MacBest
üppiger Bart wucherte. Rosarote Adern formten die Straßenkarte einer großen Stadt auf seinen Wangen, und die Nase hätte sich erfolgreich in einer Schüssel mit Erdbeeren verstecken können. Er trug ein zerfranstes Wams und eine löchrige Strumpfhose, und seine Gelassenheit konnte fast davon überzeugen, daß der aus Samt und Geziefer-Pelz bestehende Umhang gerade in der Wäsche war. Er ließ ein fleckiges Handtuch sinken, mit dem er sich einen Teil der Schminke aus dem Gesicht gewischt hatte.
»Ich kenne dich«, sagte Oma Wetterwachs. »Du hast den König ermordet.« Sie warf Magrat einen kurzen Blick zu und fügte widerwillig hinzu: »So sah es jedenfalls aus.«
»Ich bin hoch erfreut. Es ist mir immer eine Ehre, wahren Kennern zu begegnen. Olwyn Vitoller, zu euren Diensten. Ich bin der Direktor dieser Vagabundenschar.« Der Mann nahm seinen von Motten angefressenen Hut ab und verneigte sich tief. Es war keine Geste der Ehrerbietung, eher eine Studie in fortgeschrittener Topologie.
Der Hut glitt und ruckte durch eine Serie aus komplizierten Bögen, erreichte das Ende eines Arms, der nach oben zeigte. Ein Bein setzte sich in Bewegung und wich etwas zurück. Der Rest des Körpers sank höflich nach unten, bis sich der Kopf auf einer Höhe mit Omas Knie befand.
»Nun, ja«, sagte Oma Wetterwachs. Ihre Kleidung schien weiter und viel wärmer geworden zu sein.
»Eine gute Vorstellung«, warf Nanny Ogg ein. »Alle die vielen Worte, die du so elegant ausgesprochen hast … Man merkte sofort, daß du ein König warst.«
»Ich hoffe, wir haben euch nicht zu sehr gestört«, meinte Magrat.
»Meine liebe Dame …«, erwiderte Vitoller. »Darf ich darauf hinweisen, wie erfreulich es für einen einfachen Komödianten ist, wenn sein Publikum hinter die Fassade aus reiner Bühnenschminke sieht und den verborgenen Sinn erkennt?«
»Du darfst«, verkündete Oma Wetterwachs. »Und laß mich feststellen, daß du sehr geschickt mit Worten umgehst, Herr Vitoller.«
Sie sahen sich an, als der Dicke seinen Hut wieder aufsetzte – zwei Profis, die sich gegenseitig einschätzten. Vitoller unterbrach den Blickkontakt zuerst und versuchte, den Anschein zu erwecken, als habe überhaupt kein stummer Wettstreit stattgefunden.
»Und nun …«, sagte er. »Was führt drei so bezaubernde Damen hierher?«
Damit verbuchte Vitoller einen verbalen Sieg – Oma Wetterwachs’ Kinnlade klappte herunter. Um sich selbst zu beschreiben, hätte sie höchstens den Ausdruck ›einigermaßen attraktiv‹ verwendet. Nanny war so speckig wie ein Baby, und ihr Gesicht erinnerte an – eine kleine getrocknete Rosine. Was Magrat betraf … Sie wirkte angemessen schlicht und sauber, aber ihre Brust ließ sich mit einem flachen Plättbrett vergleichen, auf dem zwei Erbsen lagen. Bisher hatten Romantik und dergleichen nur in ihrer Phantasie existiert. Oma Wetterwachs spürte etwas, eine besondere Magie, deren Kraft sich nun entfaltete. Doch an diese Art von Zauber war sie nicht gewöhnt.
Es lag an Vitollers Stimme. Bei ihm genügte der Prozeß des Artikulierens, um alles zu verändern.
Man sehe sie sich nur an, dachte Oma und beobachtete ihre beiden Kolleginnen. Putzen sich auf wie zwei Dussel. Sie merkte plötzlich, daß sie sich auf den eigenen eisenharten Haarknoten klopfte, ließ die Hand sinken und räusperte sich nachdrücklich.
»Wir sprächen gern mit dir, Herr Vitoller.« Sie deutete zu den Schauspielern, die gerade das Theater abbauten und eine sichere Distanz wahrten. In einem verschwörerischen Tonfall fügte sie hinzu: »An einem Ort, wo wir nicht gestört werden.«
»Gewiß, liebe Dame«, erwiderte Vitoller. »Derzeit wohne ich in jenem geschätzten Haus, das Durstigen Erleichterung spendet.«
Die Hexen sahen sich verwirrt um, und schließlich fragte Magrat: »Meinst du die Taverne?«
Es war kalt und zugig im Großen Saal des Schlosses Lancre, und die Blase des neuen Kämmerers wurde nicht jünger. Er duckte sich unter Lady Felmets Blick.
»O ja«, sagte er. »Es gibt hier welche. Jede Menge.«
»Und die Leute unternehmen nichts dagegen?« fragte die Herzogin.
Der Kämmerer blinzelte. »Wie bitte?« erwiderte er.
»Die Leute tolerieren sie?«
»Ja, das stimmt«, bestätigte der Kämmerer fröhlich. »Es gilt als Glücksfall, eine Hexe im Dorf zu haben. Ja, so ist es.«
»Warum?«
Der Kämmerer zögerte. Zum letzten Mal hatte er eine Hexe konsultiert, weil gewisse rektale Probleme den Abort in eine tägliche Folterkammer
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