Anblick.«
Am liebsten hätte Lochlan alles wie ein Kind abgestritten, aber was nützte das? Bracken hatte recht. Er hatte sich schon viele Jahre lang nicht mehr so von einer Frau angezogen gefühlt. »Nun, ich bin alt genug zu wissen, wann ich nicht einfach tun kann, was ich am liebsten wollte.«
»Ware es denn so schlimm, wenn Ihr das tätet?«
Das wäre es. Er hatte genug Verantwortung auf sich lasten, und Catarina gehörte nicht zu der Sorte Frau, die er in seinem Leben brauchte. Ihre Eigenwilligkeit wäre für jeden Mann eine ständige Belastung.
»Herzen sind wankelmütig«, sagte er leise zu Bracken. »Daher hat der Herr uns den Verstand gegeben, damit wir eine Dummheit erkennen, wenn sie uns begegnet. Sie ist eine französische Prinzessin, deren Vater bereits einen Gatten für sie ausgewählt hat. Ich habe schon vor langer Zeit gelernt, mich aus solchen Angelegenheiten herauszuhalten. Ich hatte jahrelang Krieg mit einem anderen Clan wegen so etwas, der beinahe meine Leute vernichtet hätte. Ich verspüre nicht den Wunsch, einen neuen anzuzetteln.«
»Warum helft Ihr ihr dann?«
Lochlan schaute weg, beschäftigte sich angelegentlich damit, den Sattelgurt festzuziehen. »Ich schulde ihr etwas für das Leben meines Bruders. Sie hat ihn gerettet, und ich habe ihr mein Wort gegeben.«
»Ist das der einzige Grund?«
»Natürlich.«
Bracken schnalzte mit der Zunge. »Wenn Ihr es vorzieht, das zu glauben ...«
Julia trat, inzwischen in ihrem geborgten Kleid, zu ihrem Bruder und erklärte vorwurfsvoll: »Schau dich doch an ... einem anderen Vorträge über die Liebe halten.« Sie schüttelte den Kopf. »Achtet nicht auf ihn, Lochlan. Mein Bruder weiß noch weniger von der Liebe als ich.«
Bracken verdrehte die Augen. »Du hast zu vielen Minnesängern zugehört, Kind.«
»Vielleicht, aber ich würde nie zulassen, dass diejenige, die ich liebe, einen anderen heiratet.«
Der Zorn, den ihre Worte in Bracken weckten, war nicht zu übersehen. Mit blitzenden Augen entfernte er sich, um die anderen Pferde zu satteln.
Lochlan runzelte angesichts dieses plötzlichen Abgangs und des Schmerzes auf Julias Zügen die Stirn.
»Ich sollte meine Zunge besser hüten«, erklärte sie zerknirscht. »Ich wollte ihm für mein Leben nicht wehtun.«
Da er selbst seine Brüder schon zahllose Male mit Worten verletzt hatte, ohne es gewollt oder beabsichtigt zu haben, verstand er sie vollkommen. »Wir
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