MacAllister 6 Die schottische Wildkatze
kommen niemals zum Hafen, ehe Reginalds Männer uns einholen.«
Lachend schlang sie ihm die Arme um den Hals. »Vielleicht ist es das sogar wert.«
Sein Blick versengte sie. »Du wärest mir ein- oder zweimal Auspeitschen wert.«
Cat wurde ganz warm ums Herz, sie schloss die Augen und genoss es einfach, in seinen Armen zu sein. Ihr ganzes Leben lang hatte sie sich gefragt, wie es wohl wäre, so für einen Mann zu empfinden. Jetzt wusste sie es. Es war angsteinflößend und gleichzeitig einfach wunderbar.
Wenn es doch nur Bestand haben könnte. Sie wollte ihn bitten, mit ihr davonzulaufen, aber sie kannte seine Antwort schon.
Er hatte einen Clan und Familie. Leute, die sich auf ihn verließen. Die würde er niemals aufgeben. Auch nicht für sie.
Aber hier in der Nacht ließ sie ihrer Phantasie freien Lauf; im Geiste sah sie sich und ihn zusammen. Sah ihre Kinder spielen, während sie beide zuschauten.
Lochlan legte seine Wange auf ihren Scheitel. Ihr Atem strich zärtlich über seine Brust. Wie sehr wünschte er sich, dass sie zusammenbleiben konnten. Wenn Catarina doch nur keine Prinzessin wäre, deren Vater darauf aus war, sie politisch vorteilhaft zu verheiraten. Obwohl der MacAllister-Clan groß und mächtig war, würde er einem französischen König nicht unbedingt als erstrebenswerter Bündnispartner erscheinen. Dazu lag zu viel Land und Meer zwischen ihren Grenzen.
Und er war auch nicht wie seine Brüder, die das MacAllister-Land einfach verlassen konnten, um beispielsweise hier in Frankreich zu wohnen. Seine Familie und seine Leute verließen sich auf ihn. Zweifellos würde ihn bei seiner Rückkehr ein wahrer Berg Probleme erwarten, die er lösen sollte.
Aber für den Augenblick konnte er so tun, als ob er nur ein Mann war und Catarina nur eine Frau. Dass sie beide eine gemeinsame Zukunft hatten. Heute Nacht gab es sonst niemanden auf dieser Erde, nur sie beide.
Sie gehörte ihm und er ihr.
Aber ihm graute vor dem Morgen. Am meisten jedoch vor dem Tag, an dem er Zusehen musste, wie sie aus seinem Leben trat.
Möge der Himmel mir helfen und mich stark machen. Er hatte die Wahrheit begriffen: Er würde auf den Knien kriechen, um sie zu behalten.
Entsetzt über diese Erkenntnis, hob er ihr Gesicht an und küsste sie zärtlich. Sie entspannte sich weiter, schmiegte sich an ihn.
Innerhalb kürzester Zeit war sie eingeschlafen. Merkwürdig, es kam ihm so vor, als kenne er sie schon ewig. Es war schwer zu glauben, wie wichtig sie ihm in so kurzer Zeit geworden war.
Dennoch war nicht abzustreiten, was er tief in seinem Herzen fühlte. Sie hatte ihn auf eine Art und Weise berührt wie sonst niemand. Er wäre nie wieder derselbe.
Dafür müsste er sie fast hassen. Aber in ihm war kein Hass, nur ruhiger Frieden. Er begriff nicht, wie sie ihn gleichzeitig erregen und beruhigen konnte.
Er gab sich große Mühe, nicht länger darüber nachzudenken, sondern konzentrierte sich darauf, sein Pferd in den nächsten Stunden sicher durch die Dunkelheit zu lenken.
Der Morgen brach gerade an, als sie Honfleur erreichten. Überrascht stellte er fest, dass Menschen unterwegs waren - allerdings befanden sich die meisten wohl auf dem Heimweg nach einer durchzechten Nacht. Der Ehrlichkeit halber durfte nicht unerwähnt bleiben, dass auch ein paar Kaufleute schon bei der Arbeit waren. Einer von ihnen nickte ihm grüßend zu, als er vor seinen Laden trat, um den Weg zu fegen.
Lochlan wurden die Augen schwer - er musste sich zwingen, wach zu bleiben. Hier musste doch irgendwo ein Gasthof sein, wo sie sich kurz ausruhen konnten.
Das war der Gedanke, der ihn beherrschte, als er in eine Seitengasse einbog, die zu den Docks führte. Als sie sich einem besonders großen Schiff näherten, wurde ihm klar, dass es vor Kurzem erst in den Hafen eingelaufen sein konnte. Die Seeleute riefen sich Anweisungen zu, während sie die Anker warfen.
Er dachte sich nichts dabei, bis er aufschaute und die Beflaggung sah.
Sein Herz setzte aus, als er das Banner erkannte.
Das Segel trug das persönliche Wappen von Philip Capet, dem König von Frankreich und Catarinas Vater.
Und ebendieser Mann schaute ihn direkt an.
13
Das Vernünftigste wäre es vermutlich, das Pferd zu wenden und so rasch wie möglich davonzupreschen, fort von dem Mann, der seinen Kopf fordern würde, wenn er Catarina entdeckte. Aber das tat Lochlan nicht. Er war sich nicht sicher, ob der König die Frau in seinen Armen überhaupt erkennen konnte - aus dieser
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