MacAllister 6 Die schottische Wildkatze
Entfernung und während sie mit dem Gesicht an seiner Brust schlief.
Und wenn Lochlan floh, würde allen klar, dass er Angst davor hatte, gesehen zu werden. Zweifellos würden sie ihm schlicht aus Neugier folgen und dann Catarina finden.
Das wäre für ihn das Todesurteil.
Daher war es sicherer, seinen langsamen Ritt zum Gasthof am Ende der Straße unauffällig fortzusetzen und dabei zu beten, dass es nicht auch Ziel des Königs war. In dem Fall würde es eine sehr kurze, unbequeme Nacht werden.
Gib dich zwanglos, uninteressiert. Und um Himmels willen, lass dir keine Unruhe anmerken.
Es wäre hilfreich, wenn er nicht das Gefühl hätte, als ob jeder Mann an Bord des Schiffes ihn eindringlich musterte.
Das tun sie nicht. Sei vorsichtig.
Das war schwer, wenn sein Leben von seinem Auftreten abhing. Mit klopfendem Herzen nickte Lochlan dem Matrosen zu, der das Schiff vertäute. Er hielt den Blick geradeaus gerichtet, zwang sich, nicht wieder zum König zu sehen, der nun mit einem Mann an seiner Seite sprach.
»Halt.«
Lochlan musste sich zwingen, sein Pferd zu zügeln und ihm nicht einfach die Sporen zu geben. Er blickte nach unten, um sich zu vergewissern, dass Catarinas Gesicht durch den Ärmel seines Waffenrockes verdeckt war, ehe er sich im Sattel umdrehte und einen der Männer des Königs auf sich zukommen sah. »Ja?«
»Seid Ihr aus der Gegend hier?«
Lochlan zögerte, während er überlegte, warum der Mann ihn das fragte. »Ich fürchte, nein.«
Der Adelige fluchte: »Besteht die Chance, dass Ihr wisst, wo wir einen gewissen Lord Mortimer finden?«
Dankbar, dass er nicht nach einem gewissen Lord Lochlan oder einem Henker suchte, schüttelte Lochlan den Kopf. »Nein, Mylord. Ich habe keine Ahnung.«
Der Blick des Mannes glitt zu Catarinas Kopf, dann entschuldigte er sich. »Verzeiht mir, ich hatte nicht bemerkt, dass Ihr Eure Gattin bei Euch habt.«
Lochlan lächelte, um seine Erleichterung zu überspielen, dass der Ritter nicht mehr von ihr sehen konnte. »Kein Grund zu Sorge. Sie schläft tief und fest.«
Dem Himmel sei Dank dafür. Wenn dem nicht so wäre, würde sie am Ende ausgerechnet jetzt aufwachen und sie beide an den Galgen bringen.
Der Adelige neigte den Kopf. »Euch noch einen guten Morgen, Mylord.«
»Euch ebenso.«
Lochlan drückte seinem Pferd die Fersen in die Flanken, obwohl er völlig verkrampft war. Bei jedem Schritt des Tieres rechnete er damit, einen Schrei vom König oder einem seiner Männer zu hören.
Erst als er den Gasthof erreicht hatte, konnte er wieder tief Luft holen. Hier müssten sie in Sicherheit sein. Er blickte zu dem Schiff zurück und sah, wie Pferde entladen wurden.
Er flüsterte ein Dankgebet und drückte Catarina dicht an sich, während er zu Boden glitt. Er hielt sie sorgsam vor den Blicken anderer verborgen, als er anklopfte und wartete, dass der Wirt ihnen aufmachte.
Ein kleiner, drahtiger alter Mann öffnete die Tür und spähte zu ihm auf. »Aye?«
»Habt Ihr ein Zimmer zu vermieten, guter Mann?«
Er kratzte sich die Wange, nickte und öffnete die Tür weiter. »Es gibt ein Zimmer, Mylord. Braucht Ihr Hilfe mit den Pferden?«
»Ja, bitte.«
»Ich werde sie versorgen, sobald Ihr und Eure Dame untergebracht seid.«
Lochlan trat ein und sah sofort, dass das Haus klein, aber sauber und ordentlich war. »Danke.«
Der Mann neigte den Kopf, dann schloss er die Tür und führte Lochlan in ein Zimmer, das im Erdgeschoss lag, etwa in der Mitte eines langen, schmalen Flures.
Im Gasthof war es völlig still, was Lochlan gefiel. Nur der Wirt hatte sie gesehen, sodass niemand seine Ankunft hier zufällig vor dem König oder seinen Männern erwähnen konnte. Je weniger von Catarinas Anwesenheit wussten, desto besser.
»Ich bin Reynard«, erklärte der Wirt. Er öffnete die Tür zum Gastzimmer und trat zur Seite, sodass Lochlan Catarina hineintragen und aufs Bett legen konnte. »Wenn Ihr noch etwas benötigen solltet, zögert nicht, danach zu fragen. Ich bin auf meinem Platz an der Tür, bis mein Bruder Rolfe aufwacht. Er wird Euch danach ebenso gerne zu Diensten sein, Mylord. Ich bringe jetzt die Pferde in den Stall hinterm Haus. Dort gibt es für sie guten Hafer und frisches Wasser.«
»Danke, Reynard.« Lochlan gab ihm eine Münze.
Das Gesicht des anderen leuchtete auf. »Es ist mir eine Freude, Euch zu dienen. Und denkt daran, alles, was Ihr braucht - alles.«
Erst als der Wirt gegangen war, fiel Lochlan auf, dass er gar nicht nach seinem Namen
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