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MacBest

Titel: MacBest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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jenem Abend war ich im Großen Saal. Du hast den König umgebracht, mein Lord.«
    »Das stimmt nicht!« kreischte der Herzog. »Du warst nicht dabei! Ich habe dich nicht gesehen. Ich befehle dir, nicht dabeigewesen zu sein!«
    »Zuvor hast du nicht gewagt, solche Worte auszusprechen«, stellte die Herzogin fest.
    »Ja, Lady. Aber jetzt kann ich die Wahrheit nicht länger verschweigen.«
    Lord Felmet wankte auf den Narren zu.
    »Du hast mir Treue bis zum Tod geschworen«, zischte er.
    »Ja, mein Lord. Es tut mir leid.«
    »Du bist tot.«
    Der Herzog riß den Dolch aus Wimsloes schlaffer Hand, sprang vor und rammte ihn bis zum Heft ins Herz des Narren. Magrat schrie.
    Der Narr taumelte unsicher.
    »Den Göttern sei Dank, es ist vorbei«, sagte er, als Magrat an den anderen Schauspielern vorbeieilte und den Narren an etwas preßte, das hier großzügigerweise als ihr Busen bezeichnet werden soll. Der Hofnarr dachte daran, daß er nie einem Busen direkt ins Gesicht gesehen hatte, zumindest nicht seit seiner Zeit als Säugling. Er fand es grausam von der Welt, ihm diese Erfahrung erst nach dem Tod zu ermöglichen.
    Behutsam schob er den einen Arm Magrats beiseite, nahm die verhaßte Hörnerkappe ab und schleuderte sie fort. Er brauchte jetzt kein Narr mehr zu sein, und im Jenseits verloren Schwüre und dergleichen an Bedeutung. Außerdem: Angesichts des Busens schien der Tod besser zu sein als das Leben.
    »Ich bin unschuldig«, sagte der Herzog.
    Kein Schmerz, dachte der Narr. Komisch. Andererseits: Wenn man tot ist, spürt man wahrscheinlich keine Schmerzen mehr. Das hätte ohnehin keinen Zweck.
    »Ihr habt alle gesehen, daß ich völlig unschuldig bin«, fuhr Lord Felmet fort.
    Tod bedachte den Narren mit einem verwirrten Blick. Dann griff er unter seinen schwarzen Umhang und holte eine Sanduhr hervor. Kleine Glocken baumelten daran. Er schüttelte sie, und ein leises Klimpern erklang.
    »Ich habe nicht den Befehl gegeben, daß so etwas geschehen soll«, sagte der Herzog ruhig. Seine Stimme kam aus weiter Ferne, aus jenen Gefilden, die nun seinem Verstand als Heimstatt dienten. Die Schauspieler starrten ihn wortlos an. Es fiel sehr schwer, einen solchen Mann zu verabscheuen; man fühlte sich nur verlegen, in seiner Nähe zu sein. Selbst der Narr empfand Verlegenheit, obwohl er tot war.
    Tod klopfte an die Sanduhr und sah genauer hin, um herauszufinden, ob sie falsch ging.
    »Ihr lügt alle«, verkündete der Herzog gelassen. »Und Lügen ist unartig.«
    Verträumt und sanft erstach er einige Schauspieler, hob dann die Klinge.
    »Seht ihr?« fragte er. »Kein Blut! Ich war’s nicht.« Er blickte zur Herzogin, die wie ein roter Tsunami vor einem kleinen Fischerdorf aufragte.
    »Sie ist es gewesen«, sagte er. »Sie hat es getan.«
    Lord Felmet stieß ihr ein- oder zweimal das Messer in den Leib, um nicht aus der Übung zu kommen, erstach sich dann selbst und ließ den Dolch fallen.
    Er überlegte einige Sekunden lang, und seine Stimme schien der Welt der Vernunft weitaus näher zu sein, als er brummte: »Jetzt könnt ihr mir nichts mehr anhaben.«
    Er drehte sich zu Tod um. »Hast du einen Kometen geplant?« erkundigte er sich. »Normalerweise erscheint ein Komet am Himmel, wenn ein Monarch stirbt. Ich gehe und sehe nach, einverstanden?«
    Er wanderte fort. Das Publikum applaudierte.
    »Eins muß man ihm lassen«, sagte Nanny Ogg schließlich. »Er war sehr königlich. Da sieht man’s mal wieder: Wenn es um Exzentrizität geht, sind Könige weitaus fähiger als Leute wie wir.«
    Tod hob die Sanduhr dicht vor seine leeren Augenhöhlen. Das bleiche, knöcherne Gesicht zeigte Verwirrung.
    Oma Wetterwachs hob den Dolch auf und prüfte die Klinge mit dem Finger. Mit einem leisen Quietschen glitt sie in den Griff zurück.
    Sie reichte das Messer Nanny.
    »Da ist dein magisches Schwert«, sagte sie.
    Magrat warf einen neugierigen Blick darauf und sah dann den Narren an.
    »Bist du tot oder nicht?« fragte sie.
    »Bestimmt lebe ich nicht mehr«, erwiderte er mit gedämpfter Stimme.
    »Ich glaube, ich bin jetzt im Paradies.«
    »Nein, hör mal, ich meine es ernst.«
    »Ich weiß nicht. Ich würde gern atmen.«
    »Dann lebst du noch.«
    »Alle leben«, sagte Oma Wetterwachs. »Der Dolch ist falsch. Offenbar darf man Schauspielern keine richtigen anvertrauen.«
    »Immerhin sind sie nicht einmal imstande, einen Kessel sauberzuhalten«, warf Nanny ein.
    »Es spielt keine Rolle für mich, ob alle leben oder tot sind«, ließ sich

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